Kinderbetreuung von Zuhause

Berndorfer "Herdprämie" als Modell für ganz Österreich?

Veröffentlicht: 30. Jänner 2025 16:14 Uhr
Die Debatte über die sogenannte "Herdprämie" nimmt wieder Fahrt auf. In der Flachgauer Gemeinde Berndorf gibt es sie schon längst: Eltern, die für die Kinderbetreuung in den ersten drei Lebensjahren zuhause bleiben, bekommen monatlich zwischen 92 bzw. 171 Euro von der Gemeinde zugeschossen. Könnte das Modell als Vorbild für ganz Österreich dienen?

Für Gegenwind hat zuletzt der FPÖ-Wunsch eines Bonus für zu Hause betreute Kinder gesorgt. Kritiker und Kritikerinnen – etwa bei SPÖ, NEOS und Grünen – sehen darin eine "Herdprämie", die einen Rückschritt bei der Erwerbsbeteiligung von Müttern verursachen würde. Die Prämie könnte Frauen dazu verleiten, länger aus dem Berufsleben auszusteigen, was angesichts der Situation am Arbeitsmarkt bedenklich sei und zudem die Gefahr von Altersarmut erhöhen könnte, argumentieren etwa die Salzburger SPÖ und Arbeiterkammer.

Förderungen für zu Hause betreute Kinder gibt es aktuell in einzelnen Gemeinden in Österreich, wie etwa seit über zehn Jahren in Berndorf (Flachgau). Anspruch auf die dortige Familienförderung "Berndorfer Modell" haben Eltern, die ihre Kinder im Alter von unter drei Jahren zu Hause betreuen wollen.

Wie viel Geld gibt’s beim "Berndorfer Modell"

Derzeit nehmen diese Förderung die Mütter von 17 Kindern in Anspruch. Am Stichtag 31. Dezember 2024 hatten 48 Kinder im Alter von unter drei Jahren ihren Hauptwohnsitz in der Gemeinde. Zwölf Kinder wurden in einer institutionellen Einrichtung betreut. Für das Jahr 2026 hat die Gemeinde 35.000 Euro für dieses Modell budgetiert, hieß es auf APA-Anfrage aus der Amtsstube. Bisher betrug das jährliche Budget dafür zwischen 25.000 und 28.000 Euro.

Je kürzer die Betreuung des Kindes zu Hause erfolgt, desto geringer fällt der ausbezahlte Aufpreis durch die Gemeinde aus. Das Modell sah allerdings ursprünglich vor, das Kinderbetreuungsgeld auf das Niveau der Mindestsicherung für Alleinstehende zu heben. Die Zuschüsse hätten sich Gemeinde, Land und Bund zu je einem Drittel aufteilen sollen, dies wurde aber bisher von Land und Bund abgelehnt. Der aktuelle Zuschuss der Gemeinde von 92 beziehungsweise 171 Euro im Monat würde nicht den Ausschlag dafür geben, dass Eltern ihre Unter-Dreijährigen zu Hause betreuen, hieß es aus der Gemeinde. Betont wurde auch, dass es unabhängig von diesem Modell genug externe Kinderbetreuungsplätze geben solle und die Eltern sich entscheiden können, welche Betreuungsform für sie in Frage kommt.

Kinderbetreuung zuhause: Finanzielle Unterstützung

Landesweit wurde eine "Herdprämie" noch nicht eingeführt. Salzburgs schwarz-blaue Landesregierung will aber in Zukunft jene Familien, die ihre Kinder länger familienintern betreuen möchten, finanziell unterstützen – das wurde im Arbeitsprogramm festgehalten. Vor allem die freiheitliche Landeshauptmannstellvertreterin Marlene Svazek spricht sich dafür aus. Wie konkret diese finanzielle Unterstützung aussehen soll, ist noch nicht bekannt.

Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) hat sich zuletzt gegen die von der FPÖ gewünschte "Herdprämie" gesträubt. Das sei "nicht das, was wir unbedingt wollen", sagte Haslauer. So etwas bringe etliche Probleme, verwies er etwa auf eine Verschärfung des Deutsch-Problems bei Migrantenkindern.

