"Wir sind am Boden zerstört"

Tödliches Unglück überschattet "Tour of Austria"

Der 25-Jährige kam in der Abfahrt vom Großglockner nach Heiligenblut zu Sturz und erlag seinen Verletzungen. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 06. Juli 2024 16:00 Uhr
Beim Radrennen "Tour of Austria" ist es am Samstag zu einem tödlichen Unfall gekommen. Der 25-jährige Norweger André Drege ist bei der Abfahrt vom Großglockner zu Sturz gekommen und seinen schweren Verletzungen erlegen. Die heutige Schlussetappe wird als Gedenkfahrt ohne Wertung durchgeführt.

Die "Tour of Austria" wird von einem tödlichen Unfall überschattet und fortgesetzt. Der 25-jährige André Drege aus dem Team Coop Repsol kam in der Abfahrt vom Großglockner nach Heiligenblut zu Sturz und erlag seinen Verletzungen. Drege war Teil der Ausreißergruppe, wurde bewusstlos am Straßenrand aufgefunden und verstarb an der Unfallstelle, wie die Polizei mitteilte.

Schlussetappe in Tirol heute verkürzt

Die Schlussetappe in Tirol wird allerdings verkürzt und neutralisiert als Gedenkfahrt ausgetragen. Dadurch steht der Gesamtsieg des Italieners Diego Ulissi fest. Ursprünglich hätte die fünfte Etappe am Sonntag nach 144 km am Kühtai auf 2.000 Metern Seehöhe enden sollen. Das Teilstück wird nun aber im Gedenken an den mit 25 Jahren am Unfallort nahe Heiligenblut verstorbenen Drege als gemeinsame Gedenkfahrt bestritten. Das wurde von der Tour-Organisation in Absprache mit allen Teams und den Angehörigen des Verunglückten beschlossen, und wurde im verregneten Etappenstartort Kufstein bekanntgegeben.

Tödlicher Fahrradsturz am Großglockner

"Gemeinsam mit den sportlichen Leitern und Fahrern der Teams haben wir uns dazu entschieden, die Etappe nicht zu fahren und stattdessen eine neutralisierte Kondolenzfahrt zum Gedenken an André Drege durchzuführen. Die Gedenkfahrt war der ausdrückliche Wunsch von Andrés Vater, seinen Teamkollegen und seinem gesamten Team. Sie gibt der gesamten Radfamilie die Möglichkeit, das Geschehene gemeinsam zu verarbeiten und André Drege zu gedenken", sagte Tour-Direktor Thomas Pupp.

Der Rundfahrtchef zeigte sich tief betroffen von der Tragödie. "Unser gesamtes Team ist erschüttert über diesen tragischen Unfall und unsere Gedanken und Gebete sind bei Andrés Familie, seinen Angehörigen und seinem Team Coop-Repsol in dieser unglaublich schweren Zeit", so Pupp.

Das Startprozedere mit einer Gedenkminute erfolgt ab 10.15 Uhr in Kufstein. Anschließend werden die Fahrer mit Fahrzeugen nach Tulfes gebracht, von wo aus um 13.30 Uhr die Kondolenzfahrt für Drege über zehn Kilometer nach Innsbruck-Igls am Fuße des Patscherkofels führt. "Es war der ausdrückliche Wunsch von Andres Familie und seines Teams, dass diese Etappe der Tour of Austria auf dem Rad beendet wird. Diesem Wunsch kommen wir natürlich gerne nach. Es wird eine Kondolenzfahrt für Andre, für seine Familie, für seine Freunde, für alle Teams und alle Teilnehmer der Tour", erklärte Pupp.

Neue Erkenntnisse über die Ursache des Unfalles in einer Hochgeschwindigkeitspassage auf der Großglocknerhochalpenstraße waren am Sonntag zunächst nicht bekannt. Die Ermittlungen der Polizei werden wohl noch länger dauern.

