Die Kampagne spricht Kinder und Jugendliche, die Eltern, die breite Öffentlichkeit und auch mitteilungspflichtiges Fachpersonal in jeweils unterschiedlichen Phasen an. Zuerst soll das Interesse der Öffentlichkeit geweckt werden. Dann rückt die Information und Aufklärung von Eltern in den Vordergrund. Zuletzt startet die Kampagnenphase, in der Kinder und Jugendliche verstärkt über ihre Rechte informiert werden. Darüber hinaus widerlegen Expertinnen und Experten die überlieferten Mythen über Gewalt in der Erziehung und geben hilfreiche Tipps und Kontakte für jede herausfordernde Situation mit Kindern, aber auch für Personen, die Gewalt an Kindern beobachten. Aufschlussreiche Daten und Fakten und Basis-Informationen in zahlreichen Sprachen und auch in einfacher Sprache ergänzen das Angebot.
„G’sunde Watschn“ immer noch im Erziehungsalltag
Die mit heute startende Kampagne verfolgt klare Ziele: „Wir wollen Betroffenen helfen, indem wir zeigen, dass es schnelle Hilfe und Prävention gibt, damit es erst gar nicht zu Gewalt in der Erziehung kommt. Wir zeigen auf, wo Gewalt beginnt und dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, egal ob psychisch oder physisch, in Österreich absolut verboten ist. Die umgangssprachlich verharmloste ‚g’sunde Watschn‘ ist ebenfalls verboten und leider noch immer nicht aus dem Erziehungsalltag verschwunden“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) in einer Aussendung am Montag.
Auch Beschimpfungen, Drohungen und Vernachlässigung verboten
Die Gewaltschutzstudie des Landes Salzburg, der kija und des Kinderschutzzentrums zeigt ein anderes Bild: Es wissen 92 Prozent der befragten Salzburgerinnen und Salzburger, dass schwere körperliche Gewalt verboten ist. Aber immer weniger wissen jedoch, dass jede Form der Gewalt, und dazu zählen auch Beschimpfungen, Drohung und Vernachlässigung, in der Erziehung verboten ist. „Es ist erschütternd, dass immer noch bis zu 25 Prozent aller Kinder und Jugendliche in Salzburg häusliche Gewalt erfahren müssen. Da braucht es unser gemeinsames Handeln“, so Schellhorn.
Gewalt: Vertrauen wird zerstört
Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kinder- und Jugendanwaltschaft betont: „Schutz vor Gewalt ist eines der wichtigsten Kinderrechte. Jede Form ist ein Angriff auf die Würde und zerstört das Vertrauen in sich selbst sowie in die Beziehung zu anderen Menschen. Daher braucht es neben Hilfsangeboten Bewusstsein für diese Rechte und Wissen über die massiven negativen Folgen, wenn sie verletzt werden.“
Für Holz-Dahrenstaedt liegt der Grund für Gewalt in der Familie oft an einem Gefühl der Überforderung der Eltern: „Durch die Pandemie stieg der Druck, und somit kam es auch zu vermehrten Fällen von häuslicher Gewalt. Das Fehlen außerfamiliärer Bezugspersonen, wie etwa Großeltern oder Lehrende, verschärfte dabei die Situation.“
Kinder vor Gewalt schützen
„Unsere Möglichkeiten in der Kinder- und Jugendhilfe, Familien individuell zu unterstützen und so wirksam vor Gewalt zu schützen, verbessern sich laufend – und zwar gemeinsam mit unseren vielen Partnerinnen und Partnern. Wir können aber nur dann helfen, wenn wir auch von den Vorfällen erfahren. Das setzt voraus, dass Erwachsene ihre Verantwortung wahrnehmen, sei es als Elternteil, in der Nachbarschaft, als Lehrerin und Lehrer, Ärztin und Arzt oder einfach nur durch aufmerksames Zuhören, wenn junge Menschen den Mut finden, sich uns anzuvertrauen“, appelliert Roland Ellmer, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe Salzburg.
(Quelle: salzburg24)