72 Tage lang

Frauen in Salzburg arbeiten bis zum Jahresende gratis

Veröffentlicht: 20. Oktober 2022 13:50 Uhr
Frauen in Salzburg arbeiten ab morgen bis zum Jahresende gratis – zumindest statistisch gesehen. Denn sie verdienen in Vollzeitarbeit jährlich etwa 10.800 Euro weniger als Männer. Während der Corona-Pandemie haben sich diese Einkommensunterschiede zwar verkleinert, Grund zur Freude ist das laut Arbeiterkammer aber noch nicht.
SALZBURG24 (alb)

Am morgigen Freitag ist in Salzburg Equal-Pay-Day. Ab dann arbeiten Frauen bis zum Jahresende quasi gratis, schreibt die Arbeiterkammer (AK) Salzburg in einer Aussendung. Insgesamt sind das 72 Tage.

Überstunden bei vielen Männern weggefallen

Grund dafür ist die immer noch ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen: Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen jährlich 10.800 Euro weniger als vollzeitbeschäftigte Männer – eine Differenz von 20 Prozent. Salzburg liegt damit an sechster Stelle im Bundesländer­vergleich.

 

Im Jahresvergleich ist der Equal-Pay-Day um sechs Tage nach hinten gewandert. Dennoch gebe es keinen Grund zur Freude, meint AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder. „Hier ist ein Kriseneffekt erkennbar, da sich die Einkommenszahlen aufs Jahr 2020 beziehen und im Corona-Jahr bei vielen Männern die Überstunden weggefallen sind“, erklärt er die geringeren Einkommensunterschiede. „In Wahrheit haben Frauen nicht besser, sondern Männer schlechter verdient“, stellt auch AK-Frauenreferentin Ines Grössenberger fest.

Nur wenige Väter in Salzburg nehmen Kinderauszeit

Das aktuelle Wiedereinstiegs-Monitoring der AK Salzburg zeige, „wo angesetzt werden muss, damit es zu echten Verbesserungen bei der Einkommensgerechtigkeit kommt“. Ausschlaggebend sei dabei vor allem die Aufteilung von Betreuungspflichten: Mehr Väterbeteiligung führe zu mehr Gerechtigkeit. „Je länger sich der Partner an der Kinderbetreuung beteiligt, desto früher gelingt der Wiedereinstieg der Frauen“, so Grössenberger. „Und: Je früher der Wiedereinstieg erfolgt, desto besser die Einkommensentwicklung.“

 

Dass Kinderauszeit eng mit Einkommensgerechtigkeit zusammenhängt, wird laut AK dadurch verdeutlicht, dass der Equal-Pay-Day in Wien mit 18. November zum spätesten Zeitpunkt in Österreich ist. Dort ist auch die Männerbeteiligung bei der Kinderauszeit mit 27 Prozent am höchsten. In Salzburg nehmen sich Väter in acht von zehn Partnerschaften keine Kinderauszeit.

Der Equal-Pay-Day nach Bundesländern:

  • Vorarlberg: 2. Oktober 2022, Lohnunterschied: 24,7 %, 91 Tage gratis
  • Oberösterreich: 16. Oktober 2022, Lohnunterschied 21,1 %, 77 Tage gratis
  • Tirol: 18. Oktober 2022, Lohnunterschied 20,5 %, 75 Tage gratis
  • Salzburg: 21. Oktober 2022, Lohnunterschied 19,7 %, 72 Tage gratis
  • Steiermark: 26. Oktober 2022, Lohnunterschied 18,2 %, 67 Tage gratis
  • Niederösterreich: 28. Oktober 2022, Lohnunterschied 17,6 %, 65 Tage gratis
  • Kärnten: 30. Oktober 2022, Lohnunterschied 17,0 %, 63 Tage gratis
  • Burgenland: 2. November 2022, Lohnunterschied 16,4 %, 60 Tage gratis
  • Wien: 18. November 2022, Lohnunterschied 12,0 %, 44 Tage gratis

Geburt beeinflusst Einkommen von Frauen

Die Geburt eines Kindes beeinflusse die Einkommensentwicklung bei Frauen dadurch nachhaltig. So verdienen 44,6 Prozent der Frauen vor einer Karenz mehr als 2.000 Euro brutto. Im fünften Jahr nach der Geburt seien es 25,2 Prozent. Bei den Männern sei es umgekehrt: Während vor der Kinderauszeit 79 Prozent der Väter über 2.000 brutto verdienen, sind es nach fünf Jahre nach der Kinderauszeit bereits 85,5 Prozent.

 

SPÖ: Wichtig, auf "Lohndiskriminierung" hinzuweisen

Die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende LAbg. Karin Dollinger zeigt sich mit Blick auf den Aktionstag verärgert und auch ein wenig genervt: „Ehrlich gesagt kann ich das Wort Equal Pay Day als SPÖ-Landesfrauenvorsitzende auch schon nicht mehr hören“, meint sie heute in einer Aussendung. „Jedes Jahr müssen wir uns erneut mit der Tatsache herumschlagen, dass Frauen für dieselbe Arbeit weniger verdienen als Männer.“ Umso wichtiger sei aber, dass jährlich auf die „Lohndiskriminierung“ hingewiesen werde.

AK fordert höheren Familienzeitbonus

Aus Sicht des AK-Präsidenten muss an mehreren Schrauben gedreht werden, um den Equal-Pay-Day nach hinten zu verschieben. Es gebe diesbezüglich „noch viele Herausforderungen zu bewältigen“. Als solche nennt er Versorgungslücken, niedrige Betreuungsquoten, hohe Preise sowie Öffnungs- und Ferienschließzeiten, „die kaum mit den Bedürfnissen der Eltern vereinbar sind“. Außerdem fordert er die Erhöhung des Familienzeitbonus (Papa-Monat), um die finanzielle Absicherung von Familien zu gewährleisten und auf die Umsetzung des von AK und ÖGB vorgeschlagenen Familienarbeitszeitmodells. „Bei letzterem würden beide Eltern profitieren: Väter hätten mehr Zeit für ihre Kinder und Mütter würden mehr verdienen.“

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Wichtig sei auch ein gesellschaftliches Umdenken: „Es ist inakzeptabel, wenn Männer, die längere Zeit in Karenz gehen, als Hausmänner belächelt werden. Außerdem darf es in der Arbeitswelt keine Nachteile haben, wenn Karenz oder Teilzeit in Anspruch genommen wird“, so der AK-Präsident abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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Von Kathrin Krispler
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