Seit mehreren Jahren ist die Drogeriemarktkette dm darum bemüht, nicht verschreibungspflichtige Medikamente im stationären Handel verkaufen zu dürfen. In der Vergangenheit ist der Konzern jedoch mit mehreren Verfassungsrechtsklagen gegen die bestehende gesetzliche Regelung gescheitert. Nun will dm mit einem eigenen Online-Shop für rezeptfreie OTC-Produkte (die Abkürzung steht für "Over-the-Counter", also "über den Ladentisch") an den Start gehen. Dabei handelt es sich um Medikamente, die ohne ärztliche Verschreibung gekauft werden können.
Im wachsenden Markt der Online-Apotheken – dm sprach bei einem Medientermin am Donnerstag von einem österreichweiten Umsatz von 246 Millionen Euro und einer Wachstumsrate von 30 Prozent bei OTC-Produkten – will die Drogeriemarktkette nun mitmischen. In einem ersten Schritt wird 2026 "in absehbarer Zukunft" mit dem Online-Verkauf von Arzneimitteln in Deutschland gestartet, teilt Stefan Ornig, Pressesprecher von dm-Österreich, im Gespräch mit SALZBURG24 am Donnerstag mit.
Online-Medikamente in Österreich noch 2026?
In Österreich müssen sich die Kundinnen und Kunden noch etwas gedulden. "Es wäre ressourcentechnisch nicht möglich, mehrere Länder gleichzeitig an den Start zu schicken. Die Systeme sind aber so aufgesetzt, dass sie in anderen Ländern rasch übernommen werden können", so Ornig weiter. Hierzulande soll im Anschluss an eine Evaluierungsphase nach dem Start in Deutschland mit dem Online-Verkauf von Medikamenten begonnen werden. Ein genaues Datum gibt es noch nicht: "Ich würde vorsichtig noch nicht von im Laufe des Jahre 2026 sprechen wollen, ich würde es aber auch nicht ausschließen wollen."
Möglich macht den Online-Handel mit Medikamenten der freie Warenverkehr in der EU, wonach einem EU-Land nicht verboten werden darf, Waren nach Österreich zu verschicken. "Die Argumentation von dm ist, dass es nicht möglich sein kann, dass man online bei einer Apotheke auf kaufen klicken kann, in der Drogerie diese Produkte aber nicht aus dem Regal nehmen darf. Deshalb sind eine Reihe von Online-Apotheken in Österreich sehr aktiv – die großen, die man kennt, sind de facto alle aus dem Ausland", führt der Pressesprecher aus. Er verweist dabei darauf, dass dm mit einem telefonisch erreichbaren Pharmazeuten-Team die gleiche Beratungsleistung bieten könne, wie das etwa in Apotheken der Fall ist.
Preisvorteile von bis zu 30 Prozent
Der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, Harald Bauer, verspricht Preisvorteile von 20 bis 30 Prozent gegenüber stationären Apotheken. "Das sind Preisvorteile, die jetzt schon von Online-Apotheken realisiert werden. Wir haben zudem die Möglichkeit, Eigenmarken oder Generika verstärkt anzubieten", so dm-Perssesprecher Ornig. "Mehr Wettbewerb wäre eindeutig im Sinne der Verbraucher", betonte Bauer.
Eine Neuordnung des OTC-Vertriebs hätte auch volkswirtschaftlich große Relevanz. Von den 246 Millionen Euro, die im Online-Apotheken laut dm im Vorjahr mit OTCs erwirtschaftet haben, würden 75 Prozent auf ausländische Anbieter entfallen. "Dass der Gesetzgeber hier weiter Wertschöpfung und Arbeitsplätze ins Ausland transferiert, ist nicht nachvollziehbar", so Bauer. Nach den gescheiterten Verfassungsrechtsklagen will dm vorerst keine weiteren Schritte zum Verkauf von Arzneimittel im stationären Handel unternehmen. "Wir haben getan, was wir konnten", meint Ornig.
dm mit hohen Wachstumsraten bei Medizinprodukten
Welchen Anteil am OTC-Markt man ergattern wird, sei noch unklar. "Das wäre eine Schnellspekulation. Der Bereich der Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel verzeichnet Entwicklungsgrößen von 18 Prozent und wächst drei Mal so schnell wie der Durchschnitt des Sortiments – ohne OTC. Wir rechnen uns hier also schon eine hohe Attraktivität bei den Kunden aus", gibt Ornig einen Ausblick.
(Quelle: salzburg24)







