Die durchschnittliche Salzburger Gemeinde erreicht im Gleichstellungsindex des Instituts Foresight für Städtebund und Arbeiterkammer gerade einmal 53 von 100 Punkten – und liegt damit im Bundesländervergleich dennoch auf Platz zwei. Die Gleichstellung ist damit hierzulande erst knapp zur Hälfte verwirklicht, kritisiert die Arbeiterkammer (AK) am Freitag. Auf Platz eins – Wien – fehlen satte 24 Punkte. Besonders gut schneiden Salzburgs Gemeinden in den Bereichen Bildung und Gewaltschutz ab. Aufholbedarf gibt es bei Einkommen und Erwerbstätigkeit – mit einigen Ausnahmen, die im Vergleich mit anderen österreichischen Gemeinden laut AK besonders positiv herausstechen.
Salzburgs Gemeinden bei Bildung auf Platz eins
Besonders positiv hebt AK-Frauenreferentin Ines Grössenberger die Gleichstellung im Bereich Bildung hervor: „Hier belegt unser Bundesland mit 82 Indexpunkten österreichweit den Spitzenplatz.“ Der Bundessdurchschnitt liegt bei 75 Punkten. In Sachen Gewaltschutz auf Bezirksebene landet Salzburg mit 74 Punkten auf Platz zwei – nach Wien, das die volle Punktezahl erreichte. Berücksichtigt wurden hier Frauenhäuser, Frauen- und Männerberatungsstellen.
Untertauern sticht bei Einkommen positiv heraus
In Sachen Einkommensgleichheit zwischen Männern und Frauen erreicht die durchschnittliche Salzburger Gemeinde einen Wert von 17 Punkten und liegt damit sogar noch unter dem Österreich-Schnitt (19). Der Gender-Pay-Gap fällt also hierzulande besonders hoch aus, wie Grössenberger erklärt. Der Einkommensunterschied zwischen unselbstständig beschäftigten Frauen und Männern liege bei 37,2 Prozent. „Weibliche Beschäftigte verdienen also um knapp 1.100 Euro weniger pro Monat.“
Hier gibt es allerdings zwei statistische Ausreißer: Die Gemeinde Untertauern (Pongau) erreicht im Bereich Einkommen 100 von 100 Punkten – hier verdienen Mann und Frau also gleich viel. Das 460-Seelen-Dörfchen liegt damit in der Österreich-Rangliste sogar auf Platz zwei, wenn man die Wiener Bezirke außen vor lässt. Noch unter die Top 10 geschafft hat es Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau), allerdings mit deutlich weniger Punkten (69). Einige Salzburger Gemeinden, etwa Krispl im Tennengau, Pfarrwerfen im Pongau und Weißpriach im Lungau, brachten im Bereich Einkommen keinen einzigen Punkt zusammen – hier beträgt das Einkommen der Frauen nur die Hälfte des Einkommens der Männer oder weniger.
Große Unterschiede bei Kinderbeteruung
Genau im Österreich-Schnitt (50 Punkte) liegt Salzburg beim Thema Erwerbstätigkeit. Mehr als jede zweite Frau arbeitet hierzulande in Teilzeit, aber nur jeder zehnte Mann. Und auch bei der Kinderbetreuung gibt es laut AK Aufholbedarf: Zwar liegt die durchschnittliche Salzburger Gemeinde mit 63 Indexpunkten erneut auf Platz zwei im Bundesländervergleich, allerdings wieder mit einem deutlichen Abstand von 30 Indexpunkten zum Spitzenreiter Wien und weit von den zu erreichenden 100 Indexpunkten entfernt. Der Fokus liegt hier auf den Krabbelgruppen und Kindergärten und der Frage, ob die Öffnungs- und Schließzeiten mit einem Vollzeitjob eines oder beider Elternteile kompatibel sind. Hier gibt es große Unterschiede zwischen Salzburgs Gemeinden. Zwischen Spitzenreiter Grödig (96 Punkte) im Flachgau und Schlusslicht Lessach (18) im Lungau liegen immerhin satte 78 Punkte.
Auf die bestehende Einkommensschere zwischen Männer und Frauen blickt AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder mit Sorge. Die Lohnunterschiede sowie die hohe Teilzeitquote bei Frauen aufgrund unbezahlter Sorgearbeit seien hauptverantwortlich für finanzielle Abhängigkeit und Altersarmut von Frauen. Er fordert daher die Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie, sodass Arbeitnehmer:innen gegen ungleiche Bezahlung besser vorgehen können. Zudem brauche es eine finanzielle Aufwertung von frauendominierten Berufen. Diese würden noch immer häufig schlechter bezahlt werden, obwohl sie vielfach systemrelevant und unersetzbar für die Gesellschaft sind. Für echte Wahlfreiheit in Sachen Job und Familie sei außerdem ein flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot ab dem ersten Lebensjahr notwendig.
Was Salzburgs Vorzeigegemeinden gemeinsam haben
Im Österreich-Gesamtvergleich zählen folgende Salzburger Gemeinden zu den Top 20 – die Wiener Bezirke erneut nicht mitberücksichtigt: Stadt Salzburg, Hallein und Puch in der Kategorie Zentralraum sowie St. Johann, Zell am See, Golling und Kaprun im ländlichen Raum. Gemeinsam haben diese Gemeinden eine gut ausgebaute Infrastruktur in den Bereichen Gewaltschutz und Kinderbetreuung sowie einen geringen Gender-Pay-Gap und meist auch eine gute gesundheitliche Versorgung mit Gynäkolog:innen und Urolog:innen, erklärt Grössenberger.
Der Gleichstellungsindex von AK und Städtebund
Insgesamt wurden für den Index neun Dimensionen untersucht, von Bildung über Einkommen bis zu Gewaltschutz. Über alle Dimensionen hinweg erreichten die Gemeinden im Schnitt 49 Punkte. Im Vergleich zum ersten Gleichstellungsindex von 2021 gab es dabei laut Aussendung in den meisten Bundesländern Verbesserungen.
PDF: Der Gleichstellungsindex 2025 im Detail
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(Quelle: salzburg24)