Der von Romy Sigl im Jahr 2012 gegründete erste professionelle Coworking Space in Salzburg stand zum Jahresbeginn vor dem Aus. Finanzielle Probleme seien aufgetreten, weil viele Selbstständige, Start-Ups und Co infolge der Pandemie ins Homeoffice wechselten und keinen geteilten Arbeitsplatz mehr benötigten. Dazu kam, dass eine schriftlich zugesagte EU-Förderung bislang nicht ausgezahlt worden sei. "Das war für ein Start-Up-Programm als Brücke zwischen Salzburg und Bayern mit 100 Teilnehmenden, das ich vorfinanzieren musste", sagt Sigl im Vorfeld der Podcast-Aufnahme mit SALZBURG24. "Mein Anwalt prüft den Sachverhalt zurzeit", so die Flachgauerin, die sich dazu keine weiteren Details entlocken ließ.
Die 43-jährige Mutter eines Sohnes (7) hat einen HTL-Abschluss im Hochbau, studierte danach an der FH Salzburg Design- und Produktmanagement, um sich nach vier Jahren in der Privatwirtschaft selbstständig zu machen. Im Coworking Space im Techno-Z im Salzburger Stadtteil Itzling werden tageweise Mietplätze bis hin zu fixen Büros für Selbstständige, Gründer:innen und Teams angeboten. Die Zukunft ihres Lebenswerkes konnte Sigl vorerst sichern – Coworking Salzburg zieht innerhalb des Techno-Z um. Wie es ab Sommer weitergeht, hat sie uns im Sonntagstalk verraten.
Sonntagstalk mit Romy Sigl: Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Coworking Salzburg stand Anfang des Jahres vor dem Aus. Lässt du mit uns die vergangenen Monate ein bisschen Revue passieren?
ROMY SIGL: Um ehrlich zu sein, waren das wirklich die allerhärtesten Monate seit Beginn meiner Selbstständigkeit und vielleicht sogar seit Beginn meines Lebens. Coworking ist ja nicht nur mein Geschäftsmodell, das ist ja viel mehr. Das ist meine Community, das ist mein Netzwerk, das sind meine Freunde. Und das ist auch meine Haltung zur Welt. Nämlich diese Haltung, die besagt, wir halten zusammen, wir lösen gemeinsam Probleme und wir geben nicht einfach auf, wenn es schwierig ist. Nein, wir lernen, wir machen weiter und wir stehen wieder auf. Und genau dieses Mantra, das ich jetzt schon seit 13 Jahren vor mir hertrage, dann auch auf mich selber anzuwenden, das war diese Prüfung, die mir das Leben gestellt hat. Denn obwohl ich Community und Coworking betreibe, versuche ich dann doch immer, meine Probleme selber zu lösen. Und so kam der Jahreswechsel und ich habe wirklich kurz darüber nachgedacht, jetzt einfach alles hinzuwerfen, weil es waren so viele Probleme und so viele Lasten auf meinen Schultern. Und dann habe ich mich darauf besonnen, was Coworking eigentlich ist. Das bedeutet, wenn es schwierig wird, muss man darüber reden. Und das habe ich kommuniziert. Dieses Netzwerk funktioniert wirklich. Denn dadurch, dass ich so transparent war mit all diesen Problemen, die gerade anstehen, sind dann wirklich jetzt 14 unterschiedliche Optionen auf mich zugekommen, wie es weitergehen kann. Und das gibt mir so viel Kraft, dass mein Lebenswerk, das ich hier gebaut habe, tatsächlich mich selber auch trägt.
Wie lange hast du gebraucht, um diesen Schritt an die Öffentlichkeit zu wagen?
Das waren Monate. Als diese Problematik schlagend wurde, war es August. Vier Monate habe ich selber mit mir verbracht und gerungen. Es war kein schöner Spätsommer und es war wirklich kein schöner Herbst.
Welche positiven Schlüsse hast du nach all dem jetzt für dich persönlich gezogen?
Ich glaube, und das klingt jetzt so wahnsinnig platt, aber Krisen stärken tatsächlich den Charakter. Wenn es schwierig wird, dann muss man einfach in sich gehen. Und ich habe mich sehr zurückgezogen diese Monate im Herbst. Und ich weiß jetzt wieder, warum ich es mache. Und ich mache es trotzdem, obwohl es schwierig ist. Sorgen bringen nichts. Ich kann hinter jeder Ecke eine Gefahr oder eine Chance sehen – ich entscheide mich für Letzteres.
Und der Umzug innerhalb des Techno-Z steht noch bevor?
Ja, also diese Neupositionierung, die ist jetzt gerade "in the making". Es wird wahrscheinlich die Trennung zwischen dem Social Hub, dieser Gesprächs- und Kommunikationszone, wo man dieses Netzwerken betreibt und 600 Quadratmeter, wo wir wirklich uns auf das fokussierte Arbeiten konzentrieren. Wo man in Ruhe ist, denn das ist ja auch psychologisch für Menschen ganz wichtig, dass man nicht ständig gestört wird. Das grenzt fast an Psychoterror, wenn man ständig aus der Arbeit herausgerissen wird. Um diese zwei Zonen, die ja doch fundamental unterschiedlich sind, voneinander zu trennen, gibt es dann ab Sommer zwei Etagen. Und das ist ja auch das, was der Markt im Moment mehr möchte, also mehr Türe zumachen, Logo drauf, zusperren können. Und dann aber rausgehen und die anderen treffen zum Netzwerken. Und dass wir eben diese beiden Welten miteinander vereinen, da arbeite ich gerade sehr intensiv mit dem Techno-Z, dass wir das so bald wie möglich realisieren können.
Den Sonntagstalk auf SALZBURG24 gibt's ab jede Woche. Kommenden Sonntag erzählt uns der Hausarzt Christoph Dachs, wie er die Nachfolge seiner Praxis in Rif bei Hallein regelt. Einfach reinhören!
(Quelle: salzburg24)