Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen ist wohl für die meisten Familien eine Herausforderung. Wer bleibt daheim, wer geht weiter arbeiten? Wie teilt man sich die Kinderbetreuung auf? Fragen wie diese stellen sich zwangsläufig. In einem Großteil der Fälle ist die Antwort eindeutig: Die Frau bleibt zu Hause und steckt im Job zurück. Das belegt das jüngste Wiedereinstiegsmonitoring der Salzburger Arbeiterkammer (AK), das am Freitag präsentiert worden ist. Als Grundlage für die Erhebung dienten Daten aus den Jahren 2006 bis 2021.
Weniger Väter-Karenzen seit 2018
Eines der zentralsten Ergebnisse: Väter gehen seit dem Jahr 2018 wieder seltener in Karenz. Während 2018 noch 698 Männer Kinderbetreuungsgeld bezogen haben, waren es 2021 nur noch 585. In acht von zehn Partnerschaften nehmen Väter demnach keine Kinderauszeit. Wenn sie doch eine Unterbrechung einlegen, dauert diese immer kürzer. Nur 0,4 Prozent der Männer sind länger als ein halbes Jahr in Karenz. Ein Prozent bleibt drei bis sechs Monate bei den Kindern daheim.
Bedenklich sei diese Entwicklung gerade für die Mütter, sagt Studienautorin und AK-Frauenreferentin Ines Grössenberger. „Je länger sich der Partner an der Kinderbetreuung beteiligt, desto früher gelingt der berufliche Wiedereinstieg der Frau.“ Wenn der Partner gar keine Karenz nimmt, sind 62,2 Prozent der Frauen zum zweiten Geburtstag des Kindes wieder erwerbstätig. Geht der Partner zwischen drei und sechs Monate in Karenz, sind 74,2 Prozent der Frauen zum zweiten Geburtstag wieder in ihren Beruf zurückgekehrt. Durch Babypausen und lange Teilzeitarbeitsphasen verstärkte sich der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern weiter und sei im Nachhinein kaum aufzuholen.
Salzburg Schlusslicht bei Partnerschaftsbonus
In der Erhebung spiegeln sich außerdem verschiedene Gesetzesänderungen wider. Im Jahr 2019 wurde etwa der Rechtsanspruch auf einen Papamonat eingeführt. Das Angebot sei stark genutzt worden. Schleppend geht es laut AK hingegen beim Partnerschaftsbonus voran. Dieser steht Eltern zu, wenn sie sich das Kinderbetreuungsgeld annähernd gleich aufteilen – entweder 50:50 oder 60:40. Sie bekommen einmalig je 500 Euro. In Salzburg nutzen 4,9 Prozent der Paare diese Möglichkeit. Damit zählt das Bundesland zu den Schlusslichtern im Österreich-Vergleich. Bei Paaren mit höherer Bildung werde die Kinderbetreuung übrigens häufiger aufgeteilt. „Bei Frauen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, beziehen 93 Prozent alleine Kinderbetreuungsgeld.“
Was sind die Gründe für Rückgang der Männer-Auszeiten?
Aber wie kommt es zu diesen Entwicklungen? Einen Grund sieht Grössenberger in „veralteten Rollenvorstellungen“: Der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt daheim und kümmert sich um den Nachwuchs. Die Corona-Krise, in der häufig nicht klar war, ob und wie die Kids in Kindergarten und Co betreut werden können, könnte diese Denkweise verstärkt haben, vermutet sie. Ob sich das bestätigt, wird sich wohl erst in der nächsten Erhebung zeigen. Schon jetzt stehe aber fest, dass Vätern oft vermittelt werde, dass sie keine Möglichkeit auf Teilzeit hätten oder nicht in Karenz gehen dürften. „Viele Väter kennen ihre Rechtsansprüche nicht. Einen Anspruch auf Karenz gibt es in allen Betrieben. Für Elternteilzeit gilt das in Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Fast die Hälfte der jungen Väter, die schon unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung übernehmen, wünschen sich einer weiteren Untersuchung zufolge mehr Zeit für diese Aufgaben. Gleichzeitig sei jede:r zweite junge Arbeitnehmer:in mit dem Angebot an Krabbelstube, Kindergarten und Co unzufrieden.
Diese Lösungen schlägt die AK vor
Als mögliche Lösung für die Zeit nach der Karenz – meist ab dem zweiten Geburtstag des Kindes – schlägt die AK das sogenannte Familienarbeitszeitmodell vor. Die Idee: Beide Elternteile arbeiten ca. 30 Stunden. Ein Bonus von 250 Euro pro Partner soll zu gleichmäßigerer Aufgabenverteilung führen. Damit sich die geringere Arbeitszeit später nicht negativ auf die Pension auswirkt, sollen die Sozialversicherungsbeiträge von der Normalarbeitszeit berechnet werden. Das AMS ersetzt sie dem Arbeitgeber teilweise.
„Genau das falsche Signal“ sei die sogenannte Herdprämie, also ein finanzieller Zuschuss, wenn der Nachwuchs nicht in den Kindergarten geht. Die Salzburger FPÖ spricht sich für ein solches Modell aus, das offenbar auch im Zuge der aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen Freiheitlichen und ÖVP auf Bundesebene diskutiert wird. Frauen würden dadurch noch länger zu Hause bleiben, weshalb der Wiedereinstieg in den Beruf noch schwieriger sei. Vielmehr brauche es einen Ausbau von Kinderbildungseinrichtungen und Nachmittagsbetreuung. Eine Herdprämie verschlechtere außerdem die Bildungschancen von Kindern. „Viele Kinder erlernen in institutionellen Einrichtungen auch soziale Kompetenzen.“
Zum AK-Monitoring
Das AK-Wiedereinstiegsmonitoring ist eine Vollerhebung für ganz Österreich und die einzelnen Bundesländer. Als Datengrundlage dienen Versicherungsdaten und Einkommensinformationen des Hauptverbandes der Sozialversicherung. Auch Daten der Krankenkassen zum Bezug von Kinderbetreuungsgeld, Informationen des Sozialministeriums zum Wohnort, zu Versorgungspflichten, Arbeitslosigkeit, Förderangeboten der aktiven Arbeitsmarktpolitik und Ausbildung werden einbezogen.
Österreichweit umfasst diese Erhebung alle Personen mit Kinderbetreuungsgeld-Bezug zwischen den Jahren 2006 und 2021. Ausgenommen sind Selbstständige und Beamte. Für das Bundesland Salzburg wurden in diesem Zeitraum insgesamt 87.302 Personen in Elternkarenz erfasst. 78.243 davon waren Frauen und 9.049 – also ca. zehn Prozent – Männer.
(Quelle: salzburg24)