"Das Geld ist fix weg"

Etliche "Cortana World"-Opfer in Salzburg befürchtet

Veröffentlicht: 23. August 2023 17:01 Uhr
Geld an mutmaßliche Betrüger verloren haben mehrere Menschen aus Salzburg bei einem vermeintlichen Pyramiden- bzw. Schneeballsystem. Die Polizei geht beim Betrug mit der Krypto-Plattform "Cortana World" von etlichen weiteren Geschädigten aus. Die Schadensumme dürfte damit noch weiter anwachsen. "Das Geld ist fix weg", sagt ein Cybercrime-Ermittler zu SALZBURG24.

Riesigen Schaden angerichtet haben dürften zwei Oberösterreicher mit einem vermeintlichen Pyramidenspiel, bei dem Kryptowährungen verwendet wurden. Der Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betrugs steht im Raum – im Zentrum der Ermittlungen: Die Online-Plattform "Cortana World". Gegen die beiden Geschäftsführer aus Oberösterreich laufen derzeit die Ermittlungen. Es geht um den Tatzeitraum von Februar 2022 bis Mai 2023.

Polizei rechnet mit dutzenden Geschädigten

Der aktuell bekannte Schaden beträgt österreichweit 283.000 Euro – Tendenz steigend, weil bisher erst 15 Opfer identifiziert wurden. Es handelt sich dabei um zehn Personen aus Salzburg und fünf aus Oberösterreich. Mitunter seien fünfstellige Beträge eingezahlt worden – in der Hoffnung auf eine hohe Rendite. Seit dem medialen Aufruf der Salzburger Polizei am Dienstag, dass sich mögliche weitere Geschädigte melden sollen, steht das Telefon bei Sasha Seslija und Co kaum mehr still. "Ich rechne damit, dass sich noch etliche Menschen melden werden, die auf diese Betrugsmasche reingefallen sind", erzählt der Cybercrime-Ermittler am Mittwoch im S24-Gespräch. Das könnte leicht eine dreistellige Personenzahl sein. "Die Schadensumme geht definitiv noch nach oben", ist Seslija überzeugt.

Chancen, etwas vom Ersparten wieder zu sehen, seien verschwindend gering: "Das Geld ist fix weg." Die erste Anzeige bei der Polizei zum "Cortana World"-Betrug wurde übrigens vor einigen Monaten in Salzburg gestellt. "Das hat einen Stein ins Rollen gebracht, der zur Lawine geworden ist", erinnert sich Seslija. Mögliche weitere "Cortana World"-Geschädigte werden gebeten, sich beim Salzburger Kriminalreferat unter der Telefonnummer 059/ 133553333 zu melden.

Warum die Homepage noch online ist

Trotz der Ermittlungen gegen die zwei Oberösterreicher ist die "Cortana World"-Homepage noch immer online. Das liege daran, dass der Betreiber der Server oftmals im außereuropäischen Ausland sitze. "Das macht das Ganze extrem langwierig", weiß Seslija.

Doch wie funktioniert diese dreiste Betrugsmasche – und warum fallen immer wieder Leute darauf rein, obwohl Medien in aller Regelmäßigkeit über solche Fälle berichten und Behörden nicht müde werden, davor zu warnen?

Vom Erstkontakt bis zur Überweisung

Im Internet werden potenzielle Anlegerinnen und Anleger für vermeintlich lukrative Investitionen angelockt, um sie zu Geldzahlungen zu verleiten. Der erste Kontakt mit einer Betrugsplattform sei sehr vielfältig. Von Beiträgen auf Social Media über klassische Pop-Ups auf Internetseiten bis zu Mundpropaganda aus dem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis gebe es zahllose Möglichkeiten, wie Betrugsbanden ihre potenziellen Opfer anlocken. "Nach der Anmeldung auf einer solchen Plattform folgt rasch ein Anruf von einem vermeintlichen Broker mit der Aufforderung zur ersten Überweisung – und das ist schon ein großes Alarmzeichen, denn Mitarbeitende von seriösen Plattformen rufen nicht an."

Anfangs handele es sich oftmals um Beträge in Höhe von etwa 250 Euro, die mit einer Kryptowährung überwiesen werden. Mithilfe einer Manipulation werde den Menschen dann eine massive Gewinnmaximierung vorgegaukelt – und damit weiteren, deutlich höheren Geldüberweisungen Tür und Tor geöffnet. "Bei einer Bank können Überweisungen gestoppt und zurückgerufen werden, was bei Kryptowährungen unmöglich ist", schildert Cybercrime-Ermittler Seslija.

Warum Menschen auf Investment-Betrüge reinfallen

"Kein Mitleid mit der Gier!", "Wie kann man sowas nicht durchschauen?", "Mir könnte das ja nicht passieren!"– Solche oder ähnliche Wortmeldungen poppen stets in der Kommentarspalte zu Nachrichtenmeldungen über Internet-Investmentbetrügereien auf. Allerdings fallen Menschen – ob Jung oder Alt mit Pflichtschulabschluss bis hin zum:zur Akademiker:in – aus den verschiedensten Gründen auf diese Betrugsmaschen rein. Hier einige Faktoren, die dazu beitragen können:

