Gemeinsam mit den Sachverständigen aus dem Amt der Landesregierung sowie dem gerichtlich beeideten Gutachter Gerald Schlager hat Naturschutz-Landesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) am Mittwoch detailliert Auskunft gegeben und offene Fragen beantwortet.
Natur- und Hochwasserschutz in Antheringer Au
Mit dem Kauf der 5,2 Quadratkilometer großen Antheringer Au kann wie berichtet der seit Jahrzehnten geplante „Naturpark Salzachauen“ auf insgesamt über acht Quadratkilometern umgesetzt werden. Damit werde ein wesentlicher Beitrag für den Hochwasserschutz, gegen die Sohleintiefung der Salzach, für den Klima-, Natur- und Artenschutz geleistet sowie ein einzigartiges Naherholungsgebiet für die Bevölkerung geschaffen, betont Gutschi in einer entsprechenden Aussendung des Landes.
Für die Salzburger FPÖ ist das zu wenig: „Nachdem uns weiterhin weder Kaufvertrag noch Gutachten vorliegen, stoßen wir als Oppositionsparteien an die Grenzen jeglicher, in diesem Fall notwendiger Kontrolle. Wir erteilen somit dem Landesrechnungshof den Auftrag, den Kauf der Antheringer Au zu prüfen. Dass wir seit Wochen um Transparenz kämpfen müssen, ist neben 37 Millionen Gründen ein weiterer für unsere Entscheidung“, gibt heute Salzburgs freiheitliche Klubobfrau Marlene Svazek die Rechnungshofprüfung bekannt.
Vier Gutachten für den Kauf der Au
Zur Ermittlung des Wertes der Antheringer Au wurden seit 2009 vier Gutachten von gerichtlich beeideten und zertifizierten Sachverständigen auf Grundlage des Liegenschaftsbewertungsgesetzes erstellt und von den zuständigen Amtssachverständigen geprüft:
- 2009: Schätzgutachten zum Verkehrswert der Antheringer Au im Auftrag des Bundeswasserbaus von DDI Mag. Dr. Franz Deininger. Ergebnis: Verkehrswert 27,9 Millionen Euro.
- 2009: Gutachten zur Überprüfung des Schätzgutachtens im Auftrag des Bundeswasserbaus von DI Martin Nöbauer.
- 2020: Aktualisierung des ersten Gutachtens aus 2009 im Auftrag des Land Salzburg von DDI Mag. Dr. Franz Deininger. Ergebnis: Verkehrswert 32,5 Millionen Euro. Mit Akzeptanzzuschlägen, jedoch nicht inflationsangepasst ergeben sich bis zu 39 Millionen Euro.
- 2022: Ermittlung eines angemessenen Grundeinlösepreises für die Antheringer Au im Auftrag des Land Salzburg von DI Dr. Gerald Schlager. Ergebnis: Nach der aktuell üblichen Bewertungsmethode ergibt sich ein Grundeinlösepreis von 34,3 Millionen Euro, wobei dieser mit der Bandbreite des üblichen Akzeptanzzuschlages auf bis zu 37,2 Millionen Euro reicht.
FPÖ: Wirtschaftlicher Wert für Land liegt bei null
„Zwischen 27 und 44 Millionen Euro liegen die mutmaßlich geschätzten Kaufpreise der unterschiedlichen Gutachter und Zuschläge für die Antheringer Au. Geworden sind es 37 Millionen. Der wirtschaftliche Wert für das Land Salzburg aber ist mit null zu bewerten, nachdem alles, was wirtschaftlich zu lukrieren wäre und nichts mit dem Naturschutz zu tun hat, einem Ausbeutungsverbot zugunsten des Verkäufers unterliegt. In die Schätzung des Gutachtens, das die Verhandlungsbasis dargestellt hat, aber sind genau diese wirtschaftlichen Werte miteingeflossen“, erklärt Svazek.
Zudem seien Baumbestände bewertet worden, die sich in der Antheringer Au längst nicht mehr finden und daher auch nicht darstellbar seien. Ähnlich abenteuerlich ging die Bewertung des Waldbodens vonstatten. Hierzu wurden 22 Flächenverkäufe von 2016 bis 2020 im Umkreis herangezogen. „Die Verkäufe gehen von fünf Hektar bis maximal 50 ha und bei den Preisen von 5 Euro pro Quadratmeter bis zu 25 Euro, darunter natürlich auch viele kleine Parzellen, die einen Seite 2 von 2 völlig anderen Preis erzielen können als 500 Hektar. Aus diesen Werten mit hoher Bandbreite hat man letztlich das Mittel genommen und für die Bewertung herangezogen“, so Svazek. In Unkenntnis der Inhalte befürchtet Svazek aber, dass der Kaufvertrag derart bombenfest ist, dass jegliche Rückabwicklung oder Ansprüche ausgeschlossen sind.
Gutschi: „Kaufpreis im Rahmen der Gutachten“
„Gutachten bilden immer eine Basis für Verhandlungen mit dem Grundeigentümer. Der erzielte Kaufpreis für die Antheringer Au in der Höhe von 35,6 Millionen Euro liegt in der Bandbreite der vorhandenen Gutachten und wird deshalb auch von den Sachverständigen als vertretbar und angemessen gesehen. Abseits unserer sorgfältigen Prüfung ist auch die Kofinanzierung der EU in Höhe von 23 Millionen Euro an Vorgaben gebunden, die es nicht ermöglichen, überzogene Kaufpreise zu bezahlen. In einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung zählt für uns auch der Wert des verbesserten Hochwasserschutzes durch Schaffung großer Retentionsflächen dazu. Dieser konnte von den Gutachtern gar nicht beziffert werden. Wie wir wissen reichen die Schäden bei einem derartigen Ereignis schnell in den Bereich hunderter Millionen Euro, weshalb diese Investition neben den vielen weiteren positiven Wirkungen für die Salzburger Bevölkerung und unsere Natur alternativlos und richtig ist“, so Daniela Gutschi.
Die Gutachten liegen in der Naturschutzabteilung in der Michael-Pacher-Straße 36, 5020 Salzburg auf. Bei Interesse wird um Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 0662 8042-4601 gebeten.
(Quelle: salzburg24)