Kinderbetreuung in Salzburg

Warum ein Kindergartenprojekt in Hallwang ausgebremst wird

Ein privates Kindergartenprojekt in Hallwang scheitert an "bürokratischen Hürden und strukturellen Problemen", kritisiert die Initiatorin. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 25. Juli 2025 11:47 Uhr
Angebot und Interesse sind vorhanden, doch ein privater Kindergarten in Hallwang darf seine Tore nicht öffnen und liegt vorerst auf Eis. Die Flachgauer Gemeinde und die benachbarte Stadt Salzburg verweisen auf ausreichend vorhandene Plätze, während vollzeitberufliche Eltern auf weitere Wahlmöglichkeiten warten. Die Initiatorin sieht sich mit "strukturellen Problemen" konfrontiert.

Einen geeigneten Kinderbetreuungsplatz zu finden, stellt Eltern in Salzburg Jahr für Jahr vor eine Herausforderung. Neben dem Anspruch auf Betreuung ist es ebenso wichtig, dass das Angebot zu den individuellen Bedürfnissen und Vorstellungen der Familie passt. Die Suche nach dem "richtigen" Betreuungsplatz kann somit zur organisatorischen und emotionalen Belastungsprobe werden. Diese Erfahrung habe auch Jasmine Pelliscek-Wilsdorf gemacht. "Probleme mit der Kinderbetreuung gab es schon vor 20 Jahren und ich habe das Gefühl, dass es seitdem nicht viel besser geworden ist", sagt die dreifache Mutter zu SALZBURG24. Es gebe nur wenig Angebote für vollzeitberufliche Eltern, kritisiert sie: "Da läuft was falsch." Die Flachgauerin verweist auf die zuletzt gesunkene Zahl an sogenannten VIF-konformen Kindergärten im Land Salzburg. Das sind jene, die mit einem Vollzeitjob beider Elternteile vereinbar sind. Im Betreuungsjahr 2021/22 lag der Anteil im Land Salzburg bei fast 42 Prozent, im abgelaufenen 2024/25 nurmehr bei 33,5 Prozent.

Angebot für vollzeitberufliche Eltern in der Pipeline

Ein solches VIF-konformes Kindergartenprojekt namens "ZukunftsWerkstatt KinderWelt" plant Pelliscek-Wilsdorf mit ihren Mitstreiter:innen seit nunmehr etwa anderthalb Jahren. Eine 1.500 Quadratmeter große Liegenschaft samt weitläufiger Grün- und Spielfläche wurde in der Birkenstraße im Gemeindegebiet von Hallwang (Flachgau) gefunden. Für den Betrieb seien nur kleinere Adaptionen nötig. "Der Eigentümer hat auf eigene Rechnung bereits erste Arbeiten übernommen", so Pelliscek-Wilsdorf. Vertreter:innen von Gemeinde und Land seien bereits vor Ort gewesen und hätten die baulichen und konzeptionellen Vorgaben geprüft und befürwortet. Für den Start seien drei Kleinkind- und eine alterserweiterte Gruppe (drei bis sechs Jahre) mit jeweils acht Kindern geplant. Geeignetes Personal habe die Projektinitiatorin bereits gefunden. "Es gibt 18 Bewerberinnen mit teils längerer Arbeitserfahrung." Das langfristige Ziel sei ein Angebot von Krabbelgruppen bis zur Ganztagsbetreuung, betont Pelliscek-Wilsdorf.

Die Öffnung einer ersten Gruppe ab September sei möglich, jedoch scheitert die Inbetriebnahme an administrativen Hürden. Benötigt wird ein sogenannter Bedarfsbescheid, den die jeweilige Gemeinde ausstellt. Erst dann können die gesetzlich festgelegten Subventionen an die privaten Kindergärten ausgezahlt werden. Und genau das ist das Problem für Pelliscek-Wilsdorf, denn die Gemeinde Hallwang sieht derzeit keinen zusätzlichen Bedarf für weitere Kinderbetreuungsplätze. "Wir haben das Kinderbildungszentrum ausgebaut und bieten Tagesbetreuung bis 17 Uhr an", schilderte Bürgermeister Johannes Ebner (ÖVP) unlängst gegenüber S24. Der Kindergarten schließt um 16 Uhr. Für das Betreuungsjahr 2025/26 gebe es noch ausreichend freie Plätze. Zuzugseffekte durch größere Neubauprojekte werden erst für das Jahr 2026 prognostiziert. Die einzige Möglichkeit den Kindergarten dennoch zu realisieren ist nach aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen ein gemeindeübergreifender Bedarfsbescheid. Kinder aus einer Nachbargemeinde würden dann die Einrichtung besuchen können. Im Fall der "ZukunftsWerkstatt KinderWelt" wäre das die unmittelbar angrenzende Stadt Salzburg, die einen solchen Bescheid jedoch nicht ausstellen wird.

