Nach seinem Austritt aus der MFG ("Menschen - Freiheit - Grundrechte") im September 2022 hatte Gerhard Pöttler – er war bis dato Bundesgeschäftsführer und Salzburg-Chef der impfkritischen Partei – seine Rückkehr in die Politik eigentlich ausgeschlossen. Jetzt will er mit „Wir sind Salzburg“ bei der Landtagswahl am 23. April an den Start gehen.
Pöttler braucht für "Wir sind Salzburg" 600 Unterschriften
Freilich sind für das Antreten noch landesweit 600 Unterstützungserklärungen zu sammeln. Das zu schaffen, wäre für Pöttler „eine Sensation“. Aktuell zählt der Verein 250 Mitglieder und würde auch ohne politische Erfolge weitergeführt werden, „um die Menschen gut durch die Krisen zu bringen“, sagt der Flachgauer im Interview mit SALZBURG24. Im Podcast haben wir den 47-jährigen Juristen zu seinem Sinneswandel und den neuen Vorhaben befragt. So soll das Konzept von „Wir sind Salzburg“ bald auf ganz Österreich ausgedehnt werden.
SALZBURG24: Herr Pöttler. Sie probieren es wieder. Und das, obwohl Sie erst vor vier Monaten eine Rückkehr in die Politik noch ausgeschlossen haben. Warum dieser Sinneswandel?
GERHARD PÖTTLER: Ich habe damals tatsächlich gesagt, dass ich das sicher nicht mehr mache. Habe dann aber viele Zusendungen über die Social-Media-Kanäle bekommen. Und es hat mich dann auch fast das ganze Salzburg-Team gebeten, in einer anderen und wertschätzenden Form, das Ganze neu zu probieren. Nach längerem Hin und Her haben wir uns dann im November entschieden, es mit "Wir sind Salzburg" zu versuchen.
Sie sind im September letzten Jahres aus der MFG ausgetreten, galten dort als zentraler Kopf. Die MFG ist vor allem für ihre Impfkritik rund um Corona bekannt. Wie zentral bleibt dieses Thema für Sie in der neuen Partei?
Das Hauptthema bei der Gründung der MFG war damals die Impfkritik und die Zwangsimpfung zu verhindern, was dann auch gelungen ist. Das Thema bleibt allgegenwärtig, auch momentan noch, weil man ja nicht weiß, was noch passiert.
Das heißt, Sie bleiben dabei.
Ich bin gegen das Zwangsimpfen. Wer sich impfen lassen will, soll sich impfen lassen. Nur das mit Zwang durchzusetzen, das hat noch nie was gebracht – und das hat man auch gesehen, dass man da nicht weiterkommt. Impfen soll eine freie Entscheidung sein. Wer es tun will, soll es tun, mit allen Konsequenzen.
Welche Konsequenzen meinen Sie?
Bei jeder Impfung gibt es möglicherweise gesundheitliche Folgeschäden. In den alternativen Medien wird darüber geschrieben. Auch in den Mainstreammedien wird dort und da schon darüber berichtet.
Gibt es noch Kontakt zu ehemaligen Kolleg:innen der MFG?
Sehr viel, aber ausschließlich zu denen, die auch ausgeschieden sind. Die Ausschlüsse haben sich ja nicht auf Salzburg beschränkt, sondern haben in ganz Österreich stattgefunden. Wir bauen österreichweit auch auf und sind gut vernetzt. Durch diese Tätigkeit haben sich auch viele Freundschaften ergeben.
Beim Streit mit der MFG ging es ja auch um Geld – unter anderem um 28.000 Euro für Coaching-Einheiten für Landtagsabgeordnete in Oberösterreich. Das war für Sie moralisch nicht vertretbar. Wer ist eigentlich bei „Wir sind Salzburg“ fürs Geld zuständig?
Diese 28.800 Euro waren ja nur die Spitze des Eisbergs. Die MFG hat sich in einem Jahr seit der oberösterreichischen Landtagswahl zu einer Partei entwickelt, wie wir sie von allen anderen kennen. Wo es ums Geld geht, um die Macht geht und nicht mehr um die anfänglichen Werte. Das war primär auch einer der Hauptgründe, warum ich dann mein Baby weggelegt habe.
Das war nicht einfach, nachdem ich maßgeblich zum oberösterreichischen Wahlerfolg beigetragen habe. Das hat was mit Charakterstärke zu tun.
Bei "Wir sind Salzburg" haben wir zwei Finanzreferenten, die für diese Themen zuständig sind. Und da ist es jetzt so, dass wir zuerst wachsen müssen. So versuchen wir Mitglieder zu generieren, Spenden zu generieren, um zu Geld zu kommen.
Sie wollen ja mit „Wir sind Salzburg“ bei der Salzburger Landtagswahl im April antreten. Mit welchen Themen, mit welcher Strategie?
Grundsätzlich gibt es uns seit der Gründungsversammlung am 29. November. Am 20. Dezember haben wir uns vorgestellt. Jetzt geht es darum, die Unterstützungserklärungen zu sammeln. Wir brauchen 600. Das ist nicht einfach. Denn Salzburg hat im Verhältnis zu anderen Bundesländern eine sehr hohe Hürde. Wenn wir das schaffen, dann ist das schon mal die eigentliche Sensation.
