Dröhnende Musik, kreischende Party-Gäste und die eine oder andere Rauferei – der Rudolfskai ist für seinen hohen Lärmpegel bekannt. Ob das nur eine subjektive Wahrnehmung ist, soll nun datenbasiert analysiert werden. Denn gemeinsam mit dem Unternehmen Commend, das unter anderem Sprechanlagensysteme produziert, erforscht die FH Salzburg den Geräuschpegel in der Mozartstadt. Wir haben mit dem wissenschaftlichen Projektleiter der FH Salzburg, Simon Kranzer, gesprochen, wofür die Messung gut ist und ob wir uns künftig Sorgen machen müssen, dass wir belauscht werden.
Funktionieren soll die Messung mit den bereits installierten Sprechanlagen in zum Beispiel Tiefgaragen oder bei Notrufsäulen. „In diesen Anlagen gibt es Mikrofone, die wir zur Messung des Geräuschpegels nutzen können. Es wird gemessen, wie laut oder leise es ist und dieser Wert wird dann übertragen“, erklärt der Wissenschaftler gegenüber SALZBURG24 am Mittwoch.
Was passiert mit den Daten?
„Aus wissenschaftlicher Sicht interessieren mich vor allem Langzeitmessungen. So können wir datenbasierte Vergleiche aufstellen und ‚Ausreißer‘ analysieren“, führt Kranzer aus. Er gibt ein konkretes Beispiel: „Wenn es auf einer bestimmten Straße immer laut ist, ist das nichts Ungewöhnliches. Stellen wir einen erhöhten Wert in einer sonst ruhigen Gegend fest, kann man der Sache nachgehen.“ Außerdem könne so die subjektive Wahrnehmung von dauerhafter Lärmbelästigung wissenschaftlich untermauert werden.
Sorge um Privatsphäre
Werden wir nun künftig in Salzburg belauscht? „Nein! Es wird immer nur der Wert des Pegels übertagen, keinesfalls das gesprochene Wort“, verspricht der Wissenschaftler. Das könne garantiert werden, weil es anders als bei Telefonaten „keine aktive Verbindung zwischen Sender und Empfänger“ gebe. Die Technologie erkenne übrigens keine bestimmten Wörter wie „Hilfe“ oder „Feuer“, zumindest derzeit nicht. Das sei zwar möglich, das System müsste aber speziell daraufhin trainiert werden.
Darin sieht der FH-Lehrende aber ein Problem: „Ich bin ein bisschen zwiegespalten. Natürlich wäre es toll, wenn so auf Gefahren hingewiesen werden kann. Allerdings finde ich den Schutz des Persönlichkeitsrechts fast wichtiger.“ Die Menschen würden bereits viel überwacht. Das dauerhafte, exakte Zuhören trage dazu bei. Laut Kranzer müssten nicht alle wissen, wo wir uns aufhalten.
Einsatzgebiete für Lärmpegelmessung
Wir können also aufatmen: Sprechanlagen in Parkgaragen werden uns nicht belauschen. Was kann mit den Daten neben wissenschaftlichen Erkenntnissen sonst noch getan werden? In einer Aussendung berichtet das Unternehmen Commend, dass die Technologie „verdächtige Geräusche wie Schüsse oder unangekündigte Demos“ erkennen und die Polizei informiert werden könnte. „Das System weiß natürlich nicht, ob eine Demo angekündigt ist oder nicht. Aber es kann feststellen, ob es eben in einer sonst ruhigen Gegend ungewöhnlich laut ist und ob sich die Geräusche von Messstelle zu Messstelle bewegen“, erklärt der Hochschullehrer.
Das System gebe außerdem noch keinen automatischen Alarm ab. Bis dato seien die Messungen lediglich eine Feststellung. „Der Lärmwert kann aber jederzeit abgefragt werden, solange die Sprechanlagen online sind“, hält Kranzer fest. Mit den Echtzeitdaten können Hinweise also rasch weitergegeben werden.
System an neuralgischen Punkten in Salzburg
Bis dato wurde das System nur in einem eigenen Labor-Setting getestet. In einem realistischeren Umfeld wird die Technologie erstmals in der langen Nacht der Forschung am 24. Mai erprobt. Im FH-Gebäude wird der Lärmpegel an unterschiedlichen Stationen gemessen.
Wann das System auf die Stadt Salzburg ausgerollt wird, kann der wissenschaftliche Projektleiter noch nicht sagen. Er gehe aber davon aus, dass die ersten Tests in der Realität im Laufe des Sommers stattfinden. Als neuralgischen Punkt findet er zum Beispiel den Rudolfskai besonders interessant.
Wie seht ihr das? Kann eine flächendeckende Lärmpegelmessung zur Sicherheit in Salzburg beitragen oder seid ihr skeptisch? Schreibt es uns in die Kommentare.
(Quelle: salzburg24)