Der verkaufsoffene Feiertag hat am Freitag die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts in Salzburg eingeleitet. Trotz starken Kundenzustroms und des vorweihnachtlichen Glanzes in den Schaufenstern sind die Gefühle gemischt. Zwar sorgte der 8. Dezember heuer für außergewöhnlich hohe Besuchsfrequenzen in Salzburger Einkaufszentren und auf Christkindlmärkten - Teuerung, Streitigkeiten um den Kollektivvertrag und die verkürzte Vorweihnachtszeit bereiten dem Handel aber Sorgen. Am Samstag folgten nun kurze Streiks und Demonstrationen bei laufendem Betrieb. Gegen 9.30 Uhr machte das Personal der Drogeriemarktkette DM im Europark den Anfang.
Zwei Demos und Streik in Salzburg
"Während von den fleißigen Handelsangestellten in der Weihnachtszeit alles abverlangt wird, sind ihre Arbeitgeber nicht bereit eine faire Gehaltserhöhung anzubieten", zeigte sich Michael Huber, Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Salzburg, nach den abgebrochenen KV-Verhandlungen empört. Heute kam es deshalb beim Salzburger Europark und in Schüttdorf in Zell am See (Pinzgau) zu Demonstrationen. "Während im Europark Handelsangestellte streiken, wird draußen auf der Straße eine Demonstration stattfinden", kündigte er an. Mit dabei waren etwa die Angestellten bei DM. Die Geschäfte im Europark hatten aber am Samstag geöffnet und Kassen, etwa bei DM, waren besetzt, betonte Centermanager Manuel Mayer gegenüber S24.
Wegen der Demo kam es auf der Peter-Pfenninger-Straße/Kreuzung Europastraße in beiden Richtungen bis 12 Uhr zu leichten Verzögerungen im Verkehr.
Handelsgehälter sollen um 9,2 Prozent steigen
Beim Handels-KV geht es um die Gehälter von 430.000 Angestellten und Lehrlingen in Österreich. Es ist der zweitgrößte Kollektivvertrag des Staats. In fünf Runden schafften die Sozialpartner bisher keinen Gehaltsabschluss für 2024. Die Gewerkschaft pocht auf ein Plus von zumindest der Höhe der Jahresinflation. Das wären 9,2 Prozent. Die Arbeitgeber boten zuletzt 8 Prozent.
Mariä Empfängnis "fünfter Adventsonntag in diesem Jahr"
Vor dem Streik-Tag am Samstag zog der verkaufsoffene Feiertag am Freitag viele Menschen in die Einkaufszentren. Schon am frühen Morgen lief der Feiertag für Salzburger Einkaufszentren hervorragend an. Gegenüber der APA sprach Christoph Andexlinger, Geschäftsführer des Salzburger Europarks mit Verantwortung für 16 weitere Shopping Malls in Österreich, vom "fünften Adventsonntag in diesem Jahr".
Der starke Schneefall in der vergangenen Woche habe die Einkaufsfreude am ersten Adventwochenende geschmälert, führe nun aber zu verstärkter Nachfrage im Schuh-, Textil- und Sporthandel: Viele Kund:innen seien auf den Wintereinbruch schlicht nicht vorbereitet gewesen. Quer durch Österreich könnten traditionell besonders Parfümerien, Spielwaren- und Buchgeschäfte punkten, laut Rückmeldungen der Geschäfte in den zugehörigen Malls hinke aber keine Branche auffällig hinterher.
Handel trotz vieler Besucher:innen besorgt
Der Handel durchschiffe gerade besondere Zeiten, gab Andexlinger zu bedenken, die Situation werde aber angesichts branchenübergreifend positiver Umsatzentwicklung schlechter geredet als sie sei. Mit Blick auf die Maßnahmen der Gewerkschaft in Zell am See und im Europark in der Landeshauptstadt infolge stockender Verhandlungen um den Kollektivvertrag solle man "die Kirche im Dorf lassen".
Trotzdem sei es "verwunderlich, dass man genau diesen Tag und diesen Standort für einen Streik aussucht". Schließlich sei der 8. Dezember als Beginn eines verlängerten Wochenendes dieses Jahr besonders vielversprechend, was die Nachfrage und die gleichmäßige Verteilung des Besucher:innenzustroms auf mehrere Tage angehe.
Stimmung an verkaufsoffenem Feiertag "entspannt"
Generell erkennt Andexlinger auch im diesjährigen verkaufsoffenen Feiertag den "klassischen Familieneinkaufstag". Man merke, "die Leute gehen langsamer, die Stimmung ist entspannt, lebendig, aber nicht gestresst". Aus wirtschaftlicher Sicht gelte es festzuhalten, wie wichtig der 8. Dezember sei, um die Kaufkraft in Österreich hoch zu halten: "Wenn hier die Geschäfte geschlossen bleiben, fahren viele zum Einkaufen ins Ausland. Dieses Geld fehlt dann aber hierzulande".
Von fehlender Kaufkraft ist an diesem 8. Dezember in Salzburg kaum etwas zu spüren. Im Designer Outlet stehe man "mit dem Rücken zur Wand", weil man "nicht mit so einem Andrang gerechnet" habe, berichtete Markus Gratz, Center Manager des Outlets auf APA-Nachfrage. Man erwarte allein am Freitag eine 60-prozentige Steigerung der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr, schon eine Stunde vor Öffnung der Geschäfte seien Gäste durchs Outlet flaniert.
Teuerung beeinflusst Konsumverhalten
Die Teuerung sei am Konsumverhalten dabei allerdings nicht ganz spurlos vorbeigegangen: "Man merkt, dass die Kunden gezielter einkaufen, sich mehr mit Preisen auseinandersetzen. Marken sind aber weiterhin beliebt, deshalb sind Outlets gerade so gefragt. Das Christkind hat natürlich Tradition, aber dieses Jahr nicht so tiefe Taschen."
Im Austausch mit Kennern der Branche merkt man: Diese zweite Adventwochenende ist anders als in früheren Jahren. Dass der Heilige Abend auf den vierten Adventsonntag fällt und die Vorweihnachtszeit dadurch verkürzt ist, mache den 8. Dezember heuer besonders wichtig für den Handel, erklärte Johann Peter Höflmaier, Geschäftsführer der Sparte Handel bei der Wirtschaftskammer Salzburg, im APA-Interview am Freitag. Fast 80 Prozent der Kaufkraft im Land konzentriere sich dabei auf die Stadt Salzburg, in Skiregionen "fängt Weihnachten an, wenn der Tourismus kommt".
Viele kaufen Geschenke schon jetzt
Auffällig sei dieses Jahr, dass mehr Geschenke als gewöhnlich schon in der ersten Dezemberhälfte gekauft und Impulskäufe seltener würden, weil das Geld bei den Kunden nicht mehr so locker sitze. Trotzdem sei der Andrang so hoch, dass man von einem "atypischen 8. Dezember" sprechen müsse, der in Sachen Nachfrage besser angenommen werde als in den vergangenen Jahren. Nicht nur der Handel, auch die Geschenkjäger müssten ja ein paar Tage aufholen, die dieser kurzen Vorweihnachtszeit fehlen.
Und auch, wenn die Aussichten für die kommenden beiden Adventsamstage gut sind, warnte Höflmaier vor einer möglichen Insolvenzwelle, sollte das Weihnachtsgeschäft schwach ausfallen: "Die Belastung durch hohe Kosten und zurückhaltenden Konsum trifft den Handel doppelt." Die Regierung müsse "endlich an den Stellschrauben der Inflationsbekämpfung drehen, damit Betriebskosten wieder sinken und Konsumenten nicht so sehr von der Teuerung belastet werden."
Das sei nicht nur der branchenweite Wunsch fürs Christkind, sondern gleich auch die gemeinsame Hoffnung fürs neue Jahr.
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(Quelle: salzburg24)