Frauen sind in Österreich und somit auch in Salzburg auch 2024 noch häufiger von Armut betroffen als Männer. Die Gründe dafür liegen in der schlechteren Bezahlung, der Teilzeitarbeit und der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen, führt die Caritas Salzburg am Mittwoch in einer Aussendung aus.
Was Armut bedeutet
Armut bedeute viel mehr als einen leeren Geldbeutel, betont Caritas-Direktor Johannes Dines: „Sie bedeutet soziale Ausgrenzung und Einsamkeit, weil keine Teilnahme am sozialen Leben, wie einmal ins Kino oder mit Freunden essen gehen, möglich ist. Gesundheitliche Probleme, weil die Wohnung nicht ausreichend geheizt werden kann. Abhängigkeiten oder das Verharren in Gewaltbeziehungen, weil keine eigene Wohnung leistbar ist.“ Diese Not ziehe sich durch das gesamte Leben. Es brauche Hilfe und strukturelle Änderungen.
Immer noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Die Hintergründe für Armut und Benachteiligung von Frauen sind vielfältig, wie die Caritas berichtet. Sichtbar seien sie etwa in den „Gender Gaps“.
Weniger Taschengeld für Mädchen
Die Unterschiede zwischen Mädchen und Buben beginnen bereits beim Taschengeld: Buben bekommen durchschnittlich mehr Taschengeld als Mädchen. Das zeigte der Youth Economy Report. Die Ungleichbehandlung beginnt also bereits in der frühen Kindheit.
Trotz Top-Ausbildungen geringere Bezahlung
Obwohl außerdem mehr Frauen als Männer höhere Schulen oder Hochschulen abschließen, verdienen sie durchschnittlich um bis zu 36 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Dabei macht laut Caritas keinen Unterschied, ob die Frauen Kinder haben oder nicht. Dadurch ergeben sich in der Folge geringere Sozialleistungen sowie Pensionen: Frauen steht in der Pension durchschnittlich 41 Prozent weniger Geld pro Monat zur Verfügung. Das sind etwa 900 Euro weniger. Die Folge: Mehr als jede vierte Pensionistin ist armutsgefährdet.
Care-Arbeit immer noch Großteils Frauensache
Der nächste Unterschied zeigt sich im Gender Care Gap. Der weitaus überwiegende Anteil an Hilfs-, Betreuungs- und Pflegeleistungen in Österreich wird von Familienangehörigen erbracht. Etwa eine Million Menschen in Österreich pflegen oder betreuen Angehörige – 68 Prozent und damit mehr als zwei Drittel davon sind Frauen. Durchschnittlich 13 Stunden pro Woche wenden sie dafür auf. Auch das wirkt sich auf die Pensionen aus, weil in der aufgewandten Zeit keiner bezahlten Arbeit nachgegangen werden kann. Denn entlohnt oder angerechnet werden diese Care-Tätigkeiten nicht.
Sozialsystem „auf männliches Erwerbsmodell ausgerichtet“
Wie all diese Unterschiede schließlich in einer stärkeren Armutsgefährdung gipfeln, erklärt Torsten Bichler, Bereichsleiter Soziale Arbeit der Caritas Salzburg: „Unser Sozialsystem ist auf ein männliches Erwerbsmodell ausgerichtet, ausgehend von einer durchgehenden Vollzeiterwerbstätigkeit.“ Es brauche eine gerechtere Verteilung und faire Bewertung der Sorgearbeit, damit weibliche Armut bekämpft und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen erreicht werden kann. „Zum anderen existenzsichernde Maßnahmen, die Frauen in akuten Notlagen unterstützen und unser Sozialsystem geschlechtergerecht machen.“
Zahl der Sozialberatungen in Salzburg steigt
In der Sozialberatung der Caritas Salzburg steigt indes die Zahl der Sozialberatungen. „Gesamt haben wir im ersten Halbjahr 2024 um 19 % mehr Personen beraten als im ersten Halbjahr 2023“, berichtet Sozialarbeiterin Stefanie Brucker. Unter den Klient:innen befänden sich viele Alleinerziehende und Pensionist:innen. „Zum Beispiel eine Mindestpensionistin, die so gerne ihre Enkerl einmal auf einen Ausflug einladen möchte, das geht sich aber finanziell nicht aus. Oder eine Alleinerzieherin, die die Rechnung vom Kindergarten nicht bezahlen kann.“
(Quelle: salzburg24)