Die katholische Kirche hat es nicht besonders mit homosexuellen Menschen. Schwul, lesbisch oder bisexuell zu sein, wird von vielen als Sünde angesehen. Immerhin ist in der Bibel ja die Rede von Adam und Eva, nicht Adam und Peter, wie viele gegen die Ehe für alle argumentieren. Dem haben sich in Deutschland kürzlich 125 Mitarbeiter der Katholischen Kirche entgegengestellt und sich öffentlich als nicht-heterosexuell geoutet. Sie fordern ein Ende der Diskriminierung und eine „Kirche ohne Angst“.
Unterstützung beim Coming-out
Auch in Salzburg scheint dies durchaus ein Thema zu sein. Die Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI) bietet Unterstützung für Angestellte der Kirche, die sich bei ihrem Arbeitgeber outen möchten und bietet auch Diversity-Workshops für Arbeitgeber an. „Wir laden gerne Vertreter der katholischen Kirche zum Dialog oder zur Teilnahme an einem Workshop ein“, betont HOSI Geschäftsführerin Conny Felice im SALZBURG24-Gespräch.
"Niemand muss sich zerreißen"
Der Glaube an sich, sei häufig gar nicht das Problem, wie Felice erklärt. „Gläubig und gleichzeitig queer (nicht hetero oder cisgender) zu sein ist kein Widerspruch. Gerade im christlichen Glauben geht es sehr viel um Akzeptanz und Nächstenliebe.“ Niemand müsse sich zwischen Glaube und Sexualität zerreißen. „Menschen, die in beiden Welten leben, beweisen eindeutig, dass das gut miteinander zu vereinbaren ist“, betont sie. Mögliche Diskrepanzen würden sich eher durch die Kirche als Institution ergeben.
Dabei gäbe es viele Gemeinsamkeiten. „Ganz zentral bei der queeren Community und auch der Kirche ist das Zugehörigkeitsgefühl und gleichzeitig die Vielfältigkeit“, erklärt die HOSI-Geschäftsführerin. Es werde ganz klar nicht nur ein Nebeneinander der LGBTQIA+-Community und der Kirche, sondern ein Miteinander angestrebt.
Ständiger Austausch mit Einrichtungen der Kirche
Aber wie stehen die queere Community und die Kirche in Salzburg zueinander? „Wir erleben die Kirche in Salzburg als extrem wichtige Institution. Sie prägt das Geschehen in Salzburg mit, in allen positiven Aspekten“, so Felice. Gerade im sozialen Bereich ist die Kirche präsent. „Wir bieten ständig Workshops zu LGBTQIA+-Themen an, viele davon im sozialen Bereich und da kommt man in Salzburg an der Kirche gar nicht vorbei.“ Mit vielen kirchennahen Einrichtungen stehe die HOSI in ständigem Austausch.
Problem bei Kirche als Arbeitgeber
Auch mit Mitarbeitenden von diesen stehe man immer wieder in Kontakt. „Wir wissen von einigen innerhalb der Kirche, die zur queeren Community gehören. Viele davon äußern das der Kirche oder ihrem Umfeld gegenüber aber nicht“, erzählt sie. Das sei auch nicht erforderlich. Die HOSI unterstütze queere Menschen dabei, ihr Leben so frei und gut wie möglich zu leben. „Das bedeutet vielleicht für manche innerhalb oder auch außerhalb der Kirche sich zu verstecken. Gerade, wenn es um den Arbeitsplatz geht.“
Mit der Erzdiözese Salzburg gebe es aktuell keinen direkten Kontakt, auch für uns war dort bisher niemand zu erreichen. Die Türen der HOSI stünden aber offen. „Wir freuen uns jederzeit über einen Austausch mit der Kirche. Gemeinsam können wir sicher ein Zeichen für Akzeptanz setzen."
(Quelle: salzburg24)