Und wenn wir dann weitergehen, geht es in eine Wahlphase und in dieser Zeit werden wir versuchen, die Themen in den Vordergrund zu stellen. Und die Themenpalette ist riesengroß.
Welche Themen wären denn das zum Beispiel?
Es spießt sich alles im Bereich der Teuerung. Und da sind alle Bereiche betroffen, der Landwirtschaftsbereich, der Gesundheitsbereich, aus dem ich komme. Was hier abgeht, ist kaum an Peinlichkeit zu überbieten. Wir haben im Bildungsbereich auch Themen. Es braucht gute Konzepte für Kinder, Jugendliche und Familie. Wir brauchen für Mütter oder für Väter, die bei den Kindern zu Hause bleiben, auch eine Sozialversicherungspflicht. Der Beruf der Mutter oder des Vaters muss in den Vordergrund gestellt werden.
In vielen Bereichen fehlt der Weitblick gänzlich. Und ich glaube, da können wir gut aufzeigen.
Viele unterschiedliche Themen also. Wenn Sie es in einem Satz zusammenfassen, was würden Sie im Bundesland Salzburg ändern wollen?
Ich würde auf die Menschen hören und auf die Menschen schauen. Denn gerade in der Politik schaut man zuerst auf sich selbst. Das habe ich ja bei meiner ehemaligen Partei auch gesehen. Und insbesondere ist darauf zu schauen, dass es den Leuten gut geht und dass sie zufrieden durch die ganzen Krisen kommen.
Und was macht Sie so sicher, dass es bei „Wir sind Salzburg“ nicht so weit kommt, wie bei der MFG?
Als ich gebeten wurde, neu zu starten, war es Grundbedingung, dass wir ein gutes Fundament haben und Menschen holen, von denen wir wissen, dass sie ein gutes Herz, eine gute Seelenenergie haben. Es braucht ein Vertrauen an das Göttliche. Das muss nicht der Glaube an den lieben Gott sein, aber es muss zumindest ein Vertrauen in eine Instanz sein, die uns begleitet und gut führt. Nicht, dass jetzt manche meinen, das soll eine Sekte sein. Nein, das sind die Voraussetzungen und dann geht es darum, mit diesen Menschen gemeinsam etwas zu entwickeln. Etwa ein Statut zu formulieren, wo jeder Mensch gleichberechtigt ist. Darum sind wir auch keine Partei, sondern eine Bürgerbewegung.
Das sind wesentliche Unterschiede zu allem, was bisher dagewesen ist.
Warum wollen Sie eigentlich zur Landtagswahl antreten?
Schauen Sie sich die aktuelle politische Situation an. Wenn mittlerweile fast die Hälfte der Befragten bei Umfragen mit der Politik nichts mehr anfangen kann, ist das ein Alarmzeichen. Weil das bedeutet, dass die Menschen komplett resigniert haben, abschalten und sich in das Private zurückziehen. Alleine für diese Menschen ehrlich, wertvoll, respektvoll im Gemeinwohl zu arbeiten, das wäre das schöne Ziel. Und wir schauen positiv in die nächsten Wochen.
Die Politikverdrossenheit vor allem der jungen Menschen hat massiv zugenommen. Warum sollten die Salzburger:innen genau Ihnen Vertrauen schenken?
Bei den Jungen ist es sehr schwierig. Da braucht es auch die Möglichkeit, die Jugendlichen durch verschiedene Veranstaltungen – und wir haben uns dazu auch schon einiges überlegt – mit Musik, Tanz und Live-Events, zu motivieren. Bei der generellen Salzburger Bevölkerung ist der Wunsch nach Veränderung durchaus da.
Aber ich sehe es auch als keinen Beinbruch, wenn wir die Fünf-Prozent-Hürde nicht schaffen. Es geht generell darum, den Menschen in einer anderen Form zu begegnen.
Wenn Sie die notwendigen Unterstützungserklärungen zum Antreten bei der Landtagswahl nicht zusammenbekommen, was ist dann?
Wir sind so aufgestellt, dass wir zwei Säulen haben. Den Verein und die Bürgerbewegungen. Über den Verein wird es definitiv weitergehen. Es geht ums Netzwerken, um Veranstaltungen und darum, die Menschen gut durch die ganzen Krisen durchzuführen, wie steuerliche Tipps, Blackout-Vorsorge und so weiter.
Wie schaut Ihrer Meinung nach gute Regierungsarbeit aus?
Ich habe das schon gesagt. Es geht darum, den Menschen zuzuhören.
Und das war’s?
Dann kann man die dementsprechenden Schlüsse ziehen und die Dinge auch umsetzen. Zumindest in Salzburg ist das bei der jetzigen Regierung nicht der Fall. Man hat den Kontakt zu den Menschen verloren, schwebt in anderen Sphären und versteht die Probleme der Menschen gar nicht mehr. Je weiter die Politiker von der Kommune weggehen, desto ungreifbarer sind sie. Die Politik generell muss greifbar sein. Du musst jemand sein, den man angreifen kann, der ein offenes Ohr schenkt und der dann auch die versprochenen Dinge umsetzt.
Danke für das Gespräch.
(Quelle: salzburg24)







