Aus nach über 20 Jahren

SOS-Kinderdorf schließt Clearing-house für geflüchtete Kinder in Salzburg-Aigen

Die SOS-Kinderdorf-Einrichtung, das Clearing-house", in Salzburg. 
Veröffentlicht: 15. April 2025 13:23 Uhr
Nach über 20 Jahren schließt SOS-Kinderdorf das Clearing-house in Salzburg-Aigen. In der Einrichtung wurden geflüchtete Kinder und Jugendliche betreut. Grund für das Aus sei, dass es keine Einigung mit dem Land Salzburg gegeben habe, heißt es am Dienstag. Aus dem Büro des zuständigen Landesrates Christian Pewny heißt es, dass die angekündigte Schließung "völlig überraschend" gekommen sei.

Das SOS-Kinderdorf schließt bis zum Sommer die Flüchtlingseinrichtung Clearing-house im Salzburger Stadtteil Aigen. "Mit dem Land Salzburg konnte keine Vereinbarung getroffen werden, die eine den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entsprechende Betreuung sicherstellt", informierte SOS-Kinderdorf am Dienstag. Das Clearing-house sei 24 Jahre lang ein Ort des Ankommens für mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche gewesen, die ohne ihre Eltern nach Österreich geflüchtet sind.

SOS-Kinderdorf erhebt Vorwürfe gegen Politik

"Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es aktuell am entsprechenden politischen Willen fehlt, junge Geflüchtete in Salzburg kinderrechtlich angemessen zu betreuen", erklärte der Geschäftsleiter von SOS-Kinderdorf, Christian Rudisch. Eine kindgerechte, den Kinderrechten und speziellen Bedürfnissen von jungen Geflüchteten entsprechende Betreuung könne langfristig nur mit dem notwendigen politischen und finanziellen Rahmen gelingen. Und der Wille dazu sei aktuell nicht zu erkennen, sagte Rudisch.

Dem Entschluss würden lange Verhandlungen mit dem Land vorausgehen. Ziel von SOS-Kinderdorf sei es gewesen, das Betreuungskonzept von Clearing-house an die Bedürfnisse der jungen Geflüchteten, aber auch ihrer Betreuerinnen und Betreuer im arbeitsrechtlichen Kontext anzupassen. Dazu hätte es vor allem kleinere Gruppengrößen und eine Gleichstellung mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gebraucht, hieß es. "Die Verhandlungen führten jedoch zu keinem akzeptablen Ergebnis. Mit Enttäuschung muss SOS-Kinderdorf feststellen, dass es keine Übereinstimmung mit dem Team rund um den zuständigen Landesrat Christian Pewny (FPÖ, Anm.) darüber gibt, was unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen an Unterstützung zusteht."

Büro Pewny: "Haltlose Unterstellungen"

Josef Höllinger, stellvertretender Büroleiter des Landesrats Pewny, weist die Vorwürfe gegenüber SALZBURG24 als "haltlose Unterstellungen" zurück. Am politischen Willen sei es nicht gescheitert. Der Landesrat habe sich bundesweit persönlich dafür eingesetzt, dass der Tagessatz von 95 Euro pro Person auf 112 Euro (beim betreuten Wohnen von 40,50 Euro auf 112 Euro) rückwirkend mit 1. Jänner 2024 erhöht worden ist. Es seien allerdings Mängel im Betreuungskonzept und bei der Betreuung der Flüchtlinge im Clearing-house in Salzburg festgestellt worden. Bei einem unangekündigten Besuch von der Fachaufsicht sei zu wenig beziehungsweise gar keine pädagogische Fachaufsicht vor Ort gewesen.

Es habe mehrere Treffen gegeben, das letzte habe am Dienstag vergangener Woche stattgefunden. Ein weiteres Treffen sei vereinbart worden, doch dazu kam es letztendlich nicht mehr. Die Ankündigung über die Schließung der Einrichtung sei heute "völlig überraschend" gekommen.

Wie geht es für betreute Jugendliche weiter?

SOS-Kinderdorf sei jederzeit bereit, jungen Menschen auf der Flucht ein Zuhause oder einen sicheren Ort in einem anderen Setting zu bieten, wenn sich die Situation ändere. Für die aktuell im Clearing-house Salzburg betreuten Jugendlichen werden nun individuelle Lösungen zur Weiterbetreuung erarbeitet, auch für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Optionen geprüft. Wo möglich, sollen sie in anderen Angeboten von SOS-Kinderdorf in Salzburg tätig werden, wurde erklärt. Das erfolgreiche Bildungsangebot "Minerva" werde bis auf weiteres am Standort fortgeführt. Für das Gebäude werden aktuell Nutzungsideen entwickelt.

Clearing-house Zuhause für Übergangszeit

Das Clearing-house bietet Jugendlichen ein Zuhause für eine Übergangszeit, bis ein Clearing ihrer Situation erfolgt. Minderjährige Flüchtlinge erhalten die notwendige Grundversorgung, sozialpädagogische und medizinische Betreuung sowie psychologische Hilfe und juristischen Beistand. "Die meist stark traumatisierten Jugendlichen lernten Deutsch und wurden in der Alltagsbewältigung unterstützt und gefördert", erläuterte SOS-Kinderdorf. Zuletzt habe das Clearing-house 24 Plätze geboten, die aktuell mit sieben Jugendlichen in der Wohngruppe belegt seien, plus vier Jugendlichen in Trainingswohnungen. Zusätzlich gebe es elf Plätze im Betreuten Wohnen, die aktuell mit zehn Jugendlichen belegt seien.

(Quelle: salzburg24)

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