Die 3,4 Kilometer lange Stieglbahn in der Stadt Salzburg gibt es schon seit 1920. Die nicht elektrifizierte und durchgehend eingleisige Bahnstrecke zweigt nahe der Haltestelle Aiglhof von der Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg ab. Vornehmlich werden damit Güter von und zur namensgebenden Stieglbrauerei transportiert und im Ausnahmefall auch Besucher:innen der Brauwelt im Stadtteil Maxglan. Zudem werden noch einige Industriebetriebe entlang der Strecke über diverse Gleisanschlüsse bedient.
Dankl lässt Stieglbahn prüfen
Diskussionen über eine Nutzung für den öffentlichen Nahverkehr gibt es seit mehreren Jahren – zuletzt im Zuge der negativen Abstimmung über den S-Link. In dem bei einer Bürgerbefragung abgesagten Großprojekt war die Stieglbahn ein wesentlicher Bestandteil. Aus dem Verkehrsvorhaben wurde bekanntlich nichts, aber die Nutzung des Stieglgleises für den Personenverkehr wurde nun von Salzburgs Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) ins Spiel gebracht. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Gleise gibt es längst und es müsste nicht viel neu gebaut werden.
Anschluss für Aldi-Zentrale und Glangärten
Dankl begründet die Notwendigkeit der Bahnverbindung mit dem möglichen Potenzial an Fahrgästen, denn in unmittelbarer Nähe liegen die derzeit im Bau befindliche Zentrale für Aldi Süd mit 1.200 Arbeitsplätzen sowie das Wohnprojekt Glangärten mit rund 500 geplanten Wohnungen. "Das Verkehrsaufkommen wächst, aber die Öffi-Anbindung ist mangelhaft", bilanziert Dankl. "Zum Hauptbahnhof braucht man zu Stoßzeiten bis zu 50 Minuten. Mit Blick auf die neuen Projekte lohnt es sich, zu prüfen, wie geeignet die Stieglbahn für die Nutzung durch Fahrgäste ist." Die KPÖ Plus hat deshalb bereits vergangene Woche einen Antrag für eine Machbarkeitsstudie im Gemeinderat eingebracht. Die Erstellung dürfte jedenfalls einige Monate dauern.
Viele offene Fragen
Unabhängig vom Ergebnis der Machbarkeitsstudie und dem nötigen politischen Willen zur Umsetzung gibt es neben eisenbahnrechtlichen noch weitere offene Fragen zu klären: Wo wären geeignete Haltestellen, was passiert an Straßenkreuzungen und wie viele Menschen könnten die Bahn tatsächlich nutzen? Unklar ist auch, ob es auf der Bahnstrecke ab Salzburg-Aiglhof überhaupt noch freie Kapazitäten für die Stieglbahn gibt. "Naheliegend wäre, auch die Verlängerung bis zum Flughafen zu prüfen", sagt Dankl. Das Vorhaben könnte teils unterirdisch umgesetzt werden und steht freilich noch in den Sternen.
Das sagt die Politik zum Stieglgleis
Positive Signale sind aus der Planungs- und Verkehrsabteilung der Stadt Salzburg zu hören. Man wolle den Antrag prüfen und diskutieren, sagt Ingeborg Haller in Vertretung von Stadträtin Anna Schiester (beide Bürgerliste) gegenüber SALZBURG24. Der aktuelle Fokus liege aber auf dem Nahverkehrsplan 2027 mit weiteren Buslinien und kürzeren Takten, "der Auswirkungen auf die Stadt und den Zentralraum hat. Die Menschen müssen nach dem Aus für den S-Link spüren, dass sich im öffentlichen Verkehr merklich etwas verbessert." Im Nahverkehrsplan 2027 ist die Stieglbahn nicht enthalten. Was danach mit dem möglichen Öffi-Projekt passiert, ist offen.
Das Land Salzburg in Person von Verkehrsreferent Stefan Schnöll (ÖVP) zeigt sich bei der Stieglbahn grundsätzlich gesprächsbereit. Geprüft werden müsse neben der Kosten-Nutzen-Analyse auch eine positive Verkehrswirksamkeit als Einzelmaßnahme. "Alle Planungsunterlagen und Studien vom Land und der S-Link-Projektgesellschaft werden zur Verfügung gestellt", heißt es dazu am Mittwoch auf SALZBURG24-Anfrage. Damit soll doppelte Arbeit vermieden werden. Als Gesellschafterin der S-Link-Projektgesellschaft sollte die Stadt Salzburg ohnehin Einblick in die Unterlagen bekommen.
Der Einfluss des Landes auf das Projekt sei aber nur bedingt, weil es sich bei der Stieglbahn um eine innerstädtische Angelegenheit handelt. Sobald eine Verlängerung zum Airport oder bis nach Wals-Siezenheim in Aussicht sei, könnte sich das Land auch finanziell daran beteiligen. Die Flughafenanbindung sei grundsätzlich im Sachprogramm Verkehrsinfrastruktur des Landes festgelegt und die Korridore seien bislang freigehalten worden.
Bis zur Klärung der Frage, ob die Stieglbahn künftig tatsächlich für den Personenverkehr genutzt werden kann, wird aber noch viel Wasser die Salzach runterfließen.
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(Quelle: salzburg24)