Seit vier Jahrzehnten

Seekirchner Großherzigkeit geht um die Welt

Lokalaugenschein in der Kleidersammelstelle in Seekirchen. Im Bild: Vereins-Obfrau Maria Kaml und eine der vielen freiwilligen Helferinnen Judith Grubinger-Preiner vor dem Eingang der Kleidersammelstelle in Seekirchen.
Veröffentlicht: 21. September 2021 13:24 Uhr
Eifriges Gewusel herrscht seit März dieses Jahres im alten Lagerhaus in Seekirchen (Flachgau). Tag für Tag, Woche für Woche sortieren und reparieren dort bis zu 50 Frauen Kleidung, Hausrat, Geschirr, Textilien und vieles mehr, um es dann auf dem Dauerflohmarkt wieder zu verkaufen. Was steckt dahinter? Wir haben für euch vorbeigeschaut.

„Uns gibt es schon 40 Jahre“, strahlt Maria Kaml von der Kleidersammelstelle der Katholischen Frauenbewegung Seekirchen bei unserem Besuch. Das alte Lagerhaus in der Wallerseestraße 57 haben die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vor einem halben Jahr bezogen, es ist mittlerweile der vierte Standort der Sammelstelle, die gleichzeitig ein Dauerflohmarkt ist. Hier werde alles gesammelt, was sonst weggeworfen werden würde. Kleidung, Schuhe, Bettwäsche, Schmuck, Geschirr, Hausrat, Spielzeug, Werkzeug, Taschen und Koffer bis hin zu Elektrogeräten können von Montag bis Samstag fast durchgehend abgegeben werden.

Finanzielle Unterstützung für Projekte in Afrika

Die Sachen werden dann von den zahlreichen freiwilligen Helferinnen – das sind aktuell exakt 50 Frauen und fünf Männer – sortiert, überprüft, repariert, geflickt, gewaschen, gebügelt und für den Dauerflohmarkt hergerichtet. Mit dem Erlös werden dann Sozialprojekte von „Hope For Future“ insbesondere in Kenia und Kongo unterstützt.

Sozialprojekt startete vor 40 Jahren

„Wir haben am Anfang nur Kleider gesammelt, in den 70er-Jahren noch in abgebrannten Holzhütten der Pfarre“, erzählt die 71-Jährige im Gespräch mit SALZBURG24. Schon damals habe eine kleine Gruppe der Katholischen Frauenbewegung ihre Freizeit dafür aufgewandt, die abgegebene Kleidung zu flicken. „Wir haben Knöpfe eingenäht, Löcher gestopft und alles gewaschen, hergerichtet und die Kleidung dann mit einer Holzpresse zu einem riesigen bis zu 80 Kilo schweren Kleiderballen gepresst. Nur so hatte möglichst viel in einem Container Platz“, erinnert sich Kaml zurück. In den besten Jahren habe man so bis zu 16 40-Fuß-Container mit einem Volumen von je 67,6 m³ in die Krisengebiete nach Afrika geschickt.

Bis zu 300 freiwillige Arbeitsstunden pro Woche

Heute mache das keinen Sinn mehr, da der Transport zu teuer und umständlich sei. „Mit dem Geld vom Dauerflohmarkt können wir die Familien gezielter unterstützen.“ Die freiwilligen Helferinnen und Helfer, die sich von Montag bis Samstag in der Halle tummeln, leisten wöchentlich zwischen 220 und 300 Arbeitsstunden, das sind rund 15.000 Stunden im Jahr. Dazu kommen noch unterstützende Leistungen durch Transport, Firmen und durch die Stadtgemeinde Seekirchen.

Kaml: "Die Arbeit erfüllt mich"

„Ich mache das, weil es mich erfüllt. Denn ich bin glücklich und zufrieden“, antwortet Kaml prompt auf die Frage nach dem Warum. Die Sammelstelle in Seekirchen unterstützt nicht nur diverse Sozialprojekte im Ausland mit Geld, sondern bietet durch den Flohmarkt auch für Einheimische, die nicht auf Rosen gebettet sind, die Möglichkeit, Dinge des täglichen Bedarfs günstig zu kaufen.

Projekt kommt auch der Umwelt zugute

Zum Dritten ist das Projekt ein Vorzeigebeispiel im Sinne der Nachhaltigkeit. Denn all diese Dinge, würden sonst auf dem Müll landen. „Man kann sich nicht vorstellen, was die Leute alles wegschmeißen würden. Und wenn sie die Sachen bringen, haben sie ein gutes Gefühl. Denn sie wisse, es wird alles verwertet und der ökologische Fußabdruck wird kleiner“, schildert Judith Grubinger-Preiner (43), die sich seit sechs Jahren als freiwillige Helferin dabei ist, im S24-Gespräch.

Helferinnen und Helfer für die Zukunft

Helfende Hände sind stets gesucht. „Wir können gar nicht zu viele haben.“ Und jede und jeder finde rasche seine eigene Aufgabe in der Gruppe und entdecke neue Talente. „Wir merken auch, dass das jenen, die eher alleine sind, auch einen gewissen Halt gibt“, so Kaml. Besonders schön sei es, wenn sich Freundschaften entwickeln. Die 71-Jährige will so lange weitermachen, „wie es nur irgendwie geht“ und hofft auf „viele, viele junge Menschen“, die ihr nachfolgen und das Sozialprojekt der ganz besonderen Art fortführen.

Kleidersammelstelle Seekirchen - Fakts im Überblick

Das Programm:

  • Sammlung und Wiederverwertung von Kleidern, Hausrat und Kunst
  • jede Woche werktags Flohmarkt und jeweils großer Sommer- und Herbstflohmarkt
  • Bereitstellung von Sachspenden für Ost-/Südeuropa
  • Einsatz von Erlösen und Spenden im Rahmen von „hope for future“ in Afrika
  • Kommunikation und Kooperationen auf lokaler und regionaler Ebene
     

Was wird gesammelt?

Kleidung, Schuhe, Bettwäsche, Hausrat, Geschirr, Spielzeug, Werkzeug, Taschen, Koffer, kleine Elektrogeräte und auch kleine Möbel. Bitte nur nutzbare Kleidung, Gegenstände und Geräte abgeben.

Wo wird gesammelt?

Wallerseestraße 57, 5201 Seekirchen (ehemaliges Lagerhaus).

Arbeits- und Spendenannahmezeiten:

  • Montag bis Freitag, 8.00 - 17.00 Uhr durchgehend
  • Samstag, 8.00 - 12.00 Uhr

Bildergalerien

Lokalaugenschein in der Kleidersammelstelle in Seekirchen. Im Bild: Vereins-Obfrau Maria Kaml und eine der vielen freiwilligen Helferinnen Judith Grubinger-Preiner vor dem Eingang der Kleidersammelstelle in Seekirchen.
Lokalaugenschein in der Kleidersammelstelle in Seekirchen. Im Bild: Vereins-Obfrau Maria Kaml und eine der vielen freiwilligen Helferinnen Judith Grubinger-Preiner vor dem Eingang der Kleidersammelstelle in Seekirchen.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken