Reaktionen zu Vorverlegung

Frühere Sperrstunde ein "blanker Irrsinn"

Ernst Pühringer befürchtet, dass einige Lokale nach der Corona-Krise nicht mehr öffnen werden. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 22. September 2020 13:41 Uhr
Die Sperrstunden-Vorverlegung im Bundesland Salzburg sorgt für heftige Reaktionen. Während der Bürgermeister der Landeshauptstadt, Harald Preuner, und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (beide ÖVP) die Maßnahme verteidigen, kommt von Seiten der Gastronomie und der Opposition massive Kritik.

Der Bürgermeister stellte zunächst eine Verlegung der Sperrstunde in der Gastronomie auf 24.00 Uhr zur Diskussion. Er schlug zudem vor, die Sperrstunde nicht nur in der Stadt Salzburg vorzuverlegen, sondern auch in Umlandgemeinden, damit Nachtschwärmer nicht in dortige Lokale ausweichen könnten.

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Frühere Sperrstunde auf "Westachse"

Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) betonte am Dienstag in einer Aussendung die Notwendigkeit der heute von der "Westachse" beschlossenen Maßnahme. "Die aktuelle Entwicklung macht eine Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr zwingend notwendig, da eine der größten Verbreitungsgefahren auf ausufernde Feiern in Nachtlokalen zurückzuführen ist."

Diese Maßnahme ziele darauf ab, einerseits nach der Sperrstunde "private Feiern" (außerhalb von Privatwohnungen) in Lokalitäten zu unterbinden und andererseits auf den Schutz der gesamten Gastronomiebranche. "Kurzsichtige Leichtsinnigkeit bringt damit nicht nur eine ganze Branche unter Druck, sondern bedroht unser ganzes Land mit Reisewarnungen und einem zweiten Lockdown", erklärte Haslauer. Es gehe auch um die Rettung der Wintersaison.

NEOS sehen "Todesstoß für viele Betriebe"

Vom "Todesstoß für viele Betriebe" spricht hingegen der Sepp Schellhorn, NEOS-Wirtschaftssprecher und selbst Gastronom. Für die Unternehmen breche jede Planungsgrundlage weg. "Das ist kein Krisenmanagement, das ist ein Zick-Zack-Kurs, der Betriebe ruiniert", kritisiert er.

Ärgerlich an dieser Vorgehensweise sei vor allem, dass diese  maximalen  wirtschaftlichen Schaden nach sich ziehe, aber das Problem nicht lösen werde. "Jugendliche und Studenten werden weiterhin mit einem Sechser-Tragerl Bier am Salzachufer feiern, denn deren private Partys im Freien bleiben von der Sperrstunde völlig unberührt", so Schellhorn. "Das einzige, was eine Sperrstunde um 22 Uhr bringen wird, das sind Trotzreaktionen", stößt NEOS-Gemeinderat Lukas Rößlhuber ins selbe Horn.

SPÖ will Gastronomen unter die Arme greifen

Salzburgs SPÖ-Chef David Egger sagt im S24-Gespräch: "Wir werden bei der Vorverlegung der Sperrstunde mit Bauchweh mitstimmen, fordern aber gleichzeitig, dass man sich überlegt, wie man den betroffenen Gastronomen unter die Arme greifen kann." Egger weiter: "Man muss ganz klar sagen, dass wir jetzt auf Landesebene ausbaden, was auf Bundesebene verbockt wurde, weil bei den Corona-Ampeln blickt niemand mehr durch."

FPÖ: Maßnahme drangsaliere Jugendliche

Auch die Salzburger FPÖ-Obfrau Marlene Svazek kann der Vorverlegung der Sperrstunde nur wenig abgewinnen, wie sie am Dienstagvormittag – noch vor der Bekanntgabe der Maßnahme – in einer Aussendung deutlich machte. "Weiteres Drangsalieren Jugendlicher wird letztlich dazu führen, dass bald niemand mehr den gemeinsamen Weg gehen will", zeigt sie sich überzeugt.

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"Schlag ins Gesicht der Wirte"

Auch in der Branche selbst stößt die Vorverlegung der Sperrstunde auf herbe Kritik. Im SALZBURG24-Gespräch lässt der Betreiber der beiden Bars Flip und Soda Club in der Landeshauptstadt freien Lauf. HIER kommt ihr zum Interview.

Die Gastronomiesprecherin des Wirtschaftsverbandes Salzburg, Alexandra Priewasser, ortete ebenfalls einen "Schlag in das Gesicht der 99 Prozent der Wirte, welche sich penibel an die Maßnahmen halten". Sie forderte die Politik auf, "gemeinsam mit den Gastronomen Konzepte zu erarbeiten, anstatt plumpe Verbote zu erlassen".

Die Lokalmeile Rudolfskai in der Stadt Salzburg sei "ein winziger Teil" des Salzburger Nachtlebens. Daraus im Bundesland Salzburg eine Debatte um eine landesweite Sperrstunden-Vorverlegung zu konstruieren, sei absurd, meinte Priewasser. "Es gibt keinen Grund, weshalb die Sperrstunde in Tamsweg, St. Johann oder Alt-Liefering vorverlegt werden soll. Die Regierung fährt mit der Rasenmäher-Methode über alle drüber, statt gezielte Maßnahmen zu setzen."

Privatpartys kaum kontrollierbar

Eine Vorverlegung der Sperrstunde würde zu enormen Verlusten in der Gastronomie und zu mehr Privatpartys führen, ergänzte der Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes, Hermann Wielandner. Privatpartys seien im Gegensatz zur Nachtgastronomie kaum kontrollierbar. "Höhere Infektionszahlen wären wohl die logische Folge. Damit würde die Maßnahme zum Bumerang werden."

"Blanker Irrsinn"

Der Landesobmann der parteifreien Wirtschaftsliste Salzburg, Josef Fritzenwallner, bezeichnete die landesweite Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr als "blanken Irrsinn". Diese "Schreckenspolitik" stoße die Wirtschaft in den Abgrund.

(Quelle: salzburg24)

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