"Wunschkonzert"

Eine Weihnachtsgeschichte mitten aus dem Leben

Veröffentlicht: 24. Dezember 2020 16:13 Uhr
„Den Menschen eine kleine Freude zu bereiten“ – mit diesem Bestreben ist der Salzburger Gustl Thalhammer (73) seit vielen Jahren in den Seniorenheimen unterwegs, um dort zu singen. Mit seinen „Wunschkonzerten“ erreicht er die Herzen der Alten, Kranken und Einsamen. Eine berührende Weihnachtsgeschichte.

Wir treffen den 73-jährigen August Thalhammer – „ich bin der Gustl“ – genau eine Woche vor Weihnachten in seinem Zuhause in Seekirchen (Flachgau), um mit ihm über seine Leidenschaft zu plaudern.

Anzeige für den Anbieter Podigee über den Consent-Anbieter verweigert

Bis zu 120 Auftritte im Jahr

Schon als Kind habe er so gerne gesungen, erinnert sich Gustl freudig zurück. Seit fast einem Jahrzehnt tourt er mit seinem „Wunschkonzert“ von Seniorenheim zu Seniorenheim im Flachgau und in der Stadt Salzburg, singt auf Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. 120 Auftritte pro Jahr hat er im Schnitt, im diesjährigen Corona-Jahr waren es bereits 75. Sein Repertoire – Gustl begleitet sich selbst mit der Gitarre – reicht von Volksliedern über Kirchenlieder bis hin zu Schlager und Oldies. „Und wenn sich jemand etwas von mir wünscht, das ich nicht kenne, dann lerne ich es ganz einfach“, erzählt der Flachgauer im Interview. „Denn wenn ich anderen Menschen mit meinem Gesang erfreuen kann, macht das auch was mit mir und berührt mich sehr.“

Ganz besondere Momente

Gerade in den Seniorenheimen, dort wo „viel zu viele von ihren Angehörigen vergessen wurden, ans Bett gefesselt sind oder andere schwere Leiden tragen müssen“, erlebe er immer wieder ganz besondere Momente. „Einmal kam eine alte Frau mit ihrer Physiotherapeutin zum Konzert. Die Frau kam aus Schlesien und hatte vor einiger Zeit aufgehört zu sprechen. Ich entschloss mich, Lieder aus ihrer Heimat zu singen und plötzlich sang die Frau mit“, erzählt der 73-Jährige mit feuchten Augen. „Oder ein anderes Mal – es war genau eine Woche vor Weihnachten, so wie heute – war ich im Seniorenheim in Eugendorf und spielte Weihnachtslieder. Der 97-jährige Josef wünschte sich ‚Stille Nacht heilige Nacht‘. Auch wenn die anderen Bewohnerinnen und Bewohner nicht ganz einverstanden waren, spielte ich Josefs Wunsch dann als letztes Lied. Er weinte und auch mir kamen die Tränen. Zwei Tage vor Weihnachten ist er dann für immer eingeschlafen.“

Das Herz berühren

Dieses Erlebnis war für Gustl so eindrucksvoll, dass er es aufgeschrieben hat. In unserem Podcast (oben) liest er uns seinen Text vor. Es ist eine Weihnachtsgeschichte mitten aus dem Leben und gleichzeitig zeigt sie uns unser eigene Vergänglichkeit. Was, wenn es im Leben nicht immer um schneller, höher und weiter geht, oder darum, wer Recht oder Unrecht hat, sondern ganz einfach darum, dem Gegenüber eine Freude zu machen, sein Herz zu berühren? Freilich geht das nur, wenn wir selbst mit geöffnetem Herzen denken, reden und handeln. Wir alle können von Menschen wie Gustl Thalhammer wohl noch sehr viel lernen.

In diesem Sinne wünsche ich euch, liebe Leserinnen und Leser, im Namen des gesamten Teams von SALZBURG24 eine schöne und besinnliche Zeit mit euren Liebsten. Frohe Weihnachten!

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

18.12.2024
Zwischen Freude und Frust

Das sind die nervigsten Weihnachtslieder

Von Kathrin Krispler
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken