Salzburger unter Opfern

Betrogenes Ehepaar spricht über "Cortana World"-Masche

Veröffentlicht: 06. September 2023 15:42 Uhr
Die "Cortana World"-Betrugsmasche zieht weitere Kreise: Mittlerweile haben sich noch mehr Geschädigte bei der Salzburger Polizei gemeldet und die Schadensumme ist auf 330.000 Euro angestiegen. "Es war Gier, wir sind selbst schuld", sagt ein betrogenes Ehepaar zu SALZBURG24. Die mutmaßlichen Betrüger sind indes auf freiem Fuß.

Der mutmaßliche Betrug mit "Cortana World" dürfte nur eine von vielen betrügerischen Maschen im Internet sein, mit denen versucht wird, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. In diesem Fall kommen die beiden Beschuldigten aus der Nähe von Salzburg, konkret aus den oberösterreichischen Bezirken Braunau und Vöcklabruck. Den polizeilichen Ermittlungen zufolge besteht der dringende Verdacht eines vermeintlichen Pyramidenspiels vorwiegend mit Kryptowährungen.

Bis dato haben sich neben den 15 bereits bekannten Geschädigten "zehn bis zwölf weitere Personen gemeldet", so die Salzburger Polizei am Mittwoch auf S24-Anfrage. Die Schadenssumme beläuft sich derzeit demnach auf ca. 330.000 Euro, wobei noch mit einem weiteren Anstieg gerechnet werde. Unter den Betrugsopfern sind vornehmlich Menschen aus Salzburg und Oberösterreich.

Vom Kontakt zur ersten Zahlung

Ein Ehepaar aus Oberösterreich, das anonym bleiben möchte und eigenen Angaben zufolge eine fünfstellige Summe bei "Cortana World" investierte, vertraute sich SALZBURG24 an, "um andere Menschen vor solchen Maschen zu warnen. Wir hoffen, dass sich noch weitere Betrugsopfer melden". Angefangen habe alles im April 2022 – und zwar über einen persönlichen Kontakt. "Unser Sohn hat uns auf die Firma aufmerksam gemacht, weil ein Freund von ihm 100.000 Euro investiert und sofort eine Gewinnauszahlung bekommen hat", erzählen sie gegenüber S24. Schließlich sei der Hauptbeschuldigte gemeinsam mit einem Nachbarskind in die Schule gegangen, was für ein gewisses Vertrauen gesorgt habe. "Wir haben uns breitschlagen lassen und dann selbst erstmal einen kleinen Betrag investiert." Dem Ehepaar sei versichert worden, "dass das Geld sicher ist", zumal nur ein Bruchteil der gesamten Summe zum Traden verwendet würde.

Die Versprechung von "Cortana World" war, dass mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hohe Gewinne mit Kryptowährungen erzielt werden sollen – das konnte durch Ermittlungen der Polizei jedoch nicht bestätigt werden.

Sukzessive habe das Ehepaar aus Oberösterreich also ab Frühling des Vorjahres Geld in "Cortana World" gepumpt. Rasch seien es 2.000 Euro bis hin zu Einzelbeträgen in Höhe von 10.000 Euro gewesen. Anfangs habe es auch vermeintliche Gewinnausschüttungen gegeben – "wohl um uns zu beruhigen", wie die Eheleute heute einräumen. Denn erste Zweifel seien damals schon aufgekommen, "aber der 'Cortana World'-Chef war so charismatisch, persönlich und einfühlsam, sodass wir uns einlullen haben lassen". Das Geld wurde vornehmlich bar übergeben. Mit Kryptowährungen hätten sie sich ohnehin nicht gut ausgekannt.

Investments trotz FMA-Warnung

Zwischenzeitlich poppte im September 2022 die erste Warnung der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) zu "Cortana World auf", bei der eindringlich vor Geschäftsabschlüssen mit der Firma gewarnt wurde. "Dieser Anbieter hat keine Berechtigung, konzessionspflichtige Bankgeschäfte in Österreich zu erbringen. Es ist dem Anbieter daher der gewerbliche Handel auf eigene oder fremde Rechnung nicht gestattet", hieß es damals. Einer der Mitarbeiter von "Cortana World" meinte daraufhin zu den Eheleuten aus OÖ, dass "das alles eine große Verschwörung gegen ein erfolgreiches heimisches Start-Up wäre und das angelegte Geld ohnehin sicher sei". Auf der Firmen-Homepage, die übrigens heute noch immer online ist, seien auch entsprechende positive Kursentwicklungen aufgeschienen – offenbar um die Anleger:innen gezielt zu täuschen.

