Der Salzburger Extremsportler Felix Baumgartner ist laut Medienberichten bei einem Paragliding-Unfall in Porto Sant'Elpidio an der Adriaküste in den Marken ums Leben gekommen. Wie die zum Einsatz gerufene Feuerwehr gegenüber der APA bestätigte, soll Baumgartner aufgrund eines plötzlich auftretenden Unwohlseins die Kontrolle über einen Motor-Paraglider verloren und in einen Hotelpool gestürzt sein. Er war sofort tot, wie die Rettungseinheiten berichteten.
Beim Sturz traf er eine Mitarbeiterin des Hotels, die mit Halsverletzungen ins Spital eingeliefert wurde. Baumgartner war von einer Fläche für den Start von Motor-Paraglidern abgefahren. Seine Frau, die sich mit dem Extremsportler in der Gegend aufhielt, wurde über den Tod ihres Mannes informiert.
Viele Menschen zum Zeitpunkt des Unglücks beim Pool
Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich viele Menschen unweit des Swimmingpools auf, darunter viele Kinder. Laut den Rettungseinheiten hätte die Tragödie ein viel größeres Ausmaß haben können. Baumgartners Paraglider prallte gegen eine hölzerne Struktur neben einem Schwimmbecken. Sofort rückten die Carabinieri, die Feuerwehr, sowie das Rote Kreuz von Porto Sant'Elpidio zum Unfallort aus.
Das Gelände um den Pool wurde abgesperrt. Das Feriendorf Le Mimose, in dem sich das Unglück ereignete, liegt zwei Kilometer vom Zentrum von Porto Sant'Elpidio entfernt und erstreckt sich auf einem 30.000 Quadratmeter großen Gelände.
Wer war Felix Baumgartner?
Baumgartner wurde 1969 in Salzburg geboren und galt über Jahrzehnte als einer der international bekanntesten Extremsportler Österreichs. Er träumte bereits von Kindheit an vom Fliegen. "Ich wollte immer die Welt von oben sehen", sagte er im APA-Interview kurz vor seinem Stratosphären-Sprung. Nachdem er eine Lehre als Maschinenschlosser absolvierte und als Kfz-Mechaniker arbeitete, verpflichtete er sich fünf Jahre beim Bundesheer und wurde dort u.a. zum Fallschirmspringer ausgebildet.
Seine Karriere begann in den 1990er-Jahren mit waghalsigen Fallschirmsprüngen und Base-Jumps, unter anderem von Gebäuden, Brücken und Felsformationen weltweit.
Seinen ersten Basejump absolvierte der Salzburger 1996 von der New River Gorge Bridge in West Virginia. Seit 1997 ist er professioneller Basejumper und wird vom Salzburger Getränkehersteller Red Bull gesponsert. Seine registrierte Marke, das Logo mit der Flamme und der Zahl 502, entstand durch die Registrierung bei der American B.A.S.E. Association im Jahr 1998, wo er die Nummer 502 erhielt. Dort wird jeder Springer registriert, der von allen vier Objekttypen B.A.S.E., also Building (Gebäude), Antenna (Antenne), Span (Brücke) und Earth (Klippen) gesprungen ist.
Seine größten Projekte waren 1999 der Sprung vom damals höchsten Gebäude, den "Petronas Towers" in Kuala Lumpur in Malaysien, im selben Jahr stürzte sich Baumgartner von der Christus-Statue in Rio de Janeiro in Brasilien. Vier Jahre später flog er im freien Fall mit einem eigens dafür konstruierten Karbonflügel von England über den Ärmelkanal nach Frankreich. "Das war der beste Morgen, den ich je verbracht habe", sagte der Salzburger kurz danach im APA-Interview.
Der Stratosphärensprung im Oktober 2012
Den Höhepunkt seiner Laufbahn markierte der Stratosphärensprung am 14. Oktober 2012. Bei diesem Sprung aus etwa 39 Kilometer Höhe durchbrach er als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer. Das Projekt war mit Höhen und Tiefen verbunden, im Oktober 2010 musste das Vorhaben wegen eines Gerichtsstreits auf Eis gelegt werden. "Wenn du so lange an einem Projekt arbeitest, dann verlierst du manches Mal den Glauben daran, dass es einmal Wirklichkeit wird. Man hat auch viele Rückschläge, geht in eine Besprechung mit drei Problemen rein und kommt mit fünf wieder raus", so Baumgartner 2014.
