Auf 150 durchgeführte Veranstaltungen und die stolze Summe von exakt 551 Praktikantinnen und Praktikanten in 20 Jahren blickt Franz Schausberger heute beim Interview in den Räumlichkeiten des 2004 von ihm gegründeten Instituts der Regionen Europas in der Nonntaler Hauptstraße 58 zurück. Es herrscht großer Trubel als wir kurz vor 11 Uhr eintreffen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – es ist ein kleines, vierköpfiges Team - flitzen im Akkord mit Kisten bepackt die Treppen hinunter zum Auto. Es sind die letzten Vorbereitungen für den 20. Salzburg Europe Summit, der vom IRE organisiert vom 20. bis 22. Oktober im Salzburger Congress stattfindet.
20 Jahre IRE, 20 Jahre Salzburg Europe Summit
Schausberger empfängt uns mit kurzer Verspätung in seinem Büro zum Interview. Er hatte noch ein Telefonat mit einer Journalistin. „Auf weitere 20 Jahre“, ruft sein langjähriger Mitarbeiter freudig noch herein, als sich die Türe schließt. Es habe sich viel geändert in den vergangenen zwei Dekaden, erzählt der Altlandeshauptmann. Der Lissabon-Vertrag, der 2009 in Kraft getreten ist, habe die Regionen, die Städte und Gemeinden in der Europäischen Union gestärkt. So hätte man damals darüber nachgedacht, den Staat zu regionalisieren und die Verfassung zu ändern. „Man wollte die Kompetenzen nach unten verlagern. Das war gut. Aber dann ist die Wirtschaftskrise gekommen und plötzlich war alles vorbei – es hat sich nichts mehr entwickelt“, sagt Schausberger. Und weiter: "Ich muss heute leider sagen, dass wir in den letzten Jahren eher in Richtung mehr Zentralismus gehen – und zwar nicht nur auf der europäischen Ebene, sondern auch in den einzelnen Mitgliedstaaten."
Das ganze Interview mit Altlandeshauptmann Franz Schausberger gibt's als Podcast zum Anhören:
Die Welt bewegen könne das IRE in Salzburg nicht, zeigt sich Schausberger bewusst. Aber man könne und wolle einen Beitrag dazu leisten. „Immerhin sind wir in Westösterreich das einzige Institut, das sich mit den Fragen der Stärkung der Regionen befasst und dafür einsetzt.“ Schon in seiner Zeit als Landeshauptmann hatte er den Wunsch das Institut der Regionen Europas zu gründen. „Weil ich überzeugt bin, dass die Regionen und natürlich auch die Städte und Gemeinden in Europa und in der Europäischen Union eine ganz wichtige Rolle spielen. Es braucht ein dezentrales Europa, wo wir auch die regionalen und die lokalen Identitäten beibehalten können.
Das IRE-Netzwerk zählt mittlerweile mehr als 160 Regionen, Gemeinden, Institutionen und Unternehmen vorrangig aus Mittel-, Ost- und Südeuropa als Mitglieder. Mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter 250 Schüler:innen und Studierende – kommen mittlerweile jedes Jahr zum Kongress, um mit führenden Expert:innen und Entscheidungsträger:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus dem In- und Ausland zu diskutieren. Der erste Kongress, inklusive Bootsfahrt für die prominenten Gäste, fand im Jahr 2005 mit knapp 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Schloss Mattsee (Flachgau) statt.
Salzburg Europe Summit: Programm
EU braucht Reformen
Den diesjährigen Kongress hat Schausberger unter den Titel „Ohne Reform keine Zukunft“ gestellt. Denn mit der neuen Periode des Parlaments und der Kommission sei jetzt der richtige Zeitpunkt, neu zu sortieren. Man müsse sich daher nun ansehen, auf welcher Ebene Kompetenzen am besten untergebracht und erledigt werden können. Die EU müsse aufhören, sich mit kleinlichen Dingen, wie etwa einem Lieferkettengesetz, beschäftigen. Die großen zu lösenden Aufgaben seien eilig und erstreckten sich vom Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit (Stichwort: China) über die Friedenspolitik bis hin zur erstarkten europaweiten Kriminalität – „das alles ist nur durch eine starke Zusammenarbeit aller Mitgliedstaaten bewältigbar“, so Schausberger.
Wer ist Franz Schausberger?
Franz Schausberger (* 1950 in Steyr, Oberösterreich) ist ein österreichischer Politiker und Historiker. Er war von 1996 bis 2004 Landeshauptmann von Salzburg. In jungen Jahren war er als Journalist tätig und veröffentlichte zahlreiche historische und politikwissenschaftliche Publikationen.1973 promovierte er an der Universität Salzburg mit einer Arbeit über den Philosophen Nicolai Hartmann zum Dr. phil. Sein politisches Engagement begann in Studienzeiten bei der Österreichischen Hochschüler:innenschaft (1969 bis 1971).
Schausberger übernahm nach dem Rücktritt von Hans Katschthaler am 24. April 1996 das Amt des Landeshauptmanns in der Landesregierung Schausberger I. Nach der erfolgreichen Wahl am 7. März 1999 wählte ihn der Salzburger Landtag am 27. April 1999 erneut zum Landeshauptmann in der Landesregierung Schausberger II. Er initiierte unter anderem:
- die Errichtung des Fußballstadions Salzburg-Kleßheim,
- die Errichtung des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg,
- den Neubau des Kleinen Festspielhauses (Haus für Mozart)
- die Errichtung des Salzburg Museum (früher Museums Carolino Augusteums) auf dem Mozartplatz und
- die Gründung der Paracelsus Medizinische Privatuniversität im Jahr 2002.
(Quelle: salzburg24)