In den Hohen Tauern haben sich in den vergangenen Wochen drei große Felsstürze ereignet. Verletzt wurde niemand, Schäden an Infrastruktur entstanden keine. Aber: Diese ungewöhnliche Häufung ist laut Landesgeologe Gerald Valentin ein sicheres Zeichen für den Klimawandel. Er untersuchte die Gefahrenstellen im Bereich des Hocharns in Rauris (Pinzgau), im Bereich des Kitzsteinhorns in Kaprun (Großer Schmiedinger) und im Bereich der Warnsdorfer Hütte am Ende des Krimmler Achentals.
Eisbrocken stürzen in die Tiefe
Valentin vom Landesgeologischen Dienst wirkt ganz klein neben den riesigen Eisbrocken, die sich im Bereich des Hocharns aus dem Gletscher lösten und einen Kilometer weiter unten liegen blieben. Sie wurden von einem riesigen Felssturz mitgerissen. Als Valentin zwischen den Lastwagen-großen Brocken aus Fels und Eis die Gegend unter die Lupe nimmt, wird klar, dass die "Lawine" sogar ein Stück den Gegenhang hinauf "geschossen" ist. "Eine unglaubliche Wucht", so Valentin am Dienstag in einer Landes-Aussendung.
Permafrost taut in Teilen Salzburgs
"Ich konnte den Grund bei der Ersterkundung im Bereich des Hocharns vor Ort feststellen. Eine tektonische Schwachschicht im Gebirge, die warmen Temperaturen, das damit verbundene Auftauen des Permafrosts und der viele Niederschlag im September haben den Felssturz verursacht", führt Valentin aus. Ergebnis: Mehr als 100.000 Kubikmeter Fels und Eis stürzten in Richtung Tal.
Vor kurzem wurde Valentin auch ein Felssturz im Bereich der Warnsdorfer Hütte ganz hinten im Krimmler Achental gemeldet. "Auch diesen werden wir noch genau untersuchen. Doch das Phänomen und die Häufung der Felsstürze zieht sich offenbar entlang der gesamten Tauern. Natürlich kam das immer mal wieder vor, aber die Dimensionen sowie die Häufung sind sehr bemerkenswert und auf jeden Fall eine Folge der wärmeren Temperaturen und des Klimawandels. Salzburgs Berge sind in Bewegung", schildert Valentin.
Valentin spricht in Zusammenhang mir den Felsstürzen im Gebirge von einem "Kaskadeneffekt" als er die Gefahr der Felsstürze aus der Luft beurteilt. "Wir dürfen nicht glauben, dass das, was da in den Bergen passiert, eventuell ein paar Wanderwege betrifft und das wars. Nach und nach wird dieses lockere Material im Tal ankommen. Wir müssen uns daher jetzt schon Konzepte überlegen, um Infrastruktureinrichtungen und Siedlungen in den Tälern zu schützen und auch Konzepte, wo in Zukunft gebaut werden kann und wo nicht“, unterstreicht der Experte. Zu diesen Themen machen die Geologen des Landes regelmäßig Studien, die eine wichtige Entscheidungsgrundlage sind.
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(Quelle: salzburg24)