Die Stieglbahn ist kein neues Projekt, sondern ein Stück Salzburger Industriegeschichte. Seit 1920 verbindet das Gleis die Bahnstrecke beim Bahnhof Aiglhof mit der Stieglbrauerei im Stadtteil Maxglan. Ursprünglich für den Gütertransport errichtet, dient sie bis heute der Brauerei und einzelnen Industriebetrieben entlang der Trasse. Nur selten rollen Sonderzüge mit Besucher:innen der Brauwelt über die knapp dreieinhalb Kilometer lange Güterstrecke.
Schon seit Jahren steht im Raum, die bestehende Infrastruktur auch für den Personenverkehr zu öffnen – eine Idee, die im Rahmen der S-Link-Planungen bereits einmal auf dem Tisch lag, aber nie umgesetzt wurde. Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) sah im alten Gleisnetz eine Chance, die Mobilität zu verbessern, ohne dafür neue Großprojekte anzustoßen. Entlang der Trasse entstehen derzeit neue Wohn- und Arbeitsstandorte – etwa die im Bau befindliche Aldi-Süd-Zentrale und das Wohnprojekt "Glangärten".
Stieglbahn-Aktivierung: Geringe Nachfrage, technische Hürden
Aus der Anfang des Jahres von der KPÖ Plus geplanten Machbarkeitsstudie zur Aktivierung der Stieglbahn für den Personenbeförderungsverkehr wurde allerdings nichts. Eine solche Studie sei nicht in Planung, bestätigte Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) am Mittwoch gegenüber SALZBURG24. "Das Projekt ist aber nicht endgültig abgesagt", betont Schiester mit Hinblick auf das geplante Salzburger Mobilitätskonzept. Es gebe aber triftige Gründe, warum die Machbarkeitsstudie vorerst nicht weiterverfolgt werde. "Es gibt bereits Machbarkeitsstudien aus dem S-Link-Projekt, daher muss keine neue Studie gemacht werden."
Eine dieser Studien liegt der S24-Redaktion vor. In der Verkehrsuntersuchung im Auftrag der S-Link-Projektgesellschaft von 2021 wurden zwei Varianten überprüft. Das Ergebnis ist eindeutig: Die erwartete Fahrgastnachfrage wäre für eine städtische Bahnstrecke zu gering, um einen wirtschaftlich tragfähigen Betrieb zu gewährleisten. Zum anderen gebe es eine Vielzahl technischer Hürden: Die Bahnlinie ist eingleisig, nicht elektrifiziert und quert mehrere Straßenkreuzungen. Auch die Kapazitäten ab dem Anschluss in Salzburg-Aiglhof seien begrenzt. Außerdem müssten sämtliche Haltestellen samt Bahnsteigen geplant und neu gebaut werden. Zweifel gibt es auch am Einzugsgebiet, denn selbst nahegelegene Stadtteile wie Taxham würden wohl nicht von der Stieglbahn profitieren.
Dazu kommt der finanzielle Aspekt. Rund 30 Millionen Euro müssten älteren Berechnungen zufolge investiert werden, um auf dieser Schiene auch Personen zu transportieren.
Salzburger Mobilitätsstrategie
Stadträtin Schiester hatte die geplante Machbarkeitsstudie zu Jahresbeginn zunächst begrüßt, räumte aber ein, dass die Stieglbahn ohnehin nicht im Nahverkehrsplan bis 2027 enthalten ist. Dieser umfasst den Ausbau des Obus- und Regionalbus-Netzes und ein neues Linienkonzept. Die Umsetzung der Vorhaben soll in mehreren Phasen erfolgen.
Die Weiterentwicklung des Nahverkehrsplans ist eingebettet in eine größere Mobilitätsstrategie. Im aktuellen Mobilitätsbericht sind zahlreiche weitere Maßnahmen enthalten – vom Bike-Sharing-System (S-Bike) ab 2026, über neue Mobilitätsknoten mit Carsharing, bis zur Radstrategie 2030. Bis Ende 2026 soll zudem der "Mobilitätsplan 2040" beschlossen werden – Salzburgs erstes ganzheitliches, verbindliches Verkehrskonzept auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040.
NEOS-Kritik an Stadtregierung
"Dank unserer Anfrage wurde die Untersuchung aus dem Jahre 2021 zur Stieglbahn nun endlich öffentlich gemacht. Gleichzeitig wurde die geplante weitere Machbarkeitsstudie von der Stadt eingestellt – ein längst überfälliger Schritt", sagt NEOS-Gemeinderat Lukas Rupsch zu S24. Er kritisiert in diesem Zuge die Stadtregierung: "Ein Jahr nach der S-Link-Abstimmung fehlt jedoch weiterhin ein Plan B, wie ihn der Bürgermeister als Alternative angekündigt hatte. Auch ein übergreifendes Gesamtkonzept für die Stadt und das Umland ist nach wie vor nicht vorhanden."
Ob das historische Stieglgleis in der Stadt Salzburg eines Tages doch noch eine Rolle im öffentlichen Verkehr spielen wird, bleibt vorerst offen.
(Quelle: salzburg24)