Versprochene Auszahlungen platzen

Dennoch wurden in der Folge, so sagt es das Ehepaar aus OÖ, versprochene monatliche Auszahlungen vermeintlicher Gewinne immer wieder "aus den fadenscheinigsten Gründen verschoben". Die Kommunikation erfolgte zunächst über eine WhatsApp-Gruppe, später via Telegram.

Plötzlich habe es dann im Oktober 2022 eine Auszahlung in Höhe von 1.800 US-Dollar gegeben – nur um anschließend um neuerliche Einzahlung in Höhe von 2.000 US-Dollar zu bitten. Daraufhin habe es weitere Investmentangebote seitens "Cortana World" gegeben. So sei ihnen "ein Profi fürs Multi-Level-Marketing angeboten" worden, der "als Partner der Betriebsstruktur für höhere Umsätze sorgten wird". Um das Angebot zu nutzen, hätte das Ehepaar allerdings nur wenige Stunden Zeit, habe es geheißen. Also übergaben die Oberösterreicher einem Mann 10.000 Euro in bar.

Kurze Zeit später – bei einer "luxuriösen Weihnachtsfeier mit rund 70 Gästen in Mondsee" habe es dann "Klick gemacht", schildern die Eheleute gegenüber S24. "Wir haben das Geld tatsächlich hergeschenkt." Wer damals unbequeme Fragen zu Auszahlungen gestellt habe, der sei eingeschüchtert worden, berichten die Oberösterreicher rückblickend. "Alle bekommen ihr Geld vor Weihnachten, haben sie gesagt." Doch daraus wurde nichts, bis Mitte Jänner sei man neuerlich hingehalten worden.

Zusammenschluss mit anderen Investor:innen

Also hat sich das Ehepaar kurzerhand mit anderen Investor:innen zusammengeschlossen, um ihre Erfahrungen zu teilen. Rasch habe sich herausgestellt, dass alle von ihnen auf dieselbe Masche reingefallen sein dürften. "Die anderen Investoren warteten auch seit Monaten aufs Geld, die Leute wurden skeptisch." Ende des Monats habe sich der Firmeninhaber persönlich beim Ehepaar gemeldet und "versichert, dass jetzt alle ihr Geld bekommen. Aber keiner hat irgendein Geld bekommen". Indes gibt jener Hauptbeschuldigte via Instagram einen öffentlichen Einblick in sein offenbar luxuriöses Leben.

Im April 2023 fassten einige der Investor:innen schließlich den Entschluss, juristisch gegen "Cortana World" vorzugehen. "Es war Gier, wir sind selbst schuld", sagt das Ehepaar heute. Ende August wurde der Fall dann von der Salzburger Polizei öffentlich gemacht.

Beschuldigter gründet neue Firma

Zwar führt die Polizei Ermittlungen gegen zwei Oberösterreicher, dennoch hat der Hauptbeschuldigte in der Zwischenzeit S24-Informationen zufolge mindestens eine neue Firma gegründet, die ein offenbar ähnliches Geschäftsmodell wie schon "Cortana World" verfolgt.

Aber wie kann das sein? "Festnahmeanordnungen werden immer von der Staatsanwaltschaft angeordnet. Davor ist zuerst immer ein Bericht der Kriminalpolizei notwendig", heißt es dazu seitens der Salzburger Polizei auf S24-Anfrage. Weil derzeit noch Betrugsopfer befragt werden, "wurde noch kein Bericht an die Staatsanwaltschaft verfasst". Und weiter: "Jede weitere durch die Beschuldigten gegründete Firma obliegt einem eigenen Sachverhalt. Sofern ein Konnex besteht, wird dieser natürlich in die Ermittlungen mit hineinbezogen."

Polizei sucht "Cortana World"-Betrugsopfer

Übrigens: Auf die Schliche der mutmaßlichen "Cortana World"-Betrüger kam die Polizei nur deshalb, weil Krypto-Überweisungen mittlerweile rückverfolgbar sind, um nachzuvollziehen, was tatsächlich mit dem Geld passiert ist. Das alles bringt den Geschädigten aber im Grunde genommen nichts, denn "das Geld ist fix weg", sagte unlängst ein Cyber-Ermittler zu S24. Weil die Salzburger Polizei weitere Geschädigte durch "Cortana World" vermutet, werden diese ersucht, sich beim Kriminalreferat Salzburg unter der Telefonnummer 059 133 55 3333 zu melden.

"Wir hoffen, es melden sich noch weitere Betrugsopfer", sagt das Ehepaar aus OÖ. "Das Ganze ist uns unfassbar peinlich und unangenehm, aber wir wollen auf diese dreiste Masche aufmerksam machen und damit hoffentlich weiteren Schaden verhindern."

(Quelle: salzburg24)

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