Flachgau

Salzburger Grenzfall: Warum das Abwasser auf Bayern in Unken wieder sauber wird

Bildtetxt: Bayerisches Abwasser wird manchmal auch in Salzburger Kl䲡nlagen wie hier in Unken wieder sauber. Lk r51-60b Reinhalteverband Pinzgauer Saalachtal
Veröffentlicht: 12. Februar 2014 16:30 Uhr
Warum Abwasser schon seit Jahren zoll- und passfrei über Staatsgrenzen rinnt, warum bayerischen Bürgern Teile der Unkener Kläranlage gehören und wie es kommt, dass Salzburger den Berchtesgadenern den Kanal spülen, verrät unser aktueller Grenzfall ans Licht.

Die Salzburger tun's, die Bayern tun's auch. Und das schon seit mehr als vier Jahrzehnten. Grenzenlos. Die Rede ist vom sauber werden. Nicht im Kleinkindalter, sondern beim Abwasser. Dieses fließt – ob sauber oder schmutzig – bekanntlich abwärts. Das ist der Hauptgrund, warum es bereits seit den 1970er Jahren Klärwassertransfers nicht nur über Landes-, sondern auch über Staatsgrenzen hinweg gibt. Es ist einfach nicht wirtschaftlich, das Abwasser eines höher gelegenen Grenzorts möglicherweise noch weiter nach oben in einen kommunalen Abwassersammler zu pumpen als es über die Grenze zum Nachbarn zu leiten. Gegen entsprechende Kostenbeteiligung, versteht sich. Und das funktioniert seit Jahr und Tag ohne besondere Verwaltungsregelungen oder gar Staatsverträge.

Grenzüberschreitenden Abwasserbeseitigung

Begonnen mit der grenzüberschreitenden Abwasserbeseitigung haben 1971 die Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, die auch beim Sport und der Feuerwehr längst die einst trennende Staatsgrenze überwunden haben. Laufener Schmutzwasser rinnt unter der Salzach hindurch nach Oberndorf und weiter nach Siggerwiesen, um wieder klar zu werden. Von den bayerischen Gemeinden Marktschellenberg und Berchtesgaden werden Abwässer aus höhergelegenen Häusern in ein Sammelbecken des Reinhalteverbands Tennengau Nord eingeleitet. "Die Wassermenge wird berechnet und mit den bayerischen Gemeinden abgerechnet. Das funktioniert seit Jahren problemlos", weiß dessen Geschäftsführer Wolfgang Breinlinger.

Sauberes Salzburger Inklusiv-Paket

Die Berchtesgadener Gemeinde Schneitzlreuth ist Mitglied im Salzburger Reinhalteverband Pinzgauer Saalachtal. Streng genommen nicht die Gemeinde, sondern eine von den Schneitzlreuther Gemeindevätern gegründete Gesellschaft nach österreichischem Recht. Der juristische Trick wurde notwendig, da nur österreichische Gemeinden und Betriebe Mitglied in einem Reinhalteverband werden können.

Die Schneizlreuther halten nun Anteile am Dachverband Salzburger Wasser, der zentrale Aufgaben und die Kanalwartung erfüllt, und sind an der Kläranlage Unken beteiligt. Bereits seit acht Jahren sind 140 Einwohner des Ortsteils Melleck auf dem Steinpass per Vertrag an die Kläranlage Unken angeschlossen. Für die rund 13 Kilometer dazugehörigen Kanal in Bayern mussten die Schneizlreuther die Wartung bisher selber organisieren. Dies fällt nun weg, da sie so wie ihre neuen Salzburger Vereinskollegen die Instandhaltung ihres Kanalnetzes als Inklusiv-Paket bekommen. Die Bürgermeister beiderseits der Grenze waren von der Idee angetan. "Kapazitäten werden so wirtschaftlicher genutzt. Dazu kommt noch die Kostenersparnis", erläutert Dipl.-Ing. Richard Kaiser, Geschäftsführer des Reinhalteverbands Pinzgauer Saalachtal die überzeugenden Argumente für dieses grenzüberschreitende Novum.

 

 

Salzburger Grenzfälle zum Nachlesen

Dieser "Grenzfall" ist ein weiterer aus der erfolgreichen Serie "Salzburger Grenzfälle", die jeden ersten Mittwoch des Monats auf SALZBURG.AT, der Plattform für die Europaregion, im Internet unter www.salzburg.at , veröffentlicht werden. Die Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Salzburger Grenzen und bilden eine aufschlussreiche Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik Salzburgs.

(Quelle: salzburg24)

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