In seinem Debüt-Film „Die beste aller Welten“ arbeitete Salzburger Regisseur Adrian Goiginger seine eigene Kindheitsgeschichte auf. In seinem neusten Werk „Der Fuchs“, das ab Freitag in den Kinos zu sehen sein wird, setzt er wieder auf einen persönlichen Zugang. Diesmal erzählt er die Geschichte seines Urgroßvaters Franz Streitberger.
Geschichte geprägt von Armut und Entbehrung
Dessen Kindheit in der Pinzgauer Bergwelt war geprägt von Armut und Entbehrung. Der schmächtige Bub ist der Jüngste im Bunde, freut sich über alle Maßen angesichts einer großen Ladung Erdäpfel, die er mit in die Berghütte bringen kann, um dann beim Abendessen nur ein einziges Stück zu ergattern. Wer arbeitet, hat Vorrang. Da sie ihn den nächsten Winter wohl nicht durchbringen würden, geben Vater und Mutter den Bub zum Großbauer Seiwald. Das Kind schreit, weint, tritt, doch es nützt alles nichts - Jahre der Knechtschaft stehen ihm bevor.
Später schläft er als junger Mann in der Stadt Salzburg unter freiem Himmel, hofft bei der Suppenküche auf eine warme Mahlzeit und entdeckt schließlich einen Rekrutierungsstand des Militärs. Drei Mal täglich warmes Essen und ein Dach über dem Kopf? Es ist Ende der 1930er-Jahre und Franz schreibt sich ein. Doch wirklich hinein passt er hier nicht. "Du redest nicht gern, was?", zieht ihn ein Kollege auf, woraufhin er ganz trocken erwidert: "Ich wüsste nicht, was."
Ein Fuchs als bester Freund
Der Frankreich-Feldzug sollte für Franz Streitberger schließlich zum einschneidenden Erlebnis werden. Kurz bevor er als Motorradkurier losgeschickt wird, entdeckt er in einem Waldstück einen verletzten Fuchswelpen, nimmt sich seiner an und lässt das Tier nicht mehr von seiner Seite. All die Zurückweisung, die er in seinem Leben immer wieder erlebt hat, schlägt nun in Zuneigung zu diesem kleinen Wesen über, das ihn den Kriegsalltag ein Stück weit vergessen lässt.
Adrian Goiginger porträtiert eigenen Urgroßvater
Goiginger gelingt mit "Der Fuchs" das berührende Porträt eines jungen Mannes, der sich nichts sehnlicher wünscht als Nähe. Ausgerechnet inmitten des Krieges, dessen Schrecken der Regisseur mit zwar durchaus expliziten, aber in Maßen eingesetzten Bildern einfängt, finden sich Momente der Ruhe, wenn Franz an einem Fluss mit seinem Fuchs spielt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, durch das Goiginger seine Darsteller:innen und das Publikum führt, dabei stets mit Gespür für die richtige emotionale Tonalität.
Historiendrama aus Salzburg
Einen wesentlichen Anteil daran haben auch die Kameramänner Yoshi Heimrath und Paul Sprinz, ist "Der Fuchs" doch ein Film der großen Bilder, die sich festsetzen. Neben dem langen Prolog aus der Kindheit von Franz, bei dem nicht zuletzt Karl Markovics als Vater mit einer eindringlich erzählten Sage überzeugt, sind es beispielsweise ein das Grauen vorwegnehmendes brennendes Hakenkreuz, über das die jungen Soldaten beim Grenzdienst stolpern, oder die mit viel Dynamik inszenierte Motorradfahrt durch die Schlachtfelder, die die Effektivität der großen Leinwand vollends ausnützen. Und das gerade angesichts eines Bildformats von 4:3, mit dem Goiginger seinem Film einen zusätzlichen historischen Anstrich verleiht.
(Quelle: apa)