Flachgau

So kommentiert Hubert von Goisern die BP-Wahl: "Wir brauchen eine neue Sprache"

Veröffentlicht: 05. Dezember 2016 14:02 Uhr
Alexander Van der Bellen wird nächster österreichische Bundespräsident, er setzte sich in der Wahlwiederholung gegen Norbert Hofer durch. Der in Salzburg lebende Musiker und Künstler Hubert von Goisern hat am Montag zum Wahlausgang Stellung genommen.

Die APA  hat österreichische Künstler und Kulturschaffende zum Ausgang der Wahl befragt und dokumentiert nachfolgend die Antworten. Hubert Goisern, der bereits im Wahlkampf abgelehnt hatte, von der FPÖ gespielt zu werden (SALZBURG24 hat berichtet), beantwortete folgende drei Fragen.

Hätten Sie angesichts der Prognosen im Vorfeld einen Sieg von Alexander Van der Bellen noch für möglich gehalten?

Oh ja. Seit dem Abend im Konzerthaus im Mai habe ich, haben wir alle, die dort und übers Internet dabei waren, daran geglaubt, dass er es wird. Dieses Gefühl hat sich aufrechterhalten - bis zum Schluss. 

War die Wahlentscheidung letztlich ein Votum pro Van der Bellen oder eher doch contra Hofer?

Natürlich FÜR Van der Bellen - man wählt immer FÜR etwas. Österreich hat sich FÜR Alexander Van der Bellen entschieden.

Ist die Klage über das gespaltene Land angesichts des zurückliegenden Wahlkampfs eine alarmistische Übertreibung, oder sind nun tatsächlich Gräben in Österreich entstanden, die nicht mehr überbrückbar sind?

Sie ist alarmistisch - und das darf sie auch sein. Sie ist mir jedoch manchmal zu viel. Es gibt so viel mehr Gutes als Übles, was in diesem Land passiert. Wenn man zu viel Zeitung liest oder Nachrichten schaut, droht man das zu vergessen. Und Alarm schreien ist nicht genug. Wir brauchen auch eine neue Sprache. Die aggressive Rhetorik im Wahlkampf hat die Verliese der verbannten, bösen Gedanken geöffnet. Tabus sind gefallen. Die Schamschwelle hat sich bedenklich gesenkt. Vom Reden ist es nicht weit zum Tun. Die Agitation muss aufhören. Die Wahlanalyse zeigt, wo die Gräben sind.

Vorschlag: Bei der Bildung ansetzen, bei der Schule. Eine gemeinsame Schule bis zum 15. Lebensjahr wäre ein wichtiger Schritt gegen die Entfremdung in der Gesellschaft. Das weiß man schon lange. Wann setzt man es endlich um? Wir müssen Weichen stellen; zu einem verständnisvollen, versöhnlichen und respektvollen Umgang miteinander.

P.S.: Bezüglich Schlammschlacht, das mag es manchmal gewesen sein - Fakt ist aber: Alexander Van der Bellen hat keinen Schmutz an seinen Händen. Er hat nie Schlamm geworfen.

Weitere Reaktionen aus dem Kulturbereich

Freude herrschte bei den Kabarettisten Michael Niavarani und den Gebrüdern Moped: "YESS!!!! Ich liebe Österreich und kaufe mir morgen vor Freude einen Trachtenjanker!!", schrieb Niavarani auf Facebook. "Gott ist kein Nazi", verkündeten die Gebrüder Moped nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses auf Twitter.

Auch gegenüber dem ORF-Radio "Ö1" zeigten sich etliche Kunst- und Kulturschaffende erleichtert über das Ergebnis. "Ich bin sehr glücklich, dass es so ausgegangen ist", so Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Schriftsteller Doron Rabinovici meinte zum Sieg Van der Bellens: "Es ist ein starkes Signal, dass es sich auszahlt, zu den Werten der Menschenrechte, zur Demokratie und zu Europa zu stehen, und dass auf diese Art und Weise am Besten Rechtsextremismus, Rassismus und Hetze beantwortet werden können. Wir hatten auch das Gefühl, dass es ein Ergebnis ist, das weit über die Grenzen Österreichs hinaus Bedeutung hat in der jetzigen politischen Entwicklung, auch angesichts von Brexit und Trump und leider auch den Ergebnissen gestern in Italien."

"Sind ein zivilisiertes Land"

Für Autorin Julya Rabinowich war nicht zuletzt das Agieren von FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel zentral für den Wahlausgang: "Diese Attacken auf Van der Bellen, die vollkommen unterirdisch gewesen sind, die haben offenbar nicht so mobilisiert, wie sie gedacht hat."

"Theater geht mir am Nerv"

Kritischer sieht es der Künstler Erwin Wurm: "Mir geht das ganze Theater unendlich am Nerv, diese Polarisierung. Ich finde ja beide nicht toll, aber ich bin heilfroh, dass es Van der Bellen geworden ist. Aber so lang die Politik noch immer so ist wie sie ist, man die kleinen Leute vergisst und den Banken das Geld zuschiebt, so lang gießt man Öl ins Feuer der Populisten." Hätte FPÖ-Kandidat Norbert Hofer die Wahl für sich entschieden, dann hätte Schriftstellerin Christine Nöstlinger zwar "geschimpft", sich aber folgendermaßen getröstet: "Wir haben schon einen Waldheim überlebt, wir werden auch einen Hofer überleben. Ich bin immer ein Optimist letzten Endes."

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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