Mehr als 1.000 geflüchteten Kindern und Jugendlichen hat das Clearing-house von SOS-Kinderdorf im Salzburger Stadtteil Aigen in den vergangenen 22 Jahren Zuflucht und neue Perspektiven geboten. Das Ziel der Einrichtung: Ein sicherer Hafen für unbegleitete minderjährige Geflüchtete sein und ihnen die Chance auf Bildung, Arbeit und ein Leben in Österreich ermöglichen.
„Es ist für uns ethisch nicht vertretbar, geflüchtete Kinder und Jugendliche nur zu verwahren. Unser Anspruch ist die bestmögliche Betreuung, sei es gesundheitlich, psychosozial oder rechtlich“, so Wolfgang Arming, Leiter von SOS-Kinderdorf Salzburg bei einem Medientermin am Mittwoch vor Ort im Clearing-house. Nachdem zähe Verhandlungen mit dem Land Salzburg kein zufriedenstellendes Ergebnis geliefert hätten, wurde Ende Juni der Entschluss gefasst, die Einrichtung neu aufzustellen.
Landesmittel reichen nicht für Betreuung geflüchteter Kinder
Zuvor war festgelegt, dass die Einrichtung 30 Personen zu betreuen hat, um Zuschüsse, die über die Grundversorgung hinausgehen, zu erhalten. „Die bestmögliche und individuelle Betreuung der Kinder und Jugendlichen war dadurch aber nicht mehr zu stemmen“, erklärt Meline Mazinjan, Leiterin des Clearing-house. Ein völlig neues Konzept musste demnach her.
„Statt wie zuvor 30 betreuen wir nun deutlich weniger Klient:innen und haben aber gleichzeitig beim Personal aufgestockt“, so Mazinjan. Über das Land werden aktuell 14 Plätze belegt. Insgesamt leben 24 Kinder und Jugendliche in dem Gebäude, zwischen acht und zwölf weitere werden in externen Wohnungen betreut.
Land Salzburg lehnt Zuschüsse für Clearing-house ab
Dadurch fehle es aber natürlich an finanziellen Mitteln. „In einigen anderen Bundesländern gibt es über die Kinder- und Jugendhilfe Zuschüsse zum Tagessatz der Grundversorgung, das Land Salzburg hat das aber abgelehnt“, berichtet Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf von den Verhandlungen. Durch die Gelder des Landes werde aktuell nur der weitere Betrieb sichergestellt.
Spenden sollen Kinder- und Jugendbetreuung erhalten
Um die angemessene Betreuung zu sichern, sei es nötig, auf Spendengelder zu setzen. „Wir möchten an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen und Menschen hervorbringen, die später ein geschätzter Teil unserer Gesellschaft werden“, so Mazinjan. Immerhin 95 Prozent der betreuten Kinder und Jugendlichen würden in Österreich bleiben und kaum welche davon seien später auf Mindestsicherung angewiesen.

Um geflüchteten Kindern und Jugendlichen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben in Österreich geben zu können, setzt das Team der Einrichtung auf regelmäßige Zukunftsorientierungsgespräche, in denen halbjährlich die Ziele und Interessen der Klient:innen besprochen werden. „Wir wollen unseren Schützlingen zeigen, dass sie Optionen auf ihrem Lebensweg haben und dass sie ihre Ziele erreichen können“, betont Mazinjan.
Clearing-house will an Erfolgsgeschichte anknüpfen
Die pädagogische Leiterin erzählt etwa von einem Buben aus Afghanistan, der vier Jahre in der Einrichtung gelebt hat, sich ehrenamtlich bei der Caritas engagierte, Kinder in einem Sportverein trainierte und später sogar österreichischer Staatsmeister im Boxen wurde. Ein weiteres besonderes Beispiel sei ein Mädchen, ebenfalls aus Afghanistan, das nach ihrem HAK-Abschluss ein Studium begann und dieses in Kürze erfolgreich abschließen dürfte, so Mazinjan. „Diese Erfolgsgeschichten zeigen uns, wie wichtig diese Arbeit ist und, dass wir bei der Qualität dieser keine Abstriche machen dürfen."
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(Quelle: salzburg24)