- Kuchl unter Quarantäne
- Tennengau ab morgen ROT
- Verbot von privaten Feiern und Zusammenkünften im ganzen Bundesland
- Homeschooling im Tennengau, Flachgau, Pongau und in der Stadt Salzburg ab der 9. Schulstufe
- Registrierungspflicht für Gastro im ganzen Bundesland
- Veranstaltungsverbot bei Events ohne zugewiesene Sitzplätze
- Maßnahmen gelten von 17. Oktober, 0 Uhr, bis 1. November 24 Uhr
- Mangelnde Kooperationsbereitschaft der Salzburger
Im Tennengau, Flachgau, Pongau und in der Stadt Salzburg werden alle Schüler ab der 9. Schulstufe auf Homeschooling umgestellt, im ganzen Bundesland wird eine Registrierungspflicht für die Gastronomie eingeführt. Zudem gilt in ganz Salzburg ein Veranstaltungsverbot, wenn es keine zugewiesenen Sitzplätze gibt - egal ob Indoor oder Outdoor. Zudem wird die Verabreichung von Speisen und Getränken verboten.
"Stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen"
„Es ist absehbar, dass wir im Gesundheitsbereich bald an die Kapazitätsgrenzen stoßen werden. Wir haben die unbedingte Notwendigkeit, jetzt Maßnahmen zu setzen, um nicht in einen Lockdown zu gehen“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Die verschärften Maßnahmen gelten ab Samstag, 17. Oktober, 00.00 Uhr, bis vorerst Sonntag, 1. November, 24.00 Uhr. Die Polizei wird die Einhaltung überwachen.
Die landesweiten Maßnahmen im Überblick:
- Verschärfte Einschränkungen bei Veranstaltungen
- Die Oberstufen der Schulen (ab inklusive der 9. Schulstufe) stellen auf Homeschooling um.
- Bei Begräbnissen sind maximal 100 Personen erlaubt.
- Alle sollen - wenn möglich - im Homeoffice arbeiten.
- Quarantäne für Kuchl
Für die Tennengauer Gemeinde Kuchl gilt eine allgemeine Quarantäne:
- Ein- oder Ausfahrt in die und aus der Gemeinde mit Ausnahme der Grundversorgung (Lebensmittel, Landwirtschaft, Heizmaterial, Einsatzfahrzeuge, Warenlieferung zu Firmen) nicht möglich.
- Handelsgeschäfte können offenhalten, allerdings nur für Ortsbürger.
- Der Aufenthalt draußen ist auf Bewegung im Freien, Nachbarschaftshilfe und Einkäufe beschränkt.
- Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe schließen komplett.
Stöckl: „Höchste Zeit zu handeln"
„Es ist höchste Zeit, dass wir handeln. Die Zusammenarbeit der Spitälern funktioniert hervorragend, wir sind gut aufgestellt und können in so gut wie allen Landesteilen Covid-Patienten aufnehmen und behandeln. Aber wenn es mit den Infektionszahlen so exponentiell weitergeht, sind wir innerhalb von zehn bis zwölf Tagen an der Kapazitätsgrenze. Das müssen wir verhindern, und deshalb diese Maßnahmen“, sagte Gesundheitsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl.
Schellhorn: Corona-Vorgaben einhalten
„Es ist an der Zeit für einen dringenden Appell. Wenn wir unsere verletzlichen Gruppen wie Menschen in Senioren-Wohnhäusern und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen schützen wollen, müssen wir uns alle an die Vorgaben halten. Die nächsten beiden Wochen sind ganz entscheidend, dass wir von den aktuellen Zahlen wieder herunterkommen“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn. „Wir wollen auch Kulturveranstaltungen weiter ermöglichen. Hier hat sich die konsequente und strenge Einhaltung der Maßnahmen bewährt und das ist auch weiterhin notwendig.“
Klambauer: „Kindergärten mit erhöhten Schutzmaßnahmen“
„Wichtig war mir, dass die Kindergärten und die Schulen bis einschließlich der Unterstufen unter erhöhten Schutzmaßnahmen weiter offen bleiben können. Wir haben derzeit landesweit eine Einrichtung geschlossen und setzen alles daran, dass es zu keinen weiteren Schließungen kommt. Daher sind die Maßnahmen richtig und notwendig“, betonte Landesrätin Andrea Klambauer.