30 Millionen Euro heuer für Kinderbetreuung

Laut dem Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf ermöglichen weniger als die Hälfte der Kinderbetreuungsplätze im Bundesland den Eltern eine Vollzeit-Berufstätigkeit. Nicht zuletzt diese Lücke in den Betreuungsangeboten macht laut FPÖ die „Herdprämie“ nötig. Dem Land Salzburg stehen heuer 30 Millionen Euro für den Ausbau der Elementarpädagogik zur Verfügung.

Das Betreuungsgeld ermögliche den Eltern mehr Flexibilität bei der Wahl der Kinderbetreuung, argumentieren die Freiheitlichen: Wenn ein Elternteil länger zuhause bleiben möchte, könne das durch das zusätzliche Geld besser finanziell getragen werden.

960 Euro pro Jahr in Oberösterreich

Mit Einführung des Gratiskindergartens in Oberösterreich 2009 wurde der Kinderbetreuungsbonus reformiert. Seitdem wird die Finanzhilfe Eltern oder einem Elternteil zuerkannt, die mit ihrem Kind oder ihren Kindern im gemeinsamen Haushalt leben und eine beitragsfreie Kinderbetreuungseinrichtung nicht in Anspruch nehmen, heißt es auf der Homepage des Landes. Seit 2023 beträgt der Bonus einkommensunabhängig 960 Euro im Jahr und ist auf EU-Bürger:innen, die in Oberösterreich leben, beschränkt. Beantragt werden kann die Förderung mit dem dritten Geburtstag eines Kindes bis maximal zum Beginn des verpflichtenden Kindergartenjahres.

Der Landesrechnungshof hatte 2020 in einer Prüfung festgehalten, dass "das Land keine klaren Wirkungsziele für diese Förderungsmaßnahme festgelegt hat. Darum sind weder Erfolg noch Nutzen zu beurteilen", hieß es. Das Büro von Landeshauptmann-Stv. Manfred Haimbuchner (FPÖ), der für Familien zuständig ist, teilte mit, dass vergangenes Jahr 6.428 Anträge gestellt und gut 2,5 Millionen Euro ausbezahlt wurden. Die geleistete Förderhöhe schwankt seit 2010 leicht.

Keine Auswirkungen auf Pensionsansprüche

In der Landtagssitzung am Donnerstag antwortete Haimbuchner auf eine mündliche Anfrage der SPÖ, dass der Bonus keine Auswirkungen auf Pensionsansprüche habe. Außerdem sehe er keinen Lenkungseffekt, "wegen 80 Euro im Monat bleibt garantiert niemand einer Beschäftigung fern". Er sehe das Geld als Beitrag zur Wahlfreiheit für Eltern.

Bonus auch in Vorarlberger Gemeinde

In der Vorarlberger Gemeinde Schwarzenberg (Bezirk Bregenz) erhalten Familien, die eineinhalb- bis dreijährige Kleinkinder zuhause betreuen, 350 Euro im Jahr und damit rund 29 Euro im Monat. Im Dezember berichteten die "Vorarlberger Nachrichten", 30 Kinder seien laut Angaben von Ortschef Josef Anton Schmid (Schwarzenberger Bürgerliste) in der Kinderbetreuung, 16 würden daheim betreut und unter die Unterstützungsregelung fallen. In einem Spitzenjahr seien insgesamt 6.000 Euro ausbezahlt worden, der Förderbetrag wurde allerdings im Herbst erhöht. Auf APA-Anfrage gab es bisher keine Rückmeldung aus der Gemeinde.

Wird "Herdprämie" in ganz Österreich ausgerollt?

Darüber, ob diese "Herdprämie" in den blau-schwarzen Koalitionsverhandlungen überhaupt schon diskutiert wurde, hielten sich beide Parteien auf APA-Anfrage bedeckt – über Inhalte spreche man nur am Verhandlungstisch. Seitens der Volkspartei hieß es lediglich, es handle sich um keine ÖVP-Forderung. Spreche die FPÖ das Thema in den Verhandlungen an, werde man darüber reden. Auch Tirols ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle hatte sich einem solchen Bonus gegenüber zuletzt skeptisch gezeigt.

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(Quelle: salzburg24)

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