Der scheidende Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser ist am Sonntagnachmittag nach elfjähriger Amtszeit mit einem feierlichen, zweieinhalbstündigen Gottesdienst offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden. Im bis auf den letzten Platz voll besetzten Salzburger Dom dankte der 76-Jährige in seiner Predigt allen, die sein Wirken in Salzburg begleitet haben.
"Es waren erfüllte elf Jahre im Kirchendienst. Ich danke Gott für die dafür nötige Gesundheit von Körper und Seele. Ehrlichen Herzens darf ich sagen: Geschenkt hab ich mir nichts – aber auch anderen nicht", sagte Kothgasser. In seiner umfassenden Dankespredigt hob der Erzbischof besonders die Arbeit der Menschen in den Pfarren und Pfarrgemeinderäten hervor: "Die Politik kann dankbar sein, dass hier ein gemeinschaftlicher Geist ausgeht, den wir in unserer heutigen Gesellschaft alle brauchen."
Kothgasser Fan der Salzburger Festspiele
Kothgasser betonte, wie wichtig ihm auch die Schulbesuche in Stadt und Land waren, bedankte sich für die Erneuerung und Renovierung vieler Kirchen und machte auch aus seiner Begeisterung für die Salzburger Festspiele keinen Hehl. Er lobte die Arbeit der karitativen Organisationen - die Kollekte der Messe ging auf seinen Wunsch der Syrien-Hilfe der Caritas zu - und verwies kurz auf die Aufgaben der Kirche in der Zukunft. "Wir brauchen erneute Aufmerksamkeit für die frohe Botschaft, die uns Gott schenkt." Kirche dürfe auch nicht alleine auf eine Religionswissenschaft hinauslaufen. "Wir brauchen eine gelebte Theologie."
Der Credo-Messe von Mozart, gesungen und gespielt von Domchor und Domorchester, wohnte eine Reihe hoher kirchlicher Amtsträger bei. Neben dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, den meisten heimischen Bischöfen und dem apostolische Nuntius in Österreich, Peter Stephan Zurbriggen, waren unzählige Priester und Ordensleute in den Dom gekommen. Auch der evangelische Superintendent Olivier Dantine und Marko Feingold von der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg wohnten der Feier bei.
Zahlreiche Gäste bei Kothgassers Verabschiedung
Auf weltlicher Seite war die gesamte Salzburger Landesregierung vertreten, Politprominenz war aber auch aus Tirol (Landtagspräsident Herwig van Staa) und der Steiermark (LHStv. Hermann Schützenhöfer) angereist. Auch eine große Abordnung aus Kothgassers Heimatgemeinde St. Stefan im Rosental in der Südost-Steiermark fand sich im Dom ein.
In einer langen Rede würdigte Hansjörg Hofer, Generalvikar der Erzdiözese Salzburg, das Schaffen von Kothgasser und hob dabei die sein Engagement bei der Gründung der Salzburger Ethik Initiative, des Kardinal-König-Kunstfonds oder der jährlichen Aktionswoche "Offener Himmel" hervor. Der Erzbischof habe auch wichtige Schritte hin zum interreligiösen und interkulturellen Dialog gesetzt. Hofer lobte auch Kothgassers persönliche Zuwendung zu den Menschen. "Er ist ein Kontaktgenie, zu allen Schichten der Bevölkerung, von der Basis bis zu den Entscheidungsträgern. Das hat den Menschen gut getan. Er war ein Bischof zum Angreifen."
Nach dem Gottesdienst marschierten Mitglieder verschiedenster Schützenkompanien am Residenzplatz auf, um Kothgasser zu verabschieden. Anschließend bat Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) den Erzbischof und Ehrengäste zum Empfang in die Residenz. Dort wurde Kothgasser das Großkreuz des Ehrenzeichens des Landes Salzburg überreicht – eine sehr selten vergebene (aber nicht die höchste Auszeichnung) des Landes.
Kothgasser war seit 10. Jänner 2003 Erzbischof von Salzburg und hatte im Mai 2012 wegen Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren seinen Rücktritt in Rom eingereicht. Dieser wurde am 4. November 2013 vom Papst Franziskus aufgenommen. Der letzte Auftritt Kothgassers in Salzburg war der Gottesdienst am Sonntag nicht: Er wird auch noch die Silvesterandacht im Dom halten. Voraussichtlich am 7. Jänner wird der Erzbischof dann ins Don Bosco-Bildungshaus in Baumkirchen in Tirol übersiedeln. Sein Nachfolger, der Weihbischof der Diözese Graz-Seckau Franz Lackner, wird dann am 12. Jänner 2014 offiziell in sein Amt eingeführt. Lackner war am Sonntag übrigens nicht im Dom dabei.
Biografie von Alois Kothgasser
Alois Kothgasser wurde am 29. Mai 1937 in Lichtenegg im Bezirk Feldbach (Steiermark), wo er auch die Volksschule besuchte, geboren. 1951 trat er in das Aufbaugymnasium der "Salesianer Don Boscos" in Unterwaltersdorf, Niederösterreich, ein, das er 1957 mit der Matura abschloss. Bereits 1955 (mit 18 Jahren) legte er die ersten Ordensgelübde ab. Von 1957 bis 1960 absolvierte Alois Kothgasser ein dreijähriges Erzieherpraktikum in Unterwaltersdorf und in Klagenfurt und anschließend philosophisch-theologische Studien an der päpstlichen Hochschule in Turin-Corcetto. Am 9. Februar 1961 wurde er in Turin zum Priester geweiht. Es folgten weitere Studien in Rom an der ordenseigenen "Pontificia Ateneo Salesiano" (PAS) und 1968 die Promotion zum Doktor der Theologie. In den 1970er-Jahren lehrte er als Gastprofessor für Dogmatik in Benediktbeuern (Diözese Augsburg) und zwei Semester lang an der Salesianer-Hochschule in Bethlehem. Ab 1982 war er in verschiedenen akademischen Funktionen (u.a. als Rektor) an der Salesianer-Hochschule Benediktbeuern in Augsburg tätig. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Kothgasser besonders in der spirituellen Begleitung junger Ordensleute und als Leiter von Kursen zur pastoralen und theologischen Fortbildung.
Am 10. Oktober 1997 hat Papst Johannes Paul II. den damals 60-jährigen Pater Alois Kothgasser zum "Dritten Bischof von Innsbruck" ernannt. Im November 1998 wurde Bischof Kothgasser zum Honorarprofessor der Stiftungsfachhochschule München ernannt. Am 23. November 2002 wählte das Dom- und Metropolitankapitel zu Salzburg Bischof Alois Kothgasser zum "Erzbischof von Salzburg". Papst Johannes Paul II. bestätigte am 27. November 2002 diese Wahl. Die Amtsübernahme erfolgte am 10. Jänner 2003. Er ist damit der 89. Nachfolger des heiligen Rupertus und der 78. Erzbischof von Salzburg. Vor Vollendung seines 75. Lebensjahres im Mai 2012 reichte er wegen Erreichung der Altersgrenze bei Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt ein, der am 4. November 2013 von Papst Franziskus angenommen wurde. Am 10. November 2013 hat das Salzburger Domkapitel aus einem Dreiervorschlag den steierischen Weihbischof Franz Lackner zum neuen Erzbischof von Salzburg gewählt, der am 12. Jänner 2014 offiziell in das Amt eingeführt wird. Bis zu dieser offiziellen Emeritierung ist Erzbischof Alois Kothgasser noch Apostolischer Administrator der Erzdiözese Salzburg.
(S24.at/ APA)
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(Quelle: salzburg24)