Nicht nur jetzt in den Sommerferien stellt die Kinderbetreuung viele Salzburger Familien vor große Herausforderungen. In manchen Fällen können Oma und Opa einspringen, doch wenn auch sie noch berufstätig sind, kann es trotzdem schwierig werden. Die ÖVP will diesem Problem mit der Großelternkarenz entgegenwirken. Das kündigte Bundeskanzler Karl Nehammer schon zu Jahresbeginn bei der Präsentation seines „Österreichplans“ an. Das Modell soll neben dem Ausbau des Kindergartenangebots die Kinderbetreuung im Land verbessern.
Einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungsfreistellung für berufstätige Großeltern fordert nun auch der Salzburger Seniorenbund. „Durch die Großelternkarenz könnten Mütter ihre berufliche Laufbahn ohne längere Unterbrechungen fortsetzen, während Großeltern eine aktive Rolle in der Familienbetreuung übernehmen“, erklärt Obfrau und Bundesrätin Andrea Eder-Gitschthaler in einer Aussendung am Dienstag. Die wichtigsten Eckpunkte findet ihr hier auf einen Blick:
- Kindererziehungszeiten (KEZ) würden von berufstätigen Großeltern analog zu den Eltern erworben und ganz normal der Pension angerechnet.
- Analog zum Karenzgeld stünde den betreuenden Großeltern ein Großelternbonus zu.
- Die Karenzdauer bliebe unverändert bei maximal 22 Monaten, die durch die Beteiligung des Vaters auf 24 Monate erweitert werden kann.
Der Vorschlag ist jedoch nicht unumstritten – im Gegenteil. Gerade anlässlich des Equal Pension Days, der in Salzburg heuer auf den 2. August gefallen ist – hagelte es Kritik. NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter wetterte etwa in einer Aussendung: „Das bedeutet nichts anderes, als berufstätige Omas und Opas aus dem Job zu holen, damit diese die Kinderbetreuung erledigen, die die ÖVP selbst seit Jahrzehnten nicht gebacken bekommt.“ Die SPÖ zeigt sich ebenfalls ablehnend, genauso wie die Grünen. „Was uns sicher nicht hilft, ist das Abschieben von Care-Arbeit auf ältere Frauen, die bereits einmal in Karenz waren“, erteilte Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen, der Großelternkarenz eine klare Absage. „Keine Freude“ mit dem von der ÖVP propagierten Modell hat auch FPÖ-Frauen- und Familiensprecherin Rosa Ecke.
Aus Sicht der Frauenorganisation der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE) würde eine Großelternkarenz, wie sie die ÖVP vorschlägt, keine Verbesserungen im Kampf gegen die Altersarmut von Frauen bringen. „Statt endlich Verantwortung zu übernehmen und die institutionelle Betreuung und Pflege auszubauen, will die ÖVP die Verantwortung weiter in den privaten Bereich abschieben“, kritisiert Elfriede Schober, Bundesfrauenvorsitzende der PRO-GE in einer Aussendung. „Der aktuelle Vorstoß, eine Großelternkarenz einzuführen, ist fatal", bemängelt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich.
Was sind eure Gedanken zu diesem Thema? Schreibt uns eure Meinung zur Großelternkarenz in die Kommentare!
(Quelle: salzburg24)