Drei Verhandlungsrunden zum Kollektivvertrag der rund 12.000 Beschäftigten bei den privaten Autobusbetrieben haben bereits stattgefunden. Die Gespräche werden von den Gewerkschaften vida und ÖGB als stockend bezeichnet. Während die Arbeitnehmervertreter eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent fordern, sind die Arbeitgeber aktuell zu einer Erhöhung von 3,5 Prozent bereit.

Bei einem Pressegespräch am Donnerstag warf der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida, Friedrich Schinagl, den Verhandlern der Wirtschaftskammer "Lohndumping durch die Hintertür" vor: Bei der geforderten Erweiterung des Durchrechnungszeitraums für die Normalarbeitszeit auf 52 Wochen handle es sich um ein Jahresarbeitszeitmodell. Zudem werde die Streichung der Mindestbezahlung sowie der Zuschläge für Weihnachten und die Reduktion von zu zahlenden Pausen gefordert.
Damit würde zwar das Gehalt angehoben, durch den Wegfall von Zuschlägen würde den Busfahrerinnen und Busfahrer aber insgesamt ein Minuspaket bevorstehen, meint Schinagl: "Auch wenn man die Verhandlungen letztlich in der Nähe der Inflation abschließt, zahlen sich die Busfahrer ihre Gehaltserhöhung damit selber."
Wirtschaftskammer: Tatsächliche Lohnerhöhung von bis zu 9 Prozent
Als "unrichtig" weist Markus Schwab von der Fachgruppe Transport und Verkehr bei der WKS diesen Vorwurf auf SALZBURG24-Anfrage zurück. "Die Gewerkschaft fordert Sondermaßnahmen. Das ist ein großes Problem für uns als Unternehmer, vor allem im Linienverkehr." Die Verträge mit den Verkehrsverbünden würden auf acht Jahre mit Option auf zwei weitere laufen, die Forderung würde somit zu Problemen bei vorangegangenen Kalkulationen führen: "Die Wirtschaftskammer hat das ausgerechnet. Wenn man alle Forderungen, die die Gewerkschaft an uns stellt, umsetzt, bedeutet das eine Lohnerhöhung von 8 bis 9 Prozent. Das ist nicht drinnen."
ÖGB-Vorsitzender Eder: "17-Jährige mit 40-Tonner unterwegs"
Um dem Personalmangel bei den Buslenker:innen entgegenwirken zu können, schlägt die Wirtschaftskammer vor, das Eintrittsalter für die Lenkerberechtigung herabzusenken – sozusagen ein L17 für den Bus. Schinagl spricht hier von einem Abwälzen der Verantwortung auf einen Jugendlichen und bezeichnet das Vorhaben als "sehr fahrlässig". Ins selbe Horn stößt AK-Präsident und ÖGB-Vorsitzender Peter Eder. "Anstatt daran zu arbeiten, dass die Arbeitsbedingungen besser werden, ist die einzige Forderung der Wirtschaftskammer, das Alter der Lenkerberechtigungen nach unten schrauben. Das heißt, wir haben zukünftig 17-Jährige, die einen 40-Tonner fahren sollen."
Junge Menschen sollen in Beruf geholt werden
Die Forderung besteht schon seit Längerem und betreffe vor allem den Osten Österreichs, entgegnet Schwab. "Geschuldet ist das dem Lenkermangel. Die Wirtschaftskammer hat dabei immer angedacht, die Herabsenkung des Alters nur für den Linienverkehr anzuwenden, nicht für den Reiseverkehr. Also auf gewissen Strecken, die der Lenker dann kennt und eingeschult ist." Aktuell müssen Busfahrer:innen 21 Jahre alt sein, das Herabsenken wird als Maßnahme gesehen, jungen Menschen in den Beruf zu holen, bevor sie einen anderen Weg einschlagen.
Annäherung bei Nachtarbeitszulage
Eine Annäherung habe es zuletzt bei der geforderten Nachtarbeitszulage im Linienverkehr gegeben. Aktuell ist die Regelung so, dass es eine Zulage von 100 Prozent für die Arbeitszeit von 0 Uhr bis 5 Uhr morgens gibt. Zum Vergleich – in anderen Branchen gilt Nachtarbeit von 22 Uhr bis 6 Uhr. Diese Regelung peilen die Gewerkschaften auch für die Busfahrer:innen an. Der derzeitige Plan, die Nachtarbeit von 22 Uhr bis 5 Uhr gelten zu lassen, sei aber nicht ausgereift: "Es gibt hier also eine Ausweitung, die Zulage wird aber erst nach drei Stunden am Stück bezahlt. Wenn jemand von 22 Uhr bis Mitternacht arbeitet, wird das nicht berücksichtigt", kritisiert der vida-Landesvorsitzende.
Busfahrer-Einstiegsgehalt von 2.850 Euro netto
"Das ist aktuell unrealistisch", meint Schwab auch zu dieser Forderung. In Zukunft würde zwar nichts dagegensprechen, den Nachtarbeitszuschlag anzuheben. Dazu seien allerdings Gespräche im Vorfeld notwendig. "Das kann man nicht bei den aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen – wenn das Angebot mit 3,5 Prozent schon steht – noch dazu fordern." Er weist dabei darauf hin, dass das Einstiegsgehalt eines Busfahrers aktuell bei 2.850 Euro netto liege.
Darüber hinaus fordern die Gewerkschaften auch weitere Leistungen, im Bereich der Pausenplätze für die Buslenker:innen sollen etwa Toilettenanlagen zur Verfügung stehen. Als positives Beispiel erwähnt Schinagl hier das Unternehmen Albus. Kritisiert wird hier wiederum, dass diese Unternehmen durch höherpreisige Angebote bei den Auftragsvergaben weniger konkurrenzfähig seien.
Damit scheinen die Fronten zwischen Gewerkschaften und Wirtschaftskammer bei den KV-Verhandlungen weiter verhärtet. Die nächste Gesprächsrunde ist für den 17. Februar geplant. Die Gewerkschaften haben bereits Warnstreiks für den 20. Februar angekündigt, sollte keine Einigung erzielt werden können.
(Quelle: salzburg24)