Der "Fall Taboga" hat am Donnerstag die nächste Wendung genommen: Wie der SV Grödig bekannt gab, soll der Verteidiger vier Spieler des Vereins zur Spielmanipulation angestiftet haben.
Der Vorfall hat sich im Winter der vergangenen Saison ereignet, die Spieler sollen aber abgelehnt haben. "Sie haben ihn nicht ernst genommen", so Grödig-Sportchef Christian Haas, bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Grödig gab zudem bekannt, dass der Vertrag mit Taboga in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst worden sei.
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Keine Manipulationen
Bei den Spielern handle es sich um drei Spieler des aktuellen Kaders und einen Ex-Grödiger – Namen wollte Haas nicht nennen. Die Spieler erzählten am Dienstag bei der rund zweistündigen Besprechung von den Vorkommnissen. „Sie haben mir glaubhaft versichert, dass es keine Manipulationen gab, deshalb wird es für diese Spieler auch keine Konsequenzen haben", so Haas.
Taboga in Geldnot
„Wir haben natürlich gewusst, dass es in der Mannschaft Probleme mit Geld gegeben hat. Deshalb hat es auch Gespräche mit Dominique Taboga gegeben", sagte der sichtlich gezeichnete Sportdirektor am Donnerstag. Daher rühren vermutlich auch die Anstiftungen zu Spielmanipulationen seitens Tabogas. „Ich bin stolz auf die Burschen, dass sie mir am Dienstag mitgeteilt haben, dass Dominique Taboga die Spieler darauf (Anm. Spielmanipulationen) angesprochen hat", so Haas weiter, der seinen Verein in der Opferrolle sieht. Zu den Hintergründen konnte der Manager nicht viel sagen. Auf die Frage, ob man von Schulden des 31-Jährigen gewusst habe, meinte er, es sei intern in der Mannschaft schon bekannt gewesen, dass er finanzielle Probleme habe.
SV Grödig - Kapfenberg
Am Mittwoch hat der Manager dann Taboga mit den Behauptungen konfrontiert. "Er hat es bestätigt, er hat offenbar nicht mehr gewusst, was er machen soll." Der Verteidiger habe aber betont, dass es keine Spielmanipulation gegeben habe. Die anderen Spieler hätten dies ebenfalls bestätigt. Um welches Spiel es sich damals gehandelt haben soll, wollte Haas unter Berufung auf das laufende Verfahren nicht sagen ,"das Kapfenberg-Spiel war es nicht", räumte er dann aber ein.
Grundsätzlich zeigte sich Haas von den aktuellen Ereignissen betroffen. "Ich bin enttäuscht, weil er (Taboga, Anm.) oft Kapitän und ein absoluter Führungsspieler war." Über das Verhalten der im Winter angesprochenen Spieler sei er nicht enttäuscht, "im Nachhinein wäre es aber sicher gescheiter gewesen, wenn sie gleich gekommen wären. Aber sie haben es ja damals nicht ernst genommen."
Kein neuer Innenverteidiger
Nachbesetzt wird der 31-Jährige im Kader nicht unmittelbar. "Wir haben ja noch drei Innenverteidiger." Er müsse in dieser Frage erst nachdenken, sagte Haas. Er hoffe auf jeden Fall, dass für den SV Grödig die Situation jetzt geklärt sei "und wir schön langsam wieder zur Ruhe kommen und uns wieder auf den Sport konzentrieren können."
Für die Polizei hat sich durch die jüngsten Ereignisse vorerst nichts geändert. Taboga werde weiterhin als Opfer einer Erpressung angesehen und bleibe auf freiem Fuß, sagte der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes, Karl-Heinz Pracher, auf Anfrage zur APA.
Liga verurteilt Handlungen
Reagiert hat auch die Fußball-Bundesliga: Sie hat heute umgehend verbandsrechtliche Schritte eingeleitet, wie sie in einer Aussendung bekannt gab. "Diese Bestätigung der versuchten Spielmanipulation ist im höchsten Maße zu verurteilen und gehört mit aller Entschlossenheit bekämpft." Der ÖFB und die Bundesliga hätten schon im Sommer 2012 gemeinsam mit dem Sportministerium den Verein PlayFairCode gegründet, um präventive Maßnahmen gegen Spielmanipulation zu setzen.
Taboga von Homepage gelöscht
Und rasch reagiert hat der SV Grödig am Donnerstag auch auf anderer Ebene: Vom aktuellen Vereinsfoto wurde Taboga zwar nicht wegretouchiert, auf der offiziellen Vereins-Homepage schien er aber bereits am Nachmittag nicht mehr im Kader auf. Die Mannschaft wurde vom Trainerteam beim Nachmittagstraining über die Entlassung von Dominique Taboga informiert. Sie wurden angehalten keine Interviews zu geben.
(S24.at/APA)
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(Quelle: salzburg24)