Im Herbst 2012 war es soweit, nach zwei erfolgreich absolvierten Testsprüngen bereitete sich das Team rund um den Salzburger auf den finalen Sprung in der Wüste von New Mexico vor. Am 14. Oktober 2012 hielt das Wetterfenster in Roswell und Baumgartner wurde in einer Kapsel sitzend von einem Heliumballon in eine Höhe von fast 39 Kilometer gebracht. Mit den Worten "Ich komme jetzt nach Hause" ließ er sich unter tosendem Applaus seiner Mannschaft und seinen Angehörigen in die Tiefe fallen. Nach anfänglichem Trudeln stabilisierte sich Baumgartner und landete sicher in der Wüste. "Manchmal musst du weit hinauf gehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist", meinte der Salzburger.
Das Projekt, unterstützt von Red Bull, wurde weltweit übertragen und machte ihn zur Ikone der Grenzüberschreitung zwischen Wissenschaft, Sport und Spektakel.
Drei Weltrekorde anerkannt
Die Federation Aeronautique Internationale (FAI), die sich weltweit für die Datenaufzeichnung von Rekorden in der Luftfahrt kümmert, erkannte mit dem Sprung drei Weltrekorde an. Baumgartner erreichte demnach die Maximalgeschwindigkeit von Mach 1,25 oder exakt 1.357,6 Stundenkilometern, den höchsten Absprung bei 38.969,40 Metern und den längsten freien Fall mit einer Länge von 36.402,6 Metern.
Nach dem Stratos-Projekt kündigte Baumgartner an, dem professionellen Sport den Rücken zu kehren und sich als Rettungshubschrauberpilot ein neues Standbein aufzubauen. "Ich glaube, ich habe alles, was Basespringen betrifft, ausgelebt. Ich bin irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem ich gemerkt habe, jetzt könnte ich mich nur noch wiederholen."
Abseits seiner sportlichen Leistungen war Baumgartner eine umstrittene Figur, unter anderem wegen politisch polarisierender Äußerungen in sozialen Medien.
Kontroverse Aussagen
Baumgartner hat aber auch abseits seiner Projekte für Schlagzeilen gesorgt. So sorgte er immer wieder mit politischen Äußerungen für Schlagzeilen: "Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, die sich wirklich auskennen", sagte er beispielsweise in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung". Für Aussagen im Netz bekam Baumgartner auch den Negativpreis "Rosa Handtaschl" vom österreichischen Frauennetzwerk Medien.
Auch mit Aussagen zur Corona-Pandemie sorgte der Extremsportler für Kontroversen. Zuletzt wurde Baumgartner im Vorjahr der üblen Nachrede schuldig gesprochen, nachdem er "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk in den sozialen Netzwerken als "festen Trottel" und "pharmaHure" bezeichnet hatte.
In einem APA-Interview 2022 beantwortete Baumgartner die Frage, ob er Aussagen, die er in der Öffentlichkeit getätigt hat, bereut, mit einem klaren "Nein". Er stehe zu allem, was er gesagt oder gepostet habe. "Ich habe den Luxus und die Freiheit, um das beneiden mich auch viele, meine Meinung sagen zu können." Er bekomme auch viel positives Feedback dafür. "Es wurde medial ein Bild gezeichnet. Und das liegt auch daran, dass ich mir oft nichts gepfiffen hab'. (...) Aber jeder, der mich näher kennengelernt hat, sagt, er habe eine ganz anderen Eindruck jetzt, als er es vorher gehabt hat." Ein politisches Posting von ihm sei schnell in allen Medien, aber dass er Flüge für Kinder organisiert habe, darüber sei nicht berichtet worden. "Aber solange ich solche Begegnungen habe, sind mir solche Shitstorms egal." Nach vier Tagen spreche keiner mehr darüber.
Erste Reaktionen
Italienische Medien reagierten bestürzt auf Baumgartners Tod: "Der Mann der unmöglichen Unternehmungen hat es diesmal nicht geschafft: Felix Baumgartner ist gestorben, während er sich erneut einer seiner adrenalingeladenen Herausforderungen stellte", kommentierte die Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". "Der König der kühnsten Herausforderungen und der Rekorde ist tot", so Corriere della Sera.
Mit großer Bestürzung reagierte FPÖ-Chef Herbert Kickl auf die Nachricht vom Tod Baumgartners: "Felix Baumgartner war ein mutiger Pionier, ein leidenschaftlicher Patriot und ein Mensch mit Haltung. Mit seinen Leistungen hat er vielen Menschen gezeigt, was mit Entschlossenheit und Mut möglich ist." Der FPÖ-Obmann weiter: "Unsere Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei seinen Angehörigen und Lieben. Felix Baumgartner wird uns in Erinnerung bleiben - als Ausnahmeerscheinung, als Abenteurer, der bereit war, die Grenzen des Machbaren auszuloten und in neue Dimensionen zu verschieben."
(Quelle: apa)