Die 57-Jährige sieht sich als die rechtmäßige Besitzerin, Aiderbichl-Chef Michael Aufhauser denkt aber nicht daran, die Esel ziehen zu lassen. Ein Urteil wird es morgen nicht geben: Der Spruch der Richterin ergeht schriftlich.
Wem gehören die Esel?
Bei dem Verfahren geht es um die Frage, wem die Tiere gehören. Im September 2007 kaufte Eva G. zwei Zwergesel von einem Viehhändler frei. Weil sie für "Tina" und "Moritz" krankheitsbedingt nicht sorgen konnte, suchte sie für ihre beiden Schützlinge kurzfristig Asyl. Aufhauser erklärte sich damals bereit, die Tiere direkt vom Händler zu übernehmen. Auf Gut Aiderbichl kam kurz darauf auch Esel-Nachwuchs "Donna-Anna" zur Welt, das Trio entwickelte sich zu Publikumslieblingen. Doch seit drei Jahren fordert G. "ihre" Tiere wieder zurück.
Aiderbichl: "Esel ein Geschenk"
"Die Frau hat uns die Esel damals geschenkt", betonte Aiderbichl-Chef Michael Aufhauser im APA-Gespräch. "Wir sind weder ein Tierheim noch eine Tierpension. Wir sind ein Gnadenhof, wo die Tiere bis an ihr Lebensende bleiben." So sehr er den Wunsch der Frau verstehe, er habe keine Wahl: "Es widerspricht unseren Statuten, die Esel zurückzugeben. Wir sind kein Einstellbetrieb und können nicht nach Befindlichkeiten entscheiden."
30.000 Euro investiert
Zumal habe man in die Esel in den vergangen Jahren rund 30.000 Euro investiert. Ein Betrag, der auch den hohen Tierarztrechnungen für den chronisch kranken "Moritz" geschuldet sei. "Er hat eine Hautkrankheit, die man ständig behandeln muss. Es wäre unverantwortlich, Tiere auszuhändigen, die ständige Betreuung brauchen", sagte auch Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber. "Die Tiere waren noch nie bei ihr, sie kennt die Tiere nur wie andere Besucher auch."
Trotzdem brachte G. im September 2011 Klage ein. Im Mühlviertel renovierte sie - laut ihrem Anwalt um 20.000 Euro - einen Stall, 5.500 m2 Wiese sollen den Tieren dort zur Verfügung stehen. "Ich habe die Esel ja nicht gekauft, um sie zu verschenken. Ich habe jemanden gesucht, der mir die Tiere vorübergehend abnimmt. Ich habe nie die Absicht gehabt, die Esel langfristig bei ihm unterzustellen." G. muss das als Klägerin beweisen, einen Abtretungsvertrag oder andere schriftliche Vereinbarung mit Aufhauser gibt es nicht.
Emotionale Verhandlung im Juni
In der letzten, teilweise sehr emotionalen Verhandlung im Juni stand es Aussage gegen Aussage. Die von der Klägerin beantragten Zeugen sagten aus, dass keine Schenkung vorlag. Die von Aiderbichl ins Feld geführten Zeugen meinten, G. habe sich früher bei Besuchen stets als "Schenkerin der Esel" vorgestellt.
Mit feiner Klinge wird der Streit längst nicht mehr geführt: Aufhauser erzählt, er sei zum Prozessauftakt von zwei Begleitern der Frau mit versteckter Kamera gefilmt worden. G. kontert: Ihr Stall im Mühlviertel wurde von Gut Aiderbichl als Schwarzbau diffamiert. Um die Esel zu bekommen, schickte die Mühlviertlerin sogar Haaranalysen eines Esels an eine Spezialklinik in Deutschland, um Mangelernährung nachzuweisen, kontaktierte Promianwälte, "Bürgeranwalt" Peter Resetarits und "Krone-Tierlady" Maggie Entenfellner. "Mein ganzes Herz, das Herz der Familie steckt da drinnen."
Regelmäßig verfolgt sie über Web-Kameras am Gut mit, wie mit den Tieren umgegangen wird. "Sie versucht uns dort zu treffen, wo es am meisten wehtut, und wirft uns nicht artgerechte Haltung der Tiere vor", sagte Ehrengruber zur APA. "Aber wir haben 365 Tage im Jahr offen. Jeder kann sich davon überzeugen, wie gut es den Tieren geht."
Und wie immer die Richterin auch urteilen wird: Dass der Verlierer das Urteil in erster Instanz akzeptiert, gilt als unwahrscheinlich. Bis zu einer endgültigen Entscheidung wird G. "ihre" Tiere also weiter nur besuchen können. Und wie in den vergangen Jahren alle vier Wochen ihren VW Golf bis zur Decke mit Futterspenden anräumen und mit ihrer betagten Mutter - sie ist 95 Jahre alt - die rund zweistündige Autofahrt nach Henndorf auf sich nehmen. "Sie hängt doch auch so an ihren Eseln, und die Esel hängen an ihr." (APA)
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)