Barrierefreiheit

Demo für Teilhabe von Gehörlosen in Salzburg – Landespolitik bleibt Diskussionsrunde fern

Der Gehörlosenverband Salzburg fordert mehr Teilhabe und mehr Budget für Gebärdendolmetschen. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 25. September 2025 11:17 Uhr
Mehr Budget, Zugang zu Mobilität und Bildung, Frühförderung und verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten für Gehörlose – dafür kämpft der Gehörlosenverband Salzburg seit zwei Jahrzehnten. Nach einer Demo durch die Innenstadt sollen am Freitag zentrale Forderungen an Stadt und Land übergeben werden. Bislang habe der Verband bei der Landesregierung allerdings kaum Gehör gefunden.

Eine Demonstration zur Verbesserung der Teilhabe von gehörlosen Menschen durch Gebärdensprachdolmetscher:innen findet am Freitag in der Stadt Salzburg statt. Nach einem Protestzug durch die Innenstadt werden Forderungskataloge an Stadt und Land Salzburg übergeben. Der Gehörlosenverband kämpfe bereits seit über 20 Jahren um Verbesserungen für gehörlose Menschen in Salzburg – und habe dabei noch einen langen Weg zu gehen, wie Reinhard Aichhorn, Geschäftsführer des Vereines, im SALZBURG24-Gespräch am Donnerstag erklärt.

Teilhabe-Barrieren für Gehörlose "in wesentlichen Bereichen"

„Die Teilhabe-Barrieren sind nach wie vor enorm – auch in wesentlichen Bereichen des Lebens“, schildert Aichhorn, der selbst auch gehörlos ist, mithilfe eines Dolmetschers. Die aktuelle und auch vorherige Landesregierungen würden es dem Verein nicht gerade leicht machen. Einmal mehr soll daher heute, Donnerstag, und morgen, Freitag, mit Nachdruck auf die Anliegen der Gehörlosen-Community aufmerksam gemacht werden. Im Wesentlichen wurden fünf zentrale Forderungen formuliert.

„Unumgänglich ist ein aufgestocktes Budget für Dolmetschen. Wir verfügen derzeit über zwei geförderte Vollzeitäquivalente, bräuchten aber mindestens fünf“, so der Leiter der Organisation. Indes hat die Stadt Salzburg kürzlich in einer Aussendung angekündigt, Gebärdensprachkurse für Magistratsmitarbeiter:innen anzubieten. 

Bis zu 14.000 Euro Dolmetscher-Kosten beim Führerschein

Zudem werde das Land aufgefordert, Dolmetscherleistungen in wesentlichen Bereichen finanziell zu fördern: „Zentral sind dabei Führerscheinkurse und Weiterbildungsmaßnahmen.“ Auf gehörlose Menschen würden zuzüglich zu den Fahrschulkosten rasch 12.000 bis 14.000 Euro für Dolmetscher:innen zukommen, wenn sie den Führerschein machen. „Das sind Summen, die nicht einfach so stemmbar sind. Vor allem für etwas, was eigentlich allen Menschen zugänglich sein sollte.“

Auch im Bereich der Erwachsenenbildung gebe es große Barrieren. Denn die meisten Bildungsinstitute stellen nicht selbst Gebärdendolmetscher:innen für Kursteilnehmende. „Gehörlose werden deshalb bei vielen Kursen einfach abgelehnt, obwohl das Chancengleichheitsgesetz gerade in der Bildung Barrierefreiheit vorschreibt“, betont Aichhorn. 

Kaum Gebärdendolmetscher-Absolvent:innen in Salzburg

Genauso müsse bei der Ausbildung von Dolmetscher:innen selbst angesetzt werden: „In Salzburg gibt es derzeit nur einen berufsbegleitenden Universitätslehrgang, der zudem einen Einstieg mit B2-Niveau vorsieht. Wir brauchen eine Ausbildung, die bei 0 ansetzt, wie auch in anderen Bundesländern.“ Zwar sei der Lehrgang gut besucht, in den vergangenen zehn Jahren seien aber nur zwei Absolvent:innen aus Salzburg dabei gewesen. 

Die letzte Forderung des Vereins betrifft vor allem gehörlose Kinder und deren Eltern. „Es braucht dringend eine Frühförderung von der Geburt bis zum Kindergartenalter, damit sowohl gehörlose Kinder als auch ihre Eltern die Gebärdensprache erlernen können.“ Aichhorn kritisiert, dass hörende Kinder meist mindestens eine Fremdsprache in den Schulen lernen – bei gehörlosen dagegen der Fokus einzig auf der Lautsprache liege. „Auch wenn zum Beispiel Cochlea-Implantate möglich sind – ohne diese hört man weiterhin nichts und man sollte sich trotzdem verständigen können.“

Keine Zusagen von Svazek und Zauner

Dass die Gehörlosen-Community zu wenig Beachtung finde, zeige sich laut Aichhorn auch an den Reaktionen der Politik: „Wir haben bereits im Juni die zuständige Landespolitik zu unserer Podiumsdiskussion eingeladen.“ Zusagen seien aber keine eingelangt. Als Gäste im Publikum haben sich Vertreter:innen der Grünen sowie der KPÖ Plus angekündigt. Als Vortragende seien unter anderem Landesrat Martin Zauner und Landeshauptfrau-Stellvertreterin und Sozialressortleiterin Marlene Svazek (beide FPÖ) gewesen. 

Das bestätigt auch Svazeks Sprecher Dom Kamper: Aus zeitlichen Gründen, unter anderem durch die Personalien im Sozialressort, sei den Politiker:innen eine Teilnahme nicht möglich gewesen. Zudem sei für das Jahr 2025 ein Fördervertrag mit dem Verein über 499.000 Euro geschlossen worden. „Wir nehmen die Anliegen des Verbands sehr ernst. Gleichzeitig gilt es in Zeiten herausfordernder Budgets verantwortungsvoll mit den vorhandenen Mitteln umzugehen.“

Mit etwa 600 gehörlosen Menschen im Land Salzburg seien die Anliegen des Vereins laut Aichhorn nicht zu vernachlässigen. „Es ist unerlässlich, auf diese Probleme aufmerksam zu machen und konkrete Maßnahmen umzusetzen“, so Aichhorn abschließend. Die Demonstration am Freitag beginnt um 10 Uhr am Hauptbahnhof, setzt sich dann zum Schloss Mirabell fort und endet schließlich gegen 12 Uhr mit der Forderungsübergabe beim Chiemseehof.

(Quelle: salzburg24)

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