Flachgau

Taboga wollte sieben Spieler für Manipulation gewinnen

Für Taboga (im Bild links) wurde es finanziell immer enger, er geriet immer mehr unter Druck.
Veröffentlicht: 22. November 2013 14:51 Uhr
Die angebliche schwere Erpressung des ehemaligen Grödig-Spielers Dominique Taboga (31) durch Ex-Teamspieler Sanel Kuljic (36) sowie Sulim D. (32) dürfte tief in den Dunstkreis der Spielmanipulation reichen.
Lilli Zeilinger

In den Protokollen zur polizeilichen Vernehmung nannte der Ex-SV Grödig-Spieler namentlich sieben Fußballspieler unterschiedlicher Vereine, die er für eine Spielmanipulation gewinnen wollte. Diese hätten aber alle abgelehnt, sagte Taboga.

Gegen mehr als ein halbes Dutzend ermittelt

Gegen wie viele Personen die Justiz wegen Betruges durch Spielmanipulation oder Anstiftung zur Spielmanipulation ermittelt, darüber wird offiziell keine Auskunft gegeben. Aufgrund der Aussagen von Taboga, Kuljic und dessen tschetschenischen Komplizen Sulim D. - die beiden letzteren befinden sich seit einer Woche in Salzburg in Untersuchungshaft - dürften es mehr als ein halbes Dutzend sein. Die Protokolle, aus denen die Zeitschrift "News" in ihrer aktuellen Ausgabe zitiert, liegen auch der APA vor.

Keine weitere U-Haft

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher, gab am Freitag, auf Anfrage der APA dazu keine Stellungnahme ab. Man wolle die Ermittlungen in der Causa nicht dahin gehend gefährden, indem der Öffentlichkeit in Verdacht geratene Personen genannt würden. Außerdem handle es sich um einen Verschlussakt. Neher bestätigte lediglich, dass seit vergangenem Freitag bisher kein weiterer Verdächtiger in U-Haft genommen wurde.

Taboga auch als Beschuldigter geführt

Taboga wird von den Ermittlern nicht mehr nur als mutmaßliches Erpressungs-Opfer betrachtet, sondern im Zusammenhang mit - zumindest versuchten - Wett-Betrügen offenbar auch als Beschuldigter geführt. Der Titel des Protokolls von seiner zweiten Einvernahme am vergangenen Dienstagnachmittag vor der Polizei lautet: "Beschuldigtenvernehmung".

Droh-SMS an Taboga und weitere Spieler

In seiner Einvernahme in der Landespolizeidirektion Salzburg schilderte der offenbar von hohen Schulden geplagte Taboga, dass die "ganze Sache" Ende der Spielsaison 2011 begonnen habe. In der Woche vor dem Meisterschaftsspiel SV Kapfenberg gegen Wacker Innsbruck seien Droh-SMS an ihn und zwei andere Spieler ausgeschickt worden. "In denen wurde aufgefordert, dass wir uns krankmelden beziehungsweise das Spiel verlieren sollten." Die Polizei habe diesbezüglich ermittelt.

40.000 Euro für Manipulation angeboten

Kurz vor dem Meisterschaftsspiel SV Kapfenberg gegen Red Bull Salzburg im Frühjahr 2012 - Kuljic war nach der Winterpause ins Kapfenberg-Team gewechselt - habe ihn eine Person kontaktiert, die er bereits kannte, und ihm 40.000 Euro für eine Manipulation angeboten, schilderte Taboga. Danach habe es ein weiteres Treffen mit diesem Mann gegeben, auch Kuljic und ein Araber seien anwesend gewesen.

Er, Taboga, hätte erklärt, dass er bei diesem Spiel nicht spielen werde. "Kuljic sagte bei diesem Gespräch, dass er bei der Manipulation mitmachen würde und zu diesem Zweck auf keinen Fall ein Tor schießen würde. Im Fall eines Eckballes würde er einen Elfmeter verursachen", erzählte Taboga der Polizei. Er selbst habe dem Angebot zugestimmt, Leute anzuwerben, und deshalb mit drei Spielern gesprochen. "Es haben aber alle abgelehnt." Das Match wurde von Kapfenberg 0:1 verloren.

Immer wieder zu Spielmanipulationen angestiftet

Immer wieder wurde Taboga offenbar zur Teilnahme an Spielmanipulationen aufgefordert. Nachdem er im Sommer 2012 zum SV Grödig nach Salzburg gewechselt war, habe ihm Kuljic und ein Deutscher 50.000 Euro angeboten, "um das Spiel gegen Austria Lustenau so zu manipulieren, dass wir verlieren". Er habe sich aber wieder geweigert, erklärte Taboga. Der Deutsche habe dann zu Kuljic gesagt, er werde auf alle Fälle auf eine Niederlage von SV Grödig setzen. "Wenn dies nicht funktioniere, müssten wir dafür bezahlen", zitierte Taboga aus dem Gespräch. Grödig gewann dann das Spiel mit 1:0.

Taboga stahl auch aus Mannschaftskasse

Für den Grödiger Innenverteidiger wurde es finanziell immer enger, er geriet immer mehr unter Druck. Kurz nach dem Spiel gegen Lustenau habe der Deutsche wegen des entgangenen Wettgewinns von ihm und Kuljic jeweils 25.000 Euro gefordert, schilderte der 31-Jährige. Er habe nach einer Möglichkeit gesucht, an die Summe zu kommen. Eigenen Angaben zufolge borgte sich Taboga vom Manager des SV Grödig 19.000 Euro aus und stockte zusätzlich einen Kredit auf. Er gestand auch der Polizei, einmal 5.000 Euro aus der Mannschaftskasse genommen zu haben, weil er über keinerlei Bargeld mehr verfügt hätte.

Offenbar hatte Taboga auch private Schulden bei Kuljic, laut dem Ex-Teamspieler sind es rund 65.000 Euro für Einrichtungsgegenstände. Taboga versuchte offenbar, die Schulden in Raten abzuzahlen. Zur Schuldenbegleichung leaste er auch einen BMW Mini Cooper für Kuljic. Der mit Kuljic befreundete Konventionsflüchtling Sulim D. schlüpfte offenbar für Kuljic in die Rolle des Geldeintreibers.

Mehrere Geldübergaben

Am 11. November ging Taboga zur Polizei und erklärte, Kuljic und Sulim D. hätten ihn wegen des entgangenen Wettgewinnes unter Androhung von Gewalt gegen sich und seine Familie erpresst. Am 12. November wurden Kuljic und Sulim D. auf einem Parkplatz in Anif bei Salzburg, wo eine weitere Geldübergabe hätte stattfinden sollen, von der Eliteeinheit Cobra festgenommen. Beide beteuerten vor der Polizei und später vor der Haft- und Rechtschutzrichterin ihre Unschuld.

Taboga erzählte den Behörden in der Vorwoche von mehreren Geldübergaben. Anfangs sprach er von "über 70.000 Euro", dann korrigierte er die Aussage und nannte einen Gesamtbetrag von "etwas unter 30.000 Euro", den er seinen "Erpressern" übergeben hätte. Am 14. November teilte der Manager des SV Grödig, Christian Haas, bei einer Pressekonferenz mit, dass Taboga im Winter 2012 vier Mitspieler gefragt habe, ob sich diese an einer Spielmanipulation beteiligen wollen. Die Spieler hätten das als Scherz aufgefasst und abgelehnt. Es sei zu keiner Manipulation gekommen, betonte Haas. (APA)

(Quelle: salzburg24)

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