Der Asteroid YR4 wird seit Ende Dezember von den Weltraumorganisationen beobachtet. Wurde das Risiko für einen Einschlag auf der Erde Ende Jänner noch mit etwa einem Prozent berechnet, so hat die NASA die Gefahr dafür im Februar auf 2,3 Prozent hochgestuft. Das mag weiter nach einem geringen Risiko klingen, im Vergleich zu anderen Objekten gilt der Wert aber als hoch. Ein möglicher Einschlag des bis zu 90 Meter großen Gesteinsbrockens könnte regional schwere Schäden anrichten.
"Man beobachtet YR4 schon länger, mit fortlaufender Zeit werden die Bahndaten genauer. Ein Einschlagrisiko von rund 2 Prozent ist dabei gar nicht so wenig, bei anderen Asteroiden liegt es maximal im Promillebereich", so der Salzburger Astronom Helmut Windhager im Gespräch mit SALZBURG24 am Dienstag. Ein derartiger Wert werde bei einem Himmelskörper etwa alle zehn Jahre berechnet.
YR4 führt Risikoliste an
Bei YR4 handelt es sich um einen sogenannten erdnahen Himmelskörper. Der berechnete Zeitpunkt eines möglichen Einschlags ist der 22. Dezember 2032. Auf der ESA-Liste mit den wahrscheinlichsten Einschlägen steht der Asteroid ganz oben. Nach der sogenannten Turiner Skala zur Einschätzung von Einschlagwahrscheinlichkeiten und Gefahrenpotenzial befindet sich YR4 auf Stufe 3 von 10 – was bereits sehr selten ist.
Das Interesse der Weltraumorganisationen hat der Asteroid damit bereits. Weitere Daten zu einer genaueren Einschätzung der Flugbahn führen dabei oftmals zu einer Herabstufung der Risikoeinschätzung, wie das bei zahlreichen anderen Objekten bereits der Fall war. Auf der anderen Seite wird aber auch darauf hingewiesen, dass das Gefahrenpotenzial steigen könnte.
Enorme kinetische Energie bei Einschlag
Mit einem Durchmesser von 40 bis 90 Meter handelt es sich nicht um einen sogenannten "Planetenkiller" wie etwa jener, der vor 66 Millionen Jahren das Ende der Dinosaurier einleitete. "Aufgrund einer Geschwindigkeit von etwa 40.000 km/h beim Aufschlag kann er aber durch die kinetische Energie regional für schwere Schäden sorgen. Vergleichbar wäre das Ereignis mit der Detonation von mehreren Atombomben", beschreibt Windhager die Auswirkungen.
Schäden von Ort der Detonation abhängig
Die Folgen durch einen möglichen Einschlag von YR4 würden vom genauen Ort der Detonation abhängen. "In weniger dicht besiedelten Gebieten wie einer Wüste oder der Taiga wären die Auswirkungen eher gering. Bei einem Einschlag im Meer wären Küstengebiete von einem Tsunami betroffen." Verheerend würden die Schäden hingegen in dichtbesiedeltem Gebiet ausfallen.
Panik und Hysterie wären laut Windhager allerdings unangebracht: "Wäre das Risiko für einen Einschlag bei über 10 Prozent, würde man sofort Möglichkeiten diskutieren und planen, was man machen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns YR4 nicht trifft, liegt nun aber immer noch bei 98 Prozent."
Verfahren zur Asteroidenabwehr könnten verbessert werden
Anbieten würde sich der Asteroid allerdings als Übungsziel für planetare Verteidigungssysteme. "Er kommt der Erde sehr nahe und hat zudem eine Größe, bei der man versuchen könnte, etwas zu unternehmen." Bereits erfolgreich getestete Verfahren, bei denen man durch den Einschlag einer Sonde auf dem Himmelskörper diesen um ein paar Zehntelgrade von seiner Bahn abbringt, könnten somit weiter verbessert werden. Vorbereitungen dafür müssten allerdings schon bald getroffen werden, der Zeitraum bis 2032 wird als eher kurz beschrieben.
YR4 taucht schon bald ab
YR4 verschwindet demnächst aus der Sicht der Astronominnen und Astronomen. Aufgrund seiner periodischen Laufbahn und der geringen Größe befindet er sich bis ins Jahr 2028 außerhalb der technischen Möglichkeiten zur Sichtbarkeit. Kann man ihn dann auch von der Salzburger Sternwarte aus sehen? "Nein. Wenn das der Fall ist, sollten wir uns wirklich überlegen, was wir tun", so Windhager mit einem Lächeln.
(Quelle: salzburg24)