Rück- und Ausblick

Bildungskarenz, Teilzeit und Co: Was braucht der Salzburger Arbeitsmarkt?

AK-Präsident Peter Eder, AMS-Landesgeschäftsführerin Jaqueline Beyer und Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer Peter Buchmüller (v.l.nr.) bei der Pressekonferenz zur Situation am Salzburger Arbeitsmarkt.
Veröffentlicht: 22. Jänner 2025 10:22 Uhr
Die bundesweit niedrigste Arbeitslosenquote wurde zum dritten Mal in Folge in Salzburg verzeichnet. Dennoch gibt es in Sachen Arbeit zahlreiche Baustellen im Bundesland, wie das AMS, die Wirtschaftskammer und die Arbeiterkammer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch erklären.

Trotz einer herausfordernden Lage am Arbeitsmarkt und der anhaltenden Rezession konnte Salzburg einmal mehr die niedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer verzeichnen. Die Arbeitslosigkeit stieg um 10,9 Prozent, wobei im Schnitt 11.875 Menschen arbeitslos gemeldet waren, informiert das Arbeitsmarktservice (AMS) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Salzburger Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer am Mittwoch.

Arbeitslosigkeit steigt bei Jungen und Älteren

Trotz dieser im Vergleich niedrigen Zahl, gibt es Personengruppen, unter denen die Arbeitslosigkeit verhältnismäßig stark steigt, gibt AMS-Landesgeschäftsführerin Jaqueline Beyer zu bedenken. „Sorgen machen mir vor allem junge Menschen unter 25 Jahren, deren höchster Abschluss von der Pflichtschule ist. Diese werden mit am häufigsten mit Jobverlust konfrontiert.“ Ähnlich sehe es auch bei Menschen über 50 Jahren aus.

Arbeitslosenquoten 2024 nach Bundesländern

  • Salzburg: 4,2 Prozent
  • Tirol: 4,3 Prozent
  • Oberösterreich: 4,9 Prozent
  • Vorarlberg: 5,2 Prozent
  • Steiermark: 5,7 Prozent
  • Niederösterreich: 6,5 Prozent
  • Burgenland: 6,8 Prozent
  • Kärnten: 7,1 Prozent
  • Wien: 11,2 Prozent
  • Österreich gesamt: 7 Prozent

Besonderes Augenmerk liege daher beim Salzburger AMS auf all jenen, die durch fehlende Ausbildungen von Arbeitslosigkeit bedroht seien – sie werden auf dem Weg zur Fachkraft unterstützt. So konnten alleine im Jahr 2024 in Salzburg über 5.000 Menschen weiter ausgebildet werden. Speziell gefördert wurden laut der AMS-Chefin im vergangenen Jahr Ausbildungen im Bereich Pflege: 1.300 Salzburger:innen konnten voriges Jahr zu Pflegefachkräften ausgebildet werden.

„Bildungskarenz ist in Salzburg weiblich“

Mit der Bildungskarenz steht ein Ausbildungsmodell derzeit vor dem Aus: Die mögliche blau-türkise Koalition plant, das Modell abzuschaffen. „Aktuell befinden sich 1.771 Salzburgerinnen in Bildungskarenz. Ich sage bewusst Salzburgerinnen, weil Bildungskarenz überwiegend weiblich ist“, erklärt Beyer. Von der gesamten Zahl seien 1.513 Personen weiblich und davon 64 Prozent unter 35 Jahre alt. „Die Bildungskarenz ist, so wie sie derzeit besteht, ein heikles Modell, das ist klar. Aber anstatt einer Abschaffung wäre eine Reform zielführender.“ Heikel vor allem deshalb, weil es angesichts der Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten schwierig sei, diese zuverlässig nachzuweisen.

Wirtschaftskammer fordert Kürzung des Arbeitslosengeldes

Eine grundsätzliche Reform des Arbeitslosengeldes fordert indes die Salzburger Wirtschaftskammer. Dieses soll nach einigen Monaten schrittweise sinken, um Anreize für eine raschere Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu schaffen, so WKS-Präsident Peter Buchmüller. Ebenfalls begrüßt die Wirtschaftskammer die von der Blau-Schwarzen Koalition geplanten Abschaffung des Zuverdienstes zum Arbeitslosengeld.

Fatal für die heimische Wirtschaft sei zudem die hohe Teilzeitquote, die österreichweit rund 30 Prozent beträgt. „Wenn wir alle weniger arbeiten, können wir unseren Wohlstand auf keinen Fall sichern“, so Buchmüller. Damit sich Vollzeitarbeit wieder lohnt, sei die künftige Bundesregierung aufgefordert, das Steuersystem zu reformieren – das gelte auch für Überstunden und Arbeiten in der Pension.

AK-Präsident Eder kritisiert Arbeitnehmer-Bashing

Scharfe Worte an den Statements des WKS-Präsidenten findet AK-Präsident Peter Eder: Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten seien nicht durch hohe Löhne und Gehälter entstanden, sondern durch mangelnde Maßnahmen gegen die Inflation. „Für Arbeit braucht es sinnvolle Rahmenbedingungen wie bezahlbaren Wohnraum und eine gut ausgebaute Kinderbetreuung. Hier gibt es enormen Handlungsbedarf, bevor man die Verantwortung den Arbeitnehmer:innen zuschiebt“.

Das mögliche Aus der Bildungskarenz kritisiert Eder ebenfalls: „Wir wissen, dass vor allem Menschen mit niedrigen Qualifikationen in die Langzeitarbeitslosigkeit rutschen, das Modell abzuschaffen, anstatt es zu reformieren, halte ich für den völlig falschen Weg.“

FPÖ soll Arbeitsmarkt-Ressort bekommen

Dass die FPÖ in Salzburg angesichts der Ressortumverteilung laut Bericht der Salzburger Nachrichten wohl künftig für den Arbeitsmarkt zuständig sein dürfte, sieht der AK-Präsident ebenfalls kritisch: „Wenn die FPÖ die Zahlen versteht, wird sie über ihren Schatten springen müssen“. Die Zuwanderungspolitik der Freiheitlichen und die Forderung nach einer „Herdprämie“ lasse sich nicht in Einklang damit bringen, dass für einen funktionierenden Arbeitsmarkt alle Potenziale genutzt werden müssen, erklärt Eder.

Besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten sei es laut dem AK-Präsident entscheidend, auf das Know-how der Arbeitskräfte zu setzen und gezielt in höhere Qualifikationen zu investieren. Nur durch seine gut ausgebildeten Fachkräfte könne Österreich seinen Wettbewerbsvorteil erhalten. „Wenn Menschen in Jobs arbeiten, für die sie brennen, profitieren letztlich auch die Unternehmen. Die Lösung liegt in der Förderung von Ausbildung und Weiterbildung, nicht in Schuldzuweisungen und Kürzungen“, so Eder abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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