61.000 Salzburger:innen können sich gerade einmal das Nötigste leisten – sie gelten als armutsgefährdet. Gerade rund um Weihnachten rücken diese oft in den Fokus all jener, die Gutes tun möchten. Die Spendenbereitschaft steigt in dieser Zeit aufs Maximum. Doch auch nach den Feiertagen bleiben die Notlagen bestehen.
Vor den Feiertagen haben wir die SALZBURG24-Community nach ihren Sorgen und Herausforderungen gefragt. Fünf der Nachrichten, die uns erreicht haben, haben wir im Folgenden für euch ausgewählt, um zu zeigen, dass Armut auch nach der festlichen Zeit ein präsentes Thema bleibt. Die Namen wurden von der Redaktion geändert.
Lilly, Stadt Salzburg:
Mein Name ist Lilly, ich bin 24 Jahre jung und alleinerziehende Mama von drei Kindern. Vor sechs Jahren ist leider meine Mutter verstorben, und mein Vater lebt seit Jahren in der Türkei, da er nicht nach Österreich einreisen darf. Vor drei Jahren habe ich mich von meinem Ex-Lebensgefährten getrennt, wegen häuslicher Gewalt. In den letzten Jahren ist meiner kleinen Familie einiges passiert, dennoch gebe ich mir große Mühe, um standhaft zu bleiben und ihnen das Beste bieten zu können. Momentan leben wir vom Sozialamt. Ich wechsle von Job zu Job, weil immer leider etwas dazwischenkommt. Diesen Monat arbeite ich auf dem Weihnachtsmarkt, dennoch reicht es hinten und vorne nicht, da ich viele Schulden habe, die aus der Zeit stammen, als ich mit 17 schwanger war und alles verloren habe – Wohnung, Mutter, Besitz, einfach alles. Leider habe ich weder Geschenke noch neue Betten, die sich meine Kinder gewünscht haben, und nur noch 200 Euro für den restlichen Monat.
Manfred, Pongau:
Mein Name ist Manfred. Leider kann ich mir seit Jahren keine Weihnachtswünsche mehr erfüllen, da ich seit 2012 arbeitsunfähig bin aufgrund psychischer und körperlicher Erkrankungen. Seit Jahren kämpfe ich um die Invalidenpension, doch sie wird mir immer wieder abgelehnt. Ich habe gerade mal 1.100 Euro Einkommen vom AMS und vom Sozialamt. Das Schlimmste ist nicht, dass ich mir nichts leisten kann, sondern dass ich meiner Tochter nichts schenken kann. Ich schäme mich dafür, aber ich weiß, dass meine Tochter das versteht und mir nicht böse ist.
Von der Gesellschaft wird man nur angefeindet: „Geh arbeiten, du bist doch nur zu faul, jeder der arbeiten will, findet einen Job!“ Ich finde das so schlimm. Mittlerweile habe ich auch keine Freunde mehr, da ich mir das gesellschaftliche Leben nicht leisten kann. Es ist sehr traurig, aber ich muss damit leben!
Andrea, Flachgau:
Ich melde mich zu eurem Aufruf zum Thema finanzielle Sorgen zu Weihnachten. Natürlich ist es nicht so leicht, darüber zu sprechen und die Erkenntnis zu akzeptieren, dass man in einer finanziellen Schräglage ist. Leider ist das bei mir durch Erkrankung und Jobverlust dieses Jahr der Fall. Deshalb wird es dieses Jahr keine Geschenke für meine Liebsten geben (wobei ich ohnehin kein Freund des großen Schenkens bin). Die Sorgen betreffen nicht nur Weihnachten, sondern auch die Rechnungen, die gegen Jahresende wieder ins Haus flattern.
Christina, Tennengau:
Aufgrund eurer Anzeige und meines schweren Falls schreibe ich euch kurz meine Geschichte. Ich hatte eine Wohnung, ein Auto, genug zu essen, tolle Möbel und konnte meine Freizeit genießen. Seit letztem Jahr „pendle“ ich – ich muss nicht immer auf der Straße schlafen und betteln, da ich Freunde und Familie habe, aber ich muss mir täglich neue Schlafplätze suchen und bin die meiste Zeit in der Kälte.
Grund dafür ist unser System. Leider hatte ich eine schwere Hüft-OP und war deswegen lange Zeit im Krankenstand und auch arbeitslos. Ich bekam nicht mal genügend Geld, um meine Miete zu bezahlen, daher verkaufte ich mein Auto und teils meine Möbel. Es dauerte nicht lange, und ich konnte meine Miete nicht mehr pünktlich zahlen, da ich auch nicht regelmäßig mein Krankengeld bzw. Arbeitslosengeld bekam. Zack, bumm – hatte ich auch keine Wohnung mehr.
Weihnachten sollte ein Fest des Friedens, der Liebe und des Miteinanders sein! Leider sehe ich täglich, wie ungerecht das Leben sein kann und wie sehr man von seinem eigenen Land im Stich gelassen wird.
Nadja, Flachgau:
Zum Thema finanzielle Sorgen in der Weihnachtszeit können wir gerade (wie wahrscheinlich der Großteil der Bevölkerung) ein Lied singen. Ich bin Nadja. Ich und mein Mann haben 2017 ein altes Anwesen im Flachgau gekauft und seitdem renovieren wir es, nachdem es über 17 Jahre lang leer gestanden war. Wir haben wahnsinnig viel gearbeitet und beherbergen hier nun 20 Pferde, zwei gerettete Schweine, Hühner, gerettete Katzen und drei Hunde. Schon im Jahr 2020 geriet das Gestüt in die Insolvenz.
Mit vielen schlaflosen Nächten haben mein Mann und ich alles wieder in die Bahn gelenkt, und die Insolvenz wurde 2022 mit einem Sanierungsplan abgeschlossen. Wir mussten umfinanzieren und waren damals dankbar für die Unterstützung der Bank. Jedoch wurden wir nicht richtig aufgeklärt, und es kam zu einem variablen Zinssatz, der natürlich utopische Ausmaße annahm und den wir nicht einhalten konnten. Nun soll das Anwesen im Januar zwangsversteigert werden, zu einem Spottpreis ausgeschrieben, der nichts rechtfertigt. Aber auch hier kämpfen wir weiter.
Und der andere Teil meiner Familie lebt seit Oktober 2023 im Krieg in Israel. Fürs Gemüt auch ein wenig belastend.
Das werden wahrlich „beschissene“ Weihnachten, wo ich nicht mal weiß, wie ich noch das Heu für die Pferde kaufen soll. Deswegen gibt es bei uns heuer nur Kartoffelsalat und Würstl. Und trotzdem weiß ich: 2025 wird alles gut! Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Armut kennt keine Jahreszeit – sie ist nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über Realität für viele Menschen. Diese Erfahrungen von Menschen aus Salzburg zeigen außerdem, dass Armut jede und jeden jederzeit treffen kann, unabhängig von der Lebenssituation oder Herkunft.
Wo finden armutsgefährdete Menschen in Salzburg Unterstützung?
In Salzburg können sich Menschen beispielsweise bei der Caritas, der Diakonie, der Volkshilfe, dem Hilfswerk und der Sozialen Arbeit gGmbH beraten lassen. Kostenfreie Lebensmittel werden bei den Tafeln ausgegeben. Sozialunterstützung muss in den Sozialämtern des Landes beantragt werden.
(Quelle: salzburg24)