Schwärzester Tag der "Tour of Austria"

Der schwer getroffene Tour-Direktor Pupp wollte sich im Etappenziel am Samstag in Kals auf APA-Nachfrage am schwärzesten Tag in der Rundfahrtgeschichte über ein schriftliches Statement hinaus nicht zu Details äußern. "Die Tour of Austria trauert um André Drege. (...). Die Organisatoren der Tour of Austria und die Rennleitung haben umgehend die Angehörigen informiert."

Tadej Pogacar "unter Schock"

Tour-de-France-Leader Tadej Pogacar äußerte sich nach der achten Etappe betroffen. "Ich stehe unter Schock", sagte der Slowene. "Es ist schwer zu verarbeiten, was passiert ist. Das ist sehr traurig zu hören." Die Nachricht verdeutliche einmal mehr, wie gefährlich der Sport sei. "Wir haben einen coolen Job, aber in den meisten Fällen ist er sehr gefährlich", erklärte Pogacar und fügte später hinzu. "In der Radsportwelt müssen wir wirklich aufeinander achten und aufeinander aufpassen."

Der Norweger Alexander Kristoff war bei der Tour de France tieftraurig, als er vom Tod seines Landsmannes erfuhr. "Das sind sehr schlimme Nachrichten", bedauerte Kristoff. "Ich kannte ihn ein bisschen, war in der Nationalmannschaft mit ihm. Er war ein guter Typ", fügte der 37-Jährige hinzu. Auch die beeindruckende Solo-Fahrt über 140 km von Jonas Abrahamsen aus dem norwegischen Team Uno-X ging angesichts dieser Hiobsbotschaft unter.

Trauer und Mitgefühl für André Drege

Via "X" bekundeten zahlreiche Profiteams und auch der Rad-Weltverband UCI ihre Bestürzung und Mitgefühl. "Die UCI ist am Boden zerstört, vom Tod des Profi-Radfahrers André Drege bei der Tour of Austria", so der Weltverband. "Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, Freunden und seinen Teamkollegen." Auch Österreichs Sportminister Werner Kogler (Grüne) zeigte sich betroffen: "Der tragische Unfalltod des norwegischen Radprofis André Drege auf der vorletzten Etappe der Tour of Austria erfüllt mich mit Traurigkeit. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Teamkollegen, für die nach diesem schrecklichen Verlust nichts mehr so ist, wie es war."

Drege ist der nächste im Rennbetrieb zu Tode gekommene Profi nach Gino Mäder bei der Tour de Suisse im Juni 2023. Der Schweizer war in der Abfahrt vom Albula Pass zu Sturz gekommen und am nächsten Tag im Krankenhaus verstorben. Fünf Wochen später kam bei der Oberösterreich-Juniorenrundfahrt ebenfalls in einer Abfahrt ein 17-jähriger Italiener ums Leben. Das Nachwuchsrennen wurde daraufhin abgebrochen. Die Tour de Suisse lief nach dem Tod von Mäder nach Rücksprache mit dessen Familie hingegen weiter.

Siegerehrung nach tödlichem Unglück abgesagt

Das sportliche Geschehen der Königsetappe von St. Johann nach Kals trat aufgrund des tragischen Geschehens völlig in den Hintergrund. Die Siegerehrung wurde nach Bekanntwerden des Unglückes abgesagt. Teamkollegen von Drege, seine Betreuer und auch viele aus anderen Mannschaften waren völlig aufgelöst in Tränen zu beobachten. Zu dem Unglück äußern wollte sich niemand. Drege hatte heuer bereits sieben Siege bei kleineren Rundfahrten gefeiert. Unbestätigten Berichten zufolge stand er vor einem Wechsel zum World-Tour-Team Jayco.

Den Etappensieg in Osttirol sicherte sich der zweimalige Zeitfahrweltmeister Filippo Ganna. Bester Österreicher war erneut Felix Großschartner als Neunter. Der 30-Jährige beendete die Gesamtwertung auf dem vierten Platz. Das Klassement wird von seinem UAE-Teamkollegen Diego Ulissi angeführt.

(Quelle: apa)

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