Im Bundesland Salzburg wurden alleine diese Woche vier Corona-Fälle an Schulen festgestellt. Auch in Deutschland mussten unmittelbar nach dem Ferienende Schulen aufgrund von Covid-19-Fällen wieder geschlossen werden. Können also Infektionen im Herbst und Winter vor allem von Schulen ausgehen?
Greil: "Das wird eine beträchtliche Herausforderung"
Dieser Ansicht ist Dr. Richard Greil, wie er im Gespräch mit SALZBURG24 angibt: "Mittlerweile haben die Infektionen wieder die Heime erreicht, ähnliches werden wir in den Schulen erleben, wo ab Oktober und Anfang November zusätzlich mit der Grippe zu rechnen ist. Es ist völlig klar, dass wir mit einer Zunahme der Infektionen rechnen müssen, auch der schweren Krankheitsbilder. Das wird eine beträchtliche Herausforderung", so der Experte.

Kinder als Krankheitsüberträger
Wie der Experte weiter angibt, bestehe bei Kindern ab dem zehnten Lebensjahr eine deutliche Zunahme der Infektiosität, sie können also selbst zu Krankheitsüberträgern werden. "Auf der anderen Seite können auch Lehrer Infektionen einbringen. Das Entscheidende ist also die Kontaktzahl. Und hier muss man schauen, dass man in den Schulen auf unter knapp zwei Kontakte pro Tag kommt", führt Greil weiter aus.
Home-Schooling ein "sinnvolles Instrument"
Doch ist eine solche Einschränkung der Kontakte ohne Home-Schooling überhaupt möglich? Greil will dabei vom Begriff "Lockdown der Schulen" wegkommen, da dieser sehr stark emotional besetzt sei. "Tatsache ist aber, dass selbstverständlich ein Teil der Schüler – einzelne Klassen oder ganze Schulen – wieder auf Home-Schooling umstellen wird müssen. Es ist ein sinnvolles Instrument."
Notquartiere im Herbst?
Ob mit weiter steigenden Corona-Zahlen auch im Herbst wieder Notquartiere eingerichtet werden müssen und die Behandlung anderer Erkrankungen aufgrund der Corona-Situation hinten angestellt wird, ist derzeit noch unklar. "Selbstverständlich besteht überall der Versuch, das Wirtschaftsleben wie auch das medizinische Leben in vollem Umfang aufrecht zu erhalten. Aber inwieweit diese Zielerreichung möglich ist, das ist sehr fraglich", gibt Greil an.
Frage um zweiten Lockdown
Ob es zu einem zweiten Lockdown kommen werde, könne man so nicht beantworten. Die Diskussion darüber ist für Greil mittlerweile zu einer politischen Debatte um die Definition des Begriffs verkommen. Würden immer mehr gesellschaftliche Teilstrukturen geschlossen, habe man irgendwann einmal so starke Auswirkungen, dass die Frage nicht mehr relevant sei, wie der Zustand benannt wird. Man habe dann eine Situation, die einem Lockdown sehr nahe komme.
Kritik an Corona-Ampel
Des Weiteren befürchtet Greil, dass aufgrund vieler verschiedener Bestimmungen – wie zuletzt das Hin-und-Her bei der Corona-Ampel – die Bevölkerung die Covid-19-Maßnahmen nicht mehr mittragen wird. "Man kann so etwas wie die allgemeine Maskenpflicht nicht alle zwei Minuten anordnen, dann wieder zurückziehen, im Ort A aufrechterhalten, im Ort B wieder abschaffen und eine Woche später wieder anordnen. Das führt zu einer maximalen Verwirrung der Menschen und zu einem nicht mehr Ernstnehmen des Sachverhalts." Die Ampel sorge somit eher für Streit als für Klarheit und Sicherheit.
Coronavirus nicht unterschätzen
Primar Greil warnt zudem davor, das Coronavirus zu unterschätzen. Aufgrund der hohen Testanzahl entstehe der Eindruck, dass die Krankheit unter Umständen weniger gefährlich sei. "Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Man sollte nicht den Fehler machen, die Krankheit zu unterschätzen durch Vergleiche mit der Grippe oder anderen Erkrankungen." So ist in Österreich bereits jetzt eine deutliche Zunahme der Hospitalisierungs-Patienten festzustellen.
Die kalte Jahreszeit dürfte in Österreich also noch zur Herausforderung werden. Auf die Frage hin, ob Salzburg für den Herbst gerüstet sei gab Greil an: "Das bleibt abzuwarten."
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