Salzburg

Gerd Bacher wird 85: Der "Tiger" brüllt noch immer

Veröffentlicht: 17. November 2010 09:16 Uhr
Der langjährige ehemalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher feiert am Donnerstag (18. November) seinen 85. Geburtstag. 20 Jahre lang - mit Unterbrechungen - stand der Salzburger an der Spitze des Österreichischen Rundfunks.
"Seinem" Unternehmen blieb er auch nach seinem Abschied 1994 verbunden. Immer wieder erhob er in den vergangenen Jahren in medien- und ORF-politischen Belangen das Wort, zuletzt rund um die Ablöse von ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser in verschiedenen Interviews, in denen er die ORF-Führung unter anderem als "Laienbruderschaft" abkanzelte.

Wenn Bacher mit den jeweils aktuellen Entwicklungen am Küniglberg unzufrieden ist, scheut sich der "Tiger", wie sein Spitzname seit seiner ersten Wahl zum General lautet, nicht vor deutlichen Worten. "Mit dem ORF geht es mir wie mit einem Kind, das seine Talente verloren hat", erklärt er diesen Umstand. Von nachfolgenden Geschäftsführungen zeigte er sich in öffentlichen Statements regelmäßig enttäuscht bis deprimiert. Wer in den Augen Bachers Verfehlungen begeht, zieht dessen hartes Urteil samt unzweideutigen Beiworten auf sich: "Ich halte es überhaupt für grotesk, dass jemand so voraussetzungslos Stiftungsratsvorsitzende wird", richtete er etwa erst kürzlich der Vorsitzenden des obersten ORF-Gremiums, Brigitte Kulovits-Rupp, aus.


Für richtig toll befindet er nur einen: Gerhard Zeiler, direkt nach Bachers letzter Amtszeit ORF-General, werkt heute als mächtiger Boss der RTL-Group in Luxemburg. "Von New York bis Moskau gibt es keinen, der ein Medienunternehmen führt und nicht weiß, wer Gerhard Zeiler ist. Und auf einen solchen Kapazunder glaubt man hierzulande verzichten zu können", beklagt Bacher.

Ein Herzensanliegen ist dem 85-Jährigen auch das ORF-Zentrum selbst. Das nunmehr stark renovierungsbedürftige Gebäude am Wiener Küniglberg baute Bacher zu Beginn seiner ORF-Karriere und er verteidigt es mit Zähnen und Klauen gegen allfällige Pläne des ORF, von dort wegzuziehen und mit neuen Strukturen an einem anderen Standort zu starten. "Der Küniglberg ist eine Trademark, das ist so, wie wenn man bei Mercedes den Stern abschafft", findet Bacher, der nicht nur die Leistungen des verantwortlichen Architekten
Roland Rainer hochhält, sondern den auch eine enge Freundschaft mit Gustav Peichl verbindet. Dieser war es auch, der den Spitznamen "Tiger" mit einer Karikatur zum Amtsantritt einführte, die heute über Bachers Schreibtisch in seiner Salzburger Bibliothek hängt. Wie er sich erinnert, kam Peichl der Gedanke beim Blick auf ein "Esso"-Plakat mit dem Slogan "Tu den Tiger in den Tank". Folglich lautete der Text zur Karikatur, in der eine Raubkatze in ein Fernsehgerät kletterte: "Tu den Tiger in den ORF."

Die neue Medienwelt ist Bacher wie vielen seiner Generation hingegen fremd geblieben. Das Internet nutzt er kaum bis selten, und als Lieblingsfernsehprogramm verfolgt er vor allem 3-sat und Arte. Daneben sieht der Medienmacher täglich mehrere Nachrichtensendungen in
ORF, ARD oder ZDF.

Bacher wurde am 18. November 1925 in Salzburg geboren. Dort begann er auch seine Laufbahn als Journalist. 1954 wurde er nach Wien als Chefredakteur des neu gegründeten "Bild-Telegraf" berufen, zwei Jahre lang - von 1958 bis 1960 - war er Chefredakteur des von ihm mit gegründeten "Express". Von 1967 bis 1975, von 1978-1986 sowie von 1990 bis 1994 war Bacher ORF-Generalintendant. Ende der achtziger Jahre fungierte er für kurze Zeit als Herausgeber der "Presse", bevor er ein weiteres Mal an die ORF-Spitze gewählt wurde. Seinen 85. Geburtstag verbringt er im Kreis seiner Familie. Eine prominente Rolle spielt in Salzburg auch eine seiner Töchter. Helga Rabl-Stadler ist Präsidentin der SalzburgerFestspiele.

Links zu diesem Artikel:

  • Gerd Bacher im Interview

(Quelle: salzburg24)

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