Winterschlaf adé?

Frühlingshafte Temperaturen könnten erste Igel in Salzburg aufwecken

Veröffentlicht: 19. Februar 2025 11:13 Uhr
Igel tun momentan das, was wir Menschen wohl auch hin und wieder gern machen würden: Sie halten Winterschlaf. In den nächsten Tagen klettern die Temperaturen in Salzburg auf über zehn Grad. Das könnte ausreichen, um die ersten stacheligen Gefährten zum Aufstehen zu bewegen. Aber wie gefährlich ist das? Und wie erkennt man, dass ein Igel Hilfe braucht?

Derzeit schlummern die meisten Igel in Salzburg noch tief und fest. Dabei fahren sie ihren Stoffwechsel drastisch herunter. Über die Sommermonate fressen sich die stacheligen Gefährten eine Fettschicht als Nahrungsvorrat und Kälteschutz an. Auf dem Speiseplan stehen Käfer, Asseln, Würmer und Schnecken, aber auch Eier, kleine Wirbeltiere oder Aas. Sobald es draußen kalt und ungemütlich wird, legen sich die Insektenfresser bis zu sechs Monate aufs Ohr.

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Um gut gegen die Kälte geschützt zu sein, bauen sich Igel ein dichtes Nest aus Laub, Gras und Moos. Während des Winterschlafs können sie bis zu 30 Prozent ihres Gewichts verlieren. Sobald die Temperaturen über einen längeren Zeitraum wieder bei ca. zehn bis 15 Grad liegen, wachen die Tiere langsam auf. Das ist meistens zwischen Ende Februar und Mitte März der Fall, sagt Carolina Trcka-Rojas vom Naturschutzbund im SALZBURG24-Interview.

Wetterumschwung ab Donnerstag in Salzburg

In Salzburg war es zuletzt vor allem in der Nacht bitterkalt. Stellenweise lagen die Temperaturen unter zehn Grad. Doch ab dem morgigen Donnerstag wird ein Wetterumschwung erwartet und es wird wieder deutlich milder. Bis Sonntag sind vor allem rund um die Landeshauptstadt bis zu zwölf Grad möglich. Dass das ausreicht, um die ersten Igel aus ihrem Winterschlaf zu erwecken, ist für die Igel-Expertin denkbar. „Manche Igel brauchen einfach weniger lang als andere, um ihren Metabolismus wieder voll in Schwung zu bringen. Sobald die Temperaturen wieder hinunterrasseln, können sie aber wieder in den Winterschlaf zurückkehren. Dass sie kurz aufwachen, passiert immer wieder, zum Beispiel wenn ein Fressfeind in die Nähe ihres Quartiers kommt und sie das Weite suchen.“

Wenn Igel im Laufe des Winters allerdings häufiger aufwachen, kann es kräftezehrend sein. Mit der Nahrungssuche tun sie sich über die kalte Jahreszeit nämlich schwer. Wenn ihr einem Igel helfen möchtet, greift ihr am besten zu hochwertigem Katzenfutter. Ihr könnt auch einen Wassernapf aufstellen. Milch sollten die stacheligen Tierchen auf keinen Fall bekommen, weil sie diese nicht vertragen.

Laubhaufen perfektes Winterschlafquartier

Um das Überwintern für die kleinen Insektenfresser möglichst angenehm zu gestalten, reichen schon kleine Handgriffe im eigenen Garten aus. Laubhaufen vom Herbst kann man einfach in einer Ecke bis ins Frühjahr hinein liegen lassen. Weil zersetzendes Laub Wärme abgibt, entsteht ein perfektes Winterschlafquartier. Das gilt übrigens auch für Asthaufen.

Wenn man einen Igel in der Nähe einer Straße findet, sollte man diesen zuerst einmal beobachten. „Selbst, wenn er etwas verwirrt wirkt, kommt er meistens gut zurecht.“ Igel sind normalerweise nachtaktiv. Sie sehen auch nicht besonders gut, haben aber einen sehr ausgeprägten Geruchssinn. Wenn sie also in der Nacht schnellen Schrittes über die Straße marschieren, sind sie meist nicht panisch, sondern streifen vorsichtig ihr Revier ab, beruhigt Trcka-Rojas.

Wann braucht ein Igel Hilfe?

Wenn ein Igel aber am hellsten Tage in der Nähe einer Straße wie gefangen wirkt oder man sieht, dass er etwa nicht über Gehsteig kommt, diffus herumläuft oder gar Kreise dreht, kann es auf eine Krankheit oder eine Verletzung hindeuten. In solchen Fällen ist Vorsicht geboten: Wenn man das Tier aufhebt, benutzt man am besten Handschuhe und setzt es in eine dunkle Box. Danach sollte man zuständige Anlaufstellen wie die Tierrettung oder einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin kontaktieren.

Zwei Arten in Österreich heimisch

In Österreich gibt es übrigens zwei Igelarten: Den Weißbrustigel und den Braunbrustigel. Optisch sind die beiden Arten nicht ganz einfach zu unterscheiden. Das wesentlichste Merkmal des Weißbrustigels ist – wie der Name schon sagt – der helle Brust- und Bauchbereich. Braunbrustigel sind grau oder braun und haben meistens einen dunkleren Fleck am Brustkorb. Der Weißbrustigel kommt eher im Osten bis zu einer Seehöhe von 1.400 Metern vor, der Braunbrustigel im Westen auf bis zu 1.200 Metern. Entlang einer schmalen Zone findet man beide Arten. Auch Salzburg liegt in dieser sogenannten Hybridzone.

"Mensch hat Reviere zerschnitten"

Grundsätzlich nehmen die Igel–Populationen laut Naturschutzbund im ganzen Land ab. Grund dafür ist der Verlust ihres Lebensraums. „Der Mensch hat ihre Reviere absolut hervorragend zerschnitten. Sie waren früher hauptsächlich an Waldrändern und auf Ackerflächen beheimatet. Dadurch, dass wir uns durch die Zersiedelung immer weiter ausgebreitet und Gärten durch Mauern oder dichte Zäune teilweise komplett voneinander getrennt haben, konnten die Igel nicht mehr ihr gesamtes Revier begehen und hatten Schwierigkeiten, einander zu finden“, führt Carolina Trcka-Rojas aus.

Der Naturschutzbund rät deshalb dazu, den eigenen Garten möglichst igelfreundlich zu gestalten. Eine Möglichkeit sind etwa Löcher oder kleine Wege durch Zäune und Mauern. Und es gilt: Weniger ist mehr. Weniger Mähen sei nicht nur gut für Igel und andere Tiere, sondern erspart auch dem Menschen Zeit. „Ein naturnaher Garten ist weitaus weniger Aufwand als ein perfekt gemähter englischer Rasen, weil sich die Natur selbst regulieren kann.“

(Quelle: salzburg24)

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