Die Debatte um die sogenannte „Herdprämie“ hat in Österreich und vor allem auch in Salzburg erneut Fahrt aufgenommen. Vor allem die FPÖ treibt die Forderung nach der Unterstützung von Eltern voran, die ihre Kinder länger zuhause betreuen. Während die Freiheitlichen sich davon mehr Wahlfreiheit versprechen, wird Kritik laut, das Modell sei risiko- und rückschrittsbehaftet. Aber welche Vor- und Nachteile bringt die „Herdprämie“ tatsächlich mit sich?
Nur etwa die Hälfte (48 Prozent) der Kinderbetreuungsplätze in Salzburg ermöglicht den Eltern eine Vollzeit-Berufstätigkeit, zeigt der Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf (VIF). Nicht zuletzt diese Lücke in den Betreuungsangeboten macht laut FPÖ die sogenannte „Herdprämie“ nötig. Auf Bundesebene bringen die Koalitionsverhandler der FPÖ ein Modell ins Gespräch, bei dem Frauen die Mindestsicherung erhalten, damit sie Kinder daheim betreuen und nicht in den Kindergarten schicken.
Svazek spricht sich für „Herdprämie“ aus
Nachdem die FPÖ in Salzburg für die Ressorts Elementarbildung und Kinderbetreuung sowie Familie zuständig ist, ist so ein Modell im Bundesland durchaus denkbar. Schon zu Beginn ihrer Amtszeit hat sich Landeshauptmannstellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) dafür ausgesprochen, die familieninterne Kinderbetreuung finanziell zu fördern. „Familie ist das Wichtigste überhaupt. Man sollte wertschätzen, wenn Familien ihre Kinder ‚familienintern‘ betreuen“, sagte sie schon im Mai 2023. Zeitgleich stehen dem Land ab diesem Jahr 30 Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau der Elementarpädagogik zur Verfügung.
Es wird argumentiert, dass die Prämie Eltern mehr Flexibilität bei der Wahl der Betreuung ihrer Kinder ermöglicht. Wenn ein Elternteil länger zuhause bleiben möchte, kann dies durch das zusätzliche Geld besser finanziell getragen werden. Außerdem würde das zu einer stärkeren familiären Bindung und individueller Betreuung führen, sind sich die Freiheitlichen sicher.
AK warnt vor negativen Folgen für Frauen
Vermehrt wird aber auch Kritik an dem Modell laut: Die Prämie könnte Frauen dazu verleiten, länger aus dem Berufsleben auszusteigen, was angesichts der Situation am Arbeitsmarkt bedenklich sei und zudem die Gefahr von Altersarmut erhöhen könnte, argumentieren etwa die Salzburger SPÖ und die Arbeiterkammer. In Oberösterreich, wo es einen solchen Bonus bereits seit 2004 gibt, zeigen sich diese Auswirkungen bereits: In keinem anderen Bundesland sind Frauen so häufig wegen Betreuungspflichten in Teilzeit. Gleichzeitig gibt es dort bundesweit am wenigsten vollzeittaugliche Kindergartenplätze.
Eine Verschärfung des Fachkräftemangels in Salzburg befürchten indes die Industriellenvereinigung und die Wirtschaftskammer. WKS-Präsident Peter Buchmüller erklärte bei einem Pressetermin vergangene Woche, dass im Bundesland das volle Potenzial an Fachkräften ausgeschöpft werden müsse – eine „Herdprämie“ sei demnach „nicht der richtige Weg.“
Was die „Herdprämie“ für Integration bedeutet
Die Auswirkungen auf die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, sprach Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) in der ORF-Pressestunde am Sonntag an. Die „Herdprämie“ bringe dahingehend etliche Probleme. Institutionelle Betreuungsangebote bringen in der Regel Vorteile für die Sprachentwicklung und sozialen Integration von Kindern. Die Chancen darauf würden durch die familieninterne Betreuung – auch für die Eltern – verringert.
Auch die soziale Gerechtigkeit der „Herdprämie“ wird infrage gestellt. Die finanzielle Entlastung komme vor allem Besserverdienenden zugute, da viele Familien auf zwei Einkommen angewiesen sind und sich die Option, mit einer Prämie zuhause zu bleiben, nicht leisten können. „Besonders problematisch ist, wenn die Prämie als Alternative zum dringend benötigten Ausbau von Kinderbildungseinrichtungen präsentiert wird“, betont auch die Gewerkschaft ÖGB in einer Aussendung.
Ob die „Herdprämie“ in Salzburg oder sogar auf Bundesebene eingeführt wird, steht derzeit noch in den Sternen. Vieles hängt wohl von den politischen Entwicklungen und den Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP ab. Die Schwarz-Blaue Landesregierung in Salzburg könnte indes schon vorher ihren eigenen Weg gehen.
(Quelle: salzburg24)