Die Hochzeitssaison ist gerade voll im Gange. Neben der Auswahl von Location, Menü, oder Blumenschmuck stellt sich für die Brautpaare auch die Frage nach dem passenden Outfit für den großen Tag. Immer mehr angehende Eheleute in Salzburg entscheiden sich mittlerweile anstelle von pompösem Prinzessinnenkleid und schwarzem Anzug für Dirndl und Lederhose. Das bestätigt Monika Ebner, Junior-Chefin von „Wimmer schneidert“ gegenüber SALZBURG24. Von März bis Juli herrscht in den beiden Filialen in Schleedorf (Flachgau) und Salzburg-Maxglan Hochbetrieb, so auch beim Lokalaugenschein in der Landeshauptstadt. Ebner, die stets mit einem Maßband und Stecknadeln ausgestattet ist, hat nach einer Anprobe mit uns über die Trends im heurigen Jahr gesprochen.
Hochzeitsdirndl nicht nur für Traualtar
Wichtig sei vielen Bräuten, dass sie ihr Hochzeitskleid auch später noch tragen können, berichtet die Expertin. Aktuell besonders gefragt seien Pastell- oder Beigetöne beim Dirndl. „Man wählt dazu zum Beispiel eine weiße oder cremefarbene Schürze für den Tag der Hochzeit. Für spätere Anlässe kann man dann Pink, Grün oder eine andere kräftige Farbe nehmen.“ Rosatöne hätten im Vergleich zu den Vorjahren heuer hingegen etwas an Beliebtheit verloren. „Rosé wählen viele Bräute eher nur beim Schürzenband, aber nicht für das ganze Dirndl. Das gilt auch für Salbeigrün.“
Bei den Materialien seien einerseits Seidenbrokate – also glänzende Stoffe mit einer eingewebten, hellen Musterung – hoch im Kurs. „Oft suchen die Bräute für das Oberteil des Dirndls und den Rock den gleichen Stoff aus.“ Eine Schürze aus leichtem, durchscheinendem Seidenorganza wirke dann etwas leichter und fröhlicher, führt Ebner aus.
Leinen in Beige und gesättigtem Braun im Trend
Andererseits mache sich der Trend zur Nachhaltigkeit auch in der Trachtenwelt immer mehr bemerkbar. Und das spiegelt sich bei der Auswahl der Stoffe wider, merkt die Mode-Fachfrau an. „Leinen braucht wenig Wasser zum Wachsen, es wird hauptsächlich in Europa produziert. Viele wissen das jetzt schon und fragen gezielt nach Leinendirndln.“ Neben Beige seien bei Leinen auch gesättigte Brauntöne gefragt.
Weniger regionalspezifische Tracht gefragt
Ein Lob spricht die Junior-Chefin den künftigen Ehemännern aus. „Die Männer sind in den letzten Jahren viel modebewusster geworden“, schmunzelt sie. Früher seien hauptsächlich regionalspezifische Trachten gefragt gewesen. „Jetzt wollen die Herren oft viel modernere Sachen. Viele heiraten in Lederhose. Wir bieten zwar auch Gehröcke oder Anzüge an, aber die Lederhose ist einfach der Klassiker“, weiß Ebner. In welchem Modell der angehende Ehemann zum Altar schreitet, sei eine Typfrage. „Ist der Bräutigam jetzt eher der Bergfex, passt das sportivere Sakko besser. Ansonsten gibt es auch elegantere Lösungen.“ Neben Beige sei Grün die Top-Farbe bei den Herren.
Lederhosen wieder länger
Auch beim Schnitt der Lederhose habe sich einiges getan. „Eine Zeit lang waren die Lederhosen recht kurz. Mittlerweile finden das viele schrecklich. Zurzeit sollte sie kurz über dem Knie enden.“ Gefertigt werden die „Ledernen“ des Familienbetriebs übrigens aus Hirschleder. Stickereien wie die Initialen an der Seite sorgen für Individualität. „Das ist ein Stück für die Ewigkeit und überdauert den Menschen eigentlich.“ Wenn sich Braut und Bräutigam an ihrem großen Tag abstimmen möchten, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie die Trachtenexpertin aufzählt. „Oft sucht die Braut zuerst den Stoff für ihr Dirndl aus. Wir machen daraus dann zum Beispiel die Weste oder das Gilet, Einstecktücher oder Krawatten für den Bräutigam.“
Wie entsteht ein Hochzeitsdirndl?
Wer sich für ein Hochzeitsdirndl entscheidet, sollte allerdings ein wenig Geduld und das nötige Kleingeld mitbringen. In einem ersten Schritt werden jene Modelle, die im Geschäft hängen, anprobiert, beschreibt Ebner den Ablauf. Individuelle Änderungen beim Dirndl oder den Schürzen werden besprochen. Dann erst wird Maß genommen. Rund drei Wochen später steht dann die erste Anprobe an. „Da ist das Dirndl erst grob zusammengeschnitten und zusammengenäht, um die Taillierung zu bestimmen, damit das Dirndl perfekt sitzt.“ Danach wird das Kleid noch einmal in alle Einzelteile zerlegt, die Änderungen werden übernommen und es kommt in die Schneiderei. Etwa sechs Wochen später ist das Herzensstück dann fertig.
Haben Braut und Bräutigam verschiedene modische Vorlieben, sei ein Mix aus klassischem Hochzeitskleid und trachtigem Bräutigam laut der Fachfrau keineswegs unmöglich. Ganz im Gegenteil: An einem Stück Stoff vom Brautkleid können sich die Schneider:innen bei der Anfertigung des Outfits für den Bräutigam orientieren. Und Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.
(Quelle: salzburg24)