Vierbeiner auf Wanderschaft

Sechs Wildunfälle pro Tag in Salzburg: So reagiert ihr richtig

Ein junges Reh steht am Straßenrand, während ein Auto vorbeifährt. Vor allem in den Dämmerungsstunden am Morgen und am Abend ist die Gefahr des Wildwechsels auf Straßen groß.
Veröffentlicht: 04. April 2025 10:43 Uhr
Ein Reh huscht über die Straße, Sekunden später kracht es: In Salzburg kommt es im Schnitt zu sechs Wildunfällen pro Tag. Der ÖAMTC warnt vor den großen Kräften, die bei einer Kollision mit einem Tier auf Fahrzeuge und ihre Insassen wirken.

Die längeren Tage und wärmeren Temperaturen locken nicht nur die Menschen vermehrt ins Freie. Auch Wildtiere werden aktuell wieder aktiver – und damit steigt auch die Gefahr einer Begegnung mit einem Reh oder Hirsch im Straßenverkehr. Der ÖAMTC warnt vor den Folgen solch ungeplanter Zusammentreffen: Selbst bei geringer Geschwindigkeit würden bei einer Kollision große Kräfte auf Fahrzeuge und Insassen wirken.

Über 2.000 Wildunfälle jährlich in Salzburg

Die Zahl der Wildunfälle in Österreich ist in den vergangenen zehn Jahren angestiegen. Insgesamt kommt es laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) jährlich zu rund 73.000 Wildunfällen. Das Bundesland Salzburg ist mit rund 2.100 Unfällen pro Jahr – im Schnitt also sechs pro Tag – eher im unteren Feld des Österreich-Rankings angesiedelt. In sechs der Fälle wurden 2023 auch Personen verletzt. Unerschiede gibt es hierzulande zwischen den Regionen: In der Stadt Salzburg und im Flachgau kam es laut KFV 2023 wesentlich häufiger zu Kollisionen mit Wildtieren als in den Gebirgsgauen. Für das Jahr 2024 liegen aktuell noch keine Zahlen vor.

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Die meisten Wildunfälle ereignen sich laut Statistik in den Frühlings- und Herbstmonaten, wenn Wildtiere vermehrt die Straßen überqueren. Sie tun das typischerweise im Dunkeln und bei wenig Verkehr. Zwischen 5 und 6 Uhr bzw. zwischen 20 und 23 Uhr werden demnach die meisten Kollisionen mit Rehen, Wildschweinen und Co verzeichnet.

Bei Wildunfall wirken große Kräfte

Bei einem Zusammenstoß mit einem 20 Kilogramm schweren Reh und einer Fahrtgeschwindigkeit von 50 km/h wirkt eine halbe Tonne auf das Fahrzeug und seine Insassen, schildert Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik, in einer Aussendung. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h betrage die Aufprallwucht sogar zwei Tonnen. Während die Kollisionen für die Vierbeiner meist tödlich enden, kommen die Fahrzeuglenker großteils mit einem Kollateralschaden davon. "Beim Versuch, dem Zusammenstoß mit einem Ausweichmanöver zu entgehen, passieren oft die schwersten Unfälle", führt Frisch aus und warnt: "Verreißt man das Steuer, kann man schnell einen Baum am Straßenrand touchieren oder gar im Gegenverkehr landen."

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Stattdessen solle man bei einem unvermeidbaren Zusammenstoß stark bremsen und das Lenkgrad gut festhalten, empfiehlt der Experte. Dann sei die Wahrscheinlichkeit, glimpflich davonzukommen, höher als bei einem riskanten "Schlenker", der schlecht zu kontrollieren ist, hieß es vom ÖAMTC.

Crash mit Reh, Wildschwein und Co vermeiden

Im besten Fall kommt es aber gar nicht erst zum Crash. Frisch ruft daher zu Achtsamkeit beim Fahren auf, insbesondere in Bereichen mit Wildwechsel-Warnschildern. Und wenn ein Tier in Sicht ist? "Die Geschwindigkeit reduzieren, das Fernlicht ausschalten und hupen", empfiehlt der Experte. Hat das Tier die Fahrbahn überquert oder läuft davon, heißt es weiter vorsichtig sein. Denn: "Wild flüchtet meist in Gruppen."

Wer unerwartet bremst, riskiert Mitverschulden

Laut Straßenverkehrsordnung darf ein:e Fahrzeuglenker:in nicht plötzlich und für den Nachfolgeverkehr überraschend bremsen. "Wer also wegen eines Tieres bremst, riskiert bei einem Auffahrunfall unter Umständen ein Mitverschulden", erklärt ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer die rechtliche Situation. "Die Judikatur hat sich allerdings dahingehend entwickelt, dass bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein, Reh oder Hirsch die Gefahr einer Verletzung der:des Lenkenden als so groß gilt, dass nach einem Unfall aufgrund einer Vollbremsung den Voranfahrenden kein Mitverschulden angelastet wird."

Für Hasen, Igel, Eichhörnchen und andere kleinere Wildtiere gilt das nicht, betont Hoffer. Denn ist aufgrund der Größe des Tieres eine Vollbremsung für den Nachfolgeverkehr gefährlicher als ein Zusammenstoß mit dem Tier, müsse bei einem Auffahrunfall einen Teil des Schadens selbst begleichen. Das gelte sinngemäß auch dann, wenn der:die nachfolgende Fahrer:in zu wenig Abstand gehalten hat.

Richtiges Verhalten nach Wildunfall

Wenn es doch einmal zur Kollision kommt, sollte an einer sicheren Stelle angehalten und die Warnblinkanlage eingeschaltet werden, so der ÖAMTC. Dann heißt es: Warnweste anziehen, Unfallstelle mit dem Pannendreieck absichern, eventuell verletzte Personen versorgen und Polizei oder Jagdaufsicht verständigen. Das gilt auch dann, wenn das Tier weiterläuft. Verletzte Tiere sollten außerdem nicht berührt werden. Auch Mitnehmen ist Tabu: Das gilt als Wilderei und ist strafbar.

(Quelle: salzburg24)

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