  • Gier nach hohen Renditen: Die Versprechung hoher Gewinne in kurzer Zeit lockt viele Menschen an. Die Aussicht auf schnellen Reichtum kann ihre Urteilsfähigkeit trüben und sie übersehen möglicherweise Warnzeichen oder überprüfen nicht ausreichend, ob die Angebote realistisch sind.
  • Vertrauen in Bekannte: Manchmal nutzen Betrüger:innen gestohlene Identitäten oder gefälschte Online-Profile von Menschen, die vertrauenswürdig erscheinen, um potenzielle Opfer anzusprechen.
  • Sozialer Druck: Menschen könnten etwa auf Social Media auf scheinbar erfolgreiche Investor:innen stoßen und versuchen, deren Erfolg nachzuahmen.
  • Emotionale Manipulation: Betrüger:innen könnten emotionale Taktiken wie Angst oder Euphorie nutzen, um ihre Opfer dazu zu bringen, überstürzte Entscheidungen zu treffen.
  • Unkenntnis: Viele Menschen verstehen möglicherweise nicht vollständig, wie bestimmte Investmentmöglichkeiten oder Finanzprodukte funktionieren. Betrüger:innen nutzen dies aus, indem sie komplizierte oder scheinbar profitable Angebote präsentieren, die für Laien schwer zu durchschauen sind.
  • Komplexe Technologie: Investitionsbetrügereien können oft sehr technisch und komplex erscheinen, insbesondere wenn sie mit Begriffen aus der Finanztechnologie oder Kryptowährungen in Verbindung stehen. Dies kann dazu führen, dass Menschen das nicht vollständig verstehen und deshalb anfällig für Täuschung sind.
  • Dringender Finanzbedarf: Personen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, könnten anfälliger für Betrügereien sein, da sie bereit sind, Risiken einzugehen, um ihre finanziellen Probleme zu lösen.

Seid bei Internet-Investments also grundsätzlich skeptisch, prüft die Angebote sorgfältig und macht eine unabhängige Recherche. Handelt niemals unter Druck und seid euch bewusst, dass es keine Garantie für schnelle und hohe Renditen gibt. Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, dürfte es sich häufig um einen Betrug handeln. "Das schnelle Geld gibt es nicht", sagt auch Cyber-Ermittler Seslija von der Salzburger Polizei.

Wie funktionieren ein Pyramidenspiel bzw. Schneeballsystem?

Ein Pyramidenspiel – oft auch als Schneeballsystem oder Ponzi-Schema bezeichnet – ist eine betrügerische Form des Investitionsmodells, bei dem Teilnehmende dazu ermutigt werden, – in der Hoffnung auf hohe Renditen – Geld oder andere Ressourcen in das System einzubringen. Das Schema basiert auf der Täuschung und dem Missbrauch von Vertrauen. Das ist in Österreich illegal und steht unter Strafe.

Das grundlegende Prinzip eines Pyramidenspiels:

  1. Anwerbung von Investor:innen: Ein Individuum oder eine Gruppe von Personen beginnt das Schema, indem sie eine Handvoll Investor:innen anwerben. Diese Investoren werden aufgefordert, Geld oder andere Werte in das System zu investieren, oft mit der Aussicht auf hohe Renditen in kurzer Zeit.
  2. Versprechen hoher Renditen: Die Initiator:innen des Schemas versprechen den Investoren astronomische Renditen für ihre Investitionen. Diese Renditen sind oft unverhältnismäßig hoch im Vergleich zu traditionellen Investitionsmöglichkeiten.
  3. Hierarchische Struktur: Das Schema hat eine hierarchische Struktur, bei der der:die Anwerber:in an der Spitze stehen. Neue Investor:innen werden angeworben, um als Basis der Pyramide zu dienen. Diese neuen Investor:innen werden dann dazu ermutigt, selbst weitere Investor:innen zu rekrutieren.
  4. Geldfluss: Die neuen Investor:innen müssen Geld oder Werte an diejenigen über ihnen in der Hierarchie abgeben. Diese Zahlungen gehen dann nach oben und füllen die Taschen derer, die zuvor eingestiegen sind. Ein Großteil der eingezahlten Gelder fließt nach oben und erreicht die Spitze der Pyramide.
  5. Kollaps: Da das Schema darauf basiert, ständig neue Investoren anzuwerben, um die Renditen für die bestehenden Investoren zu erwirtschaften, kommt es unweigerlich zu einem Punkt, an dem keine ausreichende Anzahl neuer Investoren mehr gefunden werden kann, um die Zahlungen an die älteren Investor:innen aufrechtzuerhalten. Dies führt zum Zusammenbruch des Schemas.
  6. Verluste für die Mehrheit: Die meisten Teilnehmenden in einem Pyramidenspiel erleiden Verluste, da nur diejenigen, die frühzeitig eingestiegen sind, tatsächlich Gewinne erzielen können. Die meisten späteren Investoren verlieren ihr investiertes Geld.

Pyramidenspiele sind aufgrund ihrer unlauteren Natur und der Tatsache, dass sie auf der Ausbeutung von Vertrauen und der Illusion schnellen Reichtums beruhen, illegal. Regierungen und Finanzbehörden weltweit haben Maßnahmen ergriffen, um solche Betrugsmodelle – wenn möglich – zu verhindern und zu bestrafen. Behörden warnen regelmäßig eindringlich davor, vorsichtig zu sein und sich gründlich über Investitionsmöglichkeiten zu informieren, um nicht Opfer solcher betrügerischen Maschen zu werden.

Telefonbetrug mit falschen Rufnummern – was ihr dagegen tun könnt

Ob falsche Polizei oder angebliche Callcenter: Neben Cybercrime nutzen die oftmals in Banden organisierten Betrüger:innen vor allem das Telefon – und zwar mit gefälschten bzw. manipulierten …

(Quelle: salzburg24)

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