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Warum gemeindeübergreifender Bedarfsbescheid abgelehnt wird

Andere private Kindergärten in Hallwangs näherem Umfeld würden ihre genehmigten Gruppen nicht ausschöpfen, heißt es auf S24-Anfrage. "Der Bedarf in den Stadtteilen ist sehr unterschiedlich. Wir werden die Entwicklung genau im Auge behalten und bei Veränderung entsprechend reagieren", erklärt ein Sprecher von Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). "Aufgrund der Lage in Hallwang ist eher damit zu rechnen, dass in die Stadt einpendelnde Eltern den Platz brauchen und nicht jene, die in der Stadt wohnen." Pelliscek-Wilsdorf sieht das naturgemäß anders: Die Initiatorin kritisiert, dass der Bedarf häufig erst dann sichtbar wird, wenn es bereits zu spät ist: "Viele Eltern melden ihren Bedarf erst dann, wenn ein Angebot tatsächlich besteht." Dass bestehende Einrichtungen aufgrund Personalmangels genehmigte Gruppen oft nicht öffnen können, werde in der offiziellen Bedarfserhebung zu wenig beachtet. Eine eigens durchgeführte Bedarfsumfrage habe nahezu 100 Interessent:innen für ihr Kindergartenprojekt ergeben.

Dennoch: Die Stadt Salzburg lehnt einen gemeindeübergreifenden Bedarfsbescheid vor allem aus abrechnungstechnischen und organisatorischen Gründen ab. "Aufgrund der Gruppenförderung nach Landesgesetz ist ein gemeindeübergreifender Bedarfsbescheid nicht praktikabel und führt bei Abrechnungen zwischen den Gemeinden zu Problemen im Betrieb." Das würden auch die Juristen des Landes empfehlen, weil die Gruppen verschiedener Rechtsträger getrennt geführt werden müssen und etwa am Nachmittag nicht zusammengelegt werden können, wird seitens der Stadtregierung betont. Im Büro der ressortzuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) zeigt man sich darüber irritiert. "Das Land gibt diesbezüglich keine Empfehlung ab, da dies in der Verantwortung der Gemeinden liegt", erklärt Svazeks Pressesprecher Dom Kamper gegenüber S24. "Für das Land entstehen durch gemeindeübergreifende Bedarfsbescheide keine zusätzlichen Kosten und auch kein bürokratischer Mehraufwand."

AK: "Kinderbildungs- und -Betreuungsgesetz zu unflexibel"

"Das derzeitige Kinderbildungs- und -Betreuungsgesetz ist zu unflexibel", bilanziert Michaela Fischer von der Arbeiterkammer im S24-Gespräch und verweist auf die benötigte Genehmigung einer Gemeinde, wenn das Kind an einem anderen Ort als dem Wohnort eine Einrichtung besuchen soll. Die Arbeitnehmervertretung fordert jedenfalls seit längerem gemeindeübergreifende Kooperationen. "Verzweifelte Eltern melden sich bei uns, weil sie keinen Kinderbetreuungsplatz finden." Zusätzlich betroffen seien durch eine Gesetzesänderung in diesem Jahr Mütter, die aus der Karenz kommen und wieder arbeiten wollen. "Alle Eltern sollten die Wahl haben, wo ihr Kind in Betreuung ist."

Der gemeindeübergreifende Bedarfsbescheid ist ein extrem selten genutztes Instrument, bestätigt das Land Salzburg: Lediglich im Pinzgau gab es zuletzt eine alterserweiterte Gruppe, die sich die Gemeinden Wald im Pinzgau und Neukirchen am Großvenediger geteilt haben. "Das zeigt exemplarisch, wie bürokratische Starrheit echte Lösungen blockiert, während der Personalnotstand und Platzmangel in der Kinderbetreuung real weiterbestehen", kritisiert Pelliscek-Wilsdorf, die weiter dafür kämpft, ihr Kindergartenprojekt zu realisieren. "Ich bekomme langsam das Gefühl, dass das Kindergartenprojekt verhindert werden soll." Die Frist für das kommende Betreuungsjahr endet kommende Woche am 31. Juli.

"Ich glaube schon, dass es Hebel gibt, die nicht allzu viel kosten, wo man auch trotzdem den Betrieb erleichtern und für eine gewisse Flexibilität sorgen kann, aber die Betreuungsqualität auf höchstem Niveau aufrecht hält", sagte Svazek vor etwa zwei Wochen bei einem Medientermin in der KinderVilla in Puch-Urstein (Tennengau) und weiter: "Da ist das ureigenste Interesse an jedem, die in der Kinderbetreuung tätig ist."

 

Unterdessen gibt es bei der Stadt Salzburg Überlegungen, Kooperationen mit einzelnen Gemeinden einzugehen. Ernsthafte Pläne gebe es bereits mit Grödig. Die Flachgauer Gemeinde würde den Bedarfsbescheid ausstellen und die Stadt Salzburg einen Gastbeitrag zahlen. Die Salzburger Stadtregierung hat unabhängig davon angekündigt, bis 2027 mehr als 200 neue Kinderbildungs- und -Betreuungsplätze schaffen zu wollen und verweist gegenüber S24 auf derzeit laufende Projekte in den Stadtteilen Lehen, Parsch, Liefering und Gneis. Projektideen für Aus- bzw. Neubau gebe es zudem für Aiglhof, Schallmoos, Josefiau, Alpenstraße, Kleingmain, Itzling und Glangärten. Für das kommende Betreuungsjahr wurden in der Stadt Salzburg bislang alle 23 privaten Kindergärten genehmigt, die um einen Bedarfsbescheid angesucht haben.

Mit Stand Anfang Juni gab es in der Stadt Salzburg 1.233 Anmeldungen für einen Platz in einem öffentlichen Kindergarten. 839 Plätze wurden vergeben und 394 Kinder standen auf der Warteliste. Die Landeshauptstadt bietet momentan insgesamt 2.192 Plätze in Kindergartentagesbetreuungseinrichtungen an.

(Quelle: salzburg24)

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