Wie viel Leidenschaft hinter Bier steckt, konnten Fachbesucher der GAST in den letzten Tagen live erleben. Craft beer ist längst in aller Munde – leider noch nicht bei den Gastronomen.
Oliver Klamminger
Um den Begriff „craft beer“ zu beschreiben, fehlen selbst dem Chef des Instituts für Bierkultur, Sepp Wejwar die Worte. Creativität, Radikalität, Abwechslung, Feuer und Talent formen das englische Wort und vermitteln den Gedanken. 1:1-übersetzt bedeutet es so viel wie „Handwerk“. Zahlreiche dieser Handwerker haben sich im Zuge der „Alles für den GAST“-Herbstmesse im Salzburger Messezentrum versammelt. Beim craft beer summit for professionals zeigten die jungen Wilden der Bierszene, was sie drauf haben. Und das war so einiges.
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Craft beer für Insider
Abgesehen von Verkostungen, sogenannten Tastings, klärten Brauer und Bier-Spezialisten über deren exquisite Spezialitäten auf. Zugegeben, bei einem guten Glas Bier kommt man aber auch schnell ins Gespräch. Schnell fühlte man sich hier als Bier-Freak gut aufgehoben. Weit weg vom Allerwelts-Bier sind Sorten wie Porter, IPA (India Pale Ale) oder Trappisten-Bier eben nichts Unbekanntes. An den fünf Messetagen bildete sich eine Zweiklassengesellschaft. Die Kenner der Szene flüchteten vom Massenandrang der Messehallen, in den ersten Stock zu den Craft-beer-Ständen. Und das obwohl man für die Spezialitäten – im Gegensatz zu den übrigen Brauereiständen – zur Kasse gebeten wurde. Aber für exklusives Bier zahlt der Experte auch gern.
„Nicht eines für alle, sondern jedem das Seine“
Weil die Szene immer größer wird, versuchen sich mittlerweile auch die großen Brauereien und Konzerne am craft beer. Das beunruhigt wiederum die Kleinbrauer und Bier-Fans. Man will dann doch lieber unter sich bleiben. Die Angst vor der Verwässerung, vor dem Einheitsgeschmack ist zu spüren. Stichwort: Märzenbier in Österreich. Es soll halt etwas Besonderes bleiben. Oder wie es „Biersepp“ Wejwar treffend formulierte: „Nicht eines für alle, sondern jedem das Seine.“
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Die Gastronomie traut sich nicht
Gerade weil wir Österreicher in den letzten Jahren zu regelrechten Märzenbier-Vernichtern wurden, bleibt die Craft-beer-Szene hierzulande eher klein. Der Versuch einem selbsternannten Biertrinker ein Sauerbier zu verkaufen, bringt selbst den besten Überredungskünstler zur Verzweiflung. Zu lange schmeckte jedes Bier gleich und wurde zum Hausbier – dem einzigen, echten und wahren. Deshalb traut sich kaum ein Lokalbesitzer craft beer anzubieten. Es würde im Lager vergammeln. Daran sind viele Wirte aber nicht ganz frei von Schuld.
Du kannst nur verkaufen, was du kennst
Weil die Wirte oft gar nicht wissen, welche Schätze sie im Lager haben, können sie es auch nicht an den Gast bringen. Gutes Bier ist wie Wein – ja sogar noch vielfältiger in Geschmack und Anwendung. Der Gast will beraten werden. Eine stimmige Bierempfehlung bereichert jedes Gericht. Gerade saisonale Küche, wie die Wildzeit, bietet sich bestens dafür an. Ein dunkler Bock zum Hirschragout ist ein Gedicht. Ein Stout zum Schokoladen-Mousse und das Dinner ist perfekt. Um all das zu wissen und es auch zu vermitteln bedarf es Schulungen, wie sie vom Institut für Bierkultur regelmäßig angeboten werden. Biersommeliers und Beer-Keeper sind in der gehobenen Gastronomie unabkömmlich. Selbst der Wirt um die Ecke sollte wissen, welches Bier am besten zu seinem Sommersalat oder zum Gulasch passt. Dazu gehört aber nicht nur zu sagen, wozu es passt, sondern auch wozu nicht.
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Der Gast ist gefragt zu fragen
Um die Lokalbesitzer auf die immer größer werdende Biervielfalt aufmerksam zu machen, sollte man sie man besten direkt darauf anreden. Die Frage nach der Bierkarte oder den Bierstilen ist dem üblichen „ein Bier bitte“ vorzuziehen. Auch wenn man Gefahr läuft, den Kellner erst über sein eigenes Bier aufklären zu müssen. Kommt durchaus vor. Bier ist lebendig und muss deshalb auch dahin wo das Leben ist – unter die Leute.
Dennoch ist über Bier zu reden, als würde man vom Schlafen träumen. In diesem Sinne: Ein herzliches Prost!