Kuchl-Pendler: Arbeiterkammer richtet Hotline ein
Die Arbeiterkammer Salzburg hat am Donnerstagnachmittag eine Hotline für jene 4.000 Beschäftigte eingerichtet, die wegen der über Kuchl verhängten Quarantäne ab Samstag nicht mehr zur Arbeit ein-oder Auspendeln können. Unter der Telefonnummer 0662/8687-96 können sich Arbeitnehmer zu allen Fragen rund um Entgeltfortzahlung sowie Rechte und Pflichten von Beschäftigten in der Ausnahmesituation informieren. "Es ist klar geregelt, dass hier die Entgeltfortzahlung durch die Betriebe geleistet werden muss", erklärte AK-Präsident Peter Eder.
Maßnahmen im Detail
Im gesamten Bundesland gilt ab Samstag ein Verbot für Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze, egal ob drinnen oder draußen. Ausnahmen gibt es nur für den Profisport und Gruppentraining von Spitzensportlern. Bei Veranstaltungen mit zugewiesenen und gekennzeichneten Plätzen dürfen keine Speisen oder Getränke angeboten werden. Private Feiern außerhalb der eigenen Wohnung sind verboten. Die Schul-Oberstufen ab inklusive der 9. Schulstufe schließen und stellen auf Distance Learning beziehungsweise Homeschooling um.
Ein Besuch in Gastronomiebetrieben ist nur mit einer Registrierung notwendig, die Sperrstunde um 22 Uhr bleibt aufrecht, ausgenommen sind Gäste in Beherbergungsbetrieben. An Begräbnissen dürfen höchstens 100 Personen teilnehmen. Die geltende Maßnahmen-Verordnung für den Tennengau wird bis 1. November, 24.00 Uhr, verlängert, nur Aus- und Fortbildungsveranstaltungen, bei denen alle Corona-Auflagen eingehalten werden, sind erlaubt.
Kurz: "Schnell und restriktiv" gehandelt
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat die in Salzburg erlassenen Maßnahmen begrüßt. Landeshauptmann Wilfred Haslauer (ÖVP) sei "hier aktiv" geworden und habe "schnell und restriktiv" gehandelt, sagte Kurz am Donnerstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel. So wurde etwa die Gemeinde Kuchl im Tennengau (Bezirk Hallein) unter Quarantäne gestellt.
Kurz appellierte erneut an "alle anderen sehr betroffenen Bundesländern" auch Maßnahmen zu setzen, "damit die Situation nicht außer Kontrolle gerät". Sie sollten dem Beispiel Haslauers folgen, so der Bundeskanzler.
Anschober unterstützt Corona-Maßnahmen
Der Gesundheitsminister unterstütze die Schritte, betonte Haslauer heute. "Geht die Entwicklung so weiter, kommt es zu einer Überforderung des Gesundheitssystems", warnte der Landeshauptmann. "Es ist absehbar, dass wir in knapp zwei Wochen an der Grenze der Versorgbarkeit angelangt sind." Binnen einer Woche hätte sich die Zahl der Hospitalisierungen verdoppelt, die Zahl der Intensivpatienten von eins auf vier erhöht. "Unter Umständen werden wir zeitnah in eine Situation kommen, in der wir das Behelfsspital am Messegelände wieder aktiveren müssen."
Kooperationsbereitschaft der Bürger fehlt
Die Zuspitzung der Situation in Kuchl und im Tennengau dürfte zum Teil auch einer gewissen Ignoranz einzelner Bürger gegenüber den bisherigen Maßnahmen zurückzuführen sein. "Wir haben in Kuchl keine Cluster mehr feststellen können", sagte Landessanitätsdirektoren Petra Juhasz am Donnerstag. "Es gab beim Angeben möglicher Kontaktpersonen von Infizierten keine Kooperation mehr. Viele haben Symptome, lassen sich aber nicht testen, um nicht in Quarantäne zu müssen." In sozialen Medien werde sogar dazu aufgerufen, unkooperativ zu sein und sich nicht an die Maßnahmen zu halten.
In Kuchl waren zuletzt 87 Personen aktiv mit dem Corona-Virus infiziert. Im gesamten Tennengau waren es 211 Personen, im Bundesland 670. Es liegen aber bereits weitere positive Testergebnisse vor, die noch nicht ins EMS eingespeist worden sind. Hier kommen landesweit noch einmal mehr als 120 hinzu.
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(Quelle: salzburg24)