Voller Fokus auf Work-Life-Balance, ein ausgeprägter Selbstverwirklichungsdrang und nicht zuletzt auch ein bisschen Faulheit – das sind Eigenschaften, die häufig mit der Generation Z (Geburtsjahr zwischen 1997 und 2012) in Verbindung gebracht werden. Besonders die älteren Generationen scheinen sich massiv an der vermeintlichen Arbeitsmoral und Lebensgestaltung der Jungen zu stören.
Berufseinsteiger können mehr fordern
In Zeiten eines anhaltenden Fachkräftemangels können die Jungen im Berufsleben auch deutlich fordernder sein als die Babyboomer-Generation, die nach und nach in Pension geht. Attraktiv macht einen ausgeschriebenen Job für die 14- bis 29-Jährigen laut einer Erhebung von Market Agent ein gutes Gehalt, flexible Arbeitszeiten, interessante Tätigkeitsbereiche, eine Vier-Tage-Woche und kurze Anfahrtswege. Es scheint, als würde die junge Generation der Arbeitnehmer:innen vieles anders angehen, dafür ernten sie vermehrt Kritik der vorigen Generationen.
Verdenken könne man ihnen das nicht, zumindest nicht gänzlich, wie der Salzburger Psychotherapeut und Wirtschaftswissenschafter Friedrich Faltner im SALZBURG24-Podcast erklärt. „Es gibt schon einen Teil der älteren Generation, der die Werte und Lebensgestaltung der Jüngeren mit Missgunst sieht, weil sie es selber gefühlt viel schwieriger gehabt haben.“ Was dabei allerdings nicht gesehen werde, ist, dass es die Jungen heute auch nicht so leicht hätten, wie es vielleicht scheint, erklärt er.
„Eine Vielzahl an Möglichkeiten ist auch ein Stressfaktor, weil man sich mit viel mehr Dingen und möglichen Wegen auseinandersetzen muss.“ So gemütlich wie man meint sei der Lebensstil der jungen Generation gar nicht – trotz mehr Work-Life-Balance und Selbstverwirklichung. „Für die jetzigen jungen Erwachsenen gibt es kaum Sicherheit. Angesichts der Klimakrise ist nicht mal gewiss, wie lange ihr Leben noch seinen gewohnten Gang gehen kann.“
„Ältere blicken generell skeptisch auf Junge“
Aber was stört nun zum Beispiel die als „Leistungsgeneration“ bezeichneten Babyboomer an den Werten der Generation Z? „Ich glaube, generell blicken ältere Menschen skeptisch auf den Weg der Jungen. Einfach weil sie um viele Erfahrungen reicher sind und das Gefühl haben, zu wissen, wie die Dinge laufen“, so Faltner.
Generation Z lebt nicht nach Modell der Boomer
Allgemein hätten sich die Lebensmodelle in den vergangenen Jahren stark verändert: „Sich etwas erarbeiten, eine Familie gründen, Wohlstand schaffen und dann die Jahre der Pension genießen – das ist ein sehr schönes Modell, aber für die Jungen einfach nicht mehr der ultimative Weg.“ In Zeiten von Geldentwertung, aufeinanderfolgenden Krisen und viel Ungewissheit reiche es laut dem Psychotherapeuten auch vielen nicht mehr „für die Zeit nach dem Berufsleben zu schuften.“
Junge Generation erlebt Vielzahl an Möglichkeiten
Dass sie den richtigen Weg noch nicht kennen, sei den Jungen bewusst, aber umso wichtiger sei es ihnen, nicht nach der „Schablone“ der Älteren zu leben. „Ich glaube, bei den Jungen ist die Frage ‚was will ich wirklich?‘ sehr präsent und viele der älteren Generationen haben sich diese Frage nie gestellt und das auch gar nicht müssen.“ Die Herausforderungen seien jetzt bei der Vielzahl an Möglichkeiten aber fast größer, gibt Faltner zu bedenken.
Arbeit für Generation Z zweitrangig
Das weise auch darauf hin, dass sich die Werte von Generation zu Generation ändern. „Den Babyboomern war und ist das Materielle sehr wichtig, die Jüngeren hingegen streben nach Selbstverwirklichung und individueller Zufriedenheit.“ Das deckt sich auch mit der von Market Agent durchgeführten Umfrage: Am bedeutendsten im Leben ist den Befragten Familie und Partnerschaft. Dahinter rangieren Hobbys, Freizeit und Freunde. Erst an vierter Stelle steht Arbeit und Beruf.
Ein Patentrezept, um mit den gängigen Vorurteilen aufzuräumen und den intergenerationellen Konflikt zu bereinigen, gäbe es vermutlich keines, so der Psychotherapeut. „Es ist ein wenig kurzsichtig zu sagen, die einen wollen nicht arbeiten und die anderen wissen nicht mehr, wie es in der heutigen Zeit läuft. Gegenseitiges Verständnis wäre wohl eine gute Grundlage, um diese Voreingenommenheit einzudämmen.“
(Quelle: salzburg24)