Bei dem inklusiven Medienprojekt zeigen 17 Jugendliche aus Salzburg, Oberösterreich, Tirol und der Steiermark – mit und ohne Behinderung – ihren Schul- und Berufsalltag. Dabei übernehmen sie alles: vom Konzept bis hin zum finalen Schnitt. Unterstützung erhalten sie vom Salzburger Verein Lern.Film.Studio.
Und einen passenderen Tag hätte sich das Filmteam von „Nicht alltäglich“ für den Startschuss nicht aussuchen können: den 21. März. Denn an diesem Tag wird weltweit jedes Jahr der Down-Syndrom-Tag gefeiert. Warum ausgerechnet am 21.3.? "Menschen mit Down-Syndrom haben das 21. Chromosom dreimal. Daher fällt der 21. März auf den 21. Tag des dritten Monats." Mit diesen aufklärenden Worten hat Projektteilnehmer Michael Sebald die Pressekonferenz zur Filmvorstellung „Nicht alltäglich“ eingeleitet.
Menschen mit und ohne Behinderungen erzählen Geschichte
Die Idee für das Dokumentarfilmprojekt entstand bereits bei einem vorangegangenen Filmprojekt, an dem Jugendliche mit Behinderungen mitgewirkt hatten. „Die Betroffenen werden hier zu Erzählerinnen und Erzählern ihrer eigenen Lebensgeschichte. Es sind Menschen mit Down Syndrom, im Rollstuhl, mit Depressionen aber auch ohne Behinderung im Team.“, erläutert Initiatorin Susanne Radke, Gründerin des Lern.Film.Studio.
Zwei Jahre lang halten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab sofort ihren Alltag und ihre Lebenssituation fest. Der Verein Lern.Film.Studio will gemeinsam mit Down-Syndrom-Österreich damit mehr Bewusstsein und Öffentlichkeit für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen sowie mehr Inklusion schaffen. „Inklusion ist mittlerweile meist auf Menschen mit Migration beschränkt. Menschen mit Beeinträchtigungen erhalten kaum noch mediale Aufmerksamkeit“, schildert Radke.
Jugendliche freuen sich auf Projekt
Wer bei diesem Filmprojekt keinesfalls fehlen darf, ist Michael Sebald. Denn der 26-jährige mit Down Syndrom ist in Salzburg besonders umtriebig: In zwei Lokalen kellnert er unter der Woche, nebenbei moderiert er die ein oder andere Veranstaltung, ist Präsident von Down Syndrom Österreich und mittwochs geht er mit seiner Verlobten immer tanzen.
Marie aus Hinterglemm ist 19 Jahre alt und „schaut einfach nicht gerne weg“. Sie findet es furchtbar, wenn zum Beispiel Rollstuhlfahrer:innen nicht im Bus mitfahren können. Oder wenn im Bus keine Durchsagen zu den Haltestellen geführt werden: „Wie soll sich eine blinde Person da zurechtfinden?“ Mit dem Film erhofft sie sich, dass mehr Menschen hinschauen und die Welt inklusiver wird.
Der 21-jährige Yasir nimmt die weite Reise aus Linz auf sich, um bei den Workshops für das Filmprojekt dabei zu sein. Warum er das macht? Yasir möchte seine Meinung und Erfahrung teilen, wie es ihm als Mensch mit Beeinträchtigung im Alltag geht. Der Linzer fordert, dass mehr im Bereich Bildung und in der Arbeitswelt für Menschen wie ihn getan werden soll, damit er selbstständig leben kann. „Schließlich werden die Eltern ja auch irgendwann einmal alt“, stellte Yasir fest und sorgte für einen Lacher unter den Anwesenden. Außerdem wollte der 21-Jährige nicht immer nur Filme ansehen, sondern auch selber einmal in einem mitwirken.
Auch Mark will mehr übers Filmemachen lernen. Besonders die Kameraführung interessiert ihn. Neben den technischen Erfahrungen will er aber auch in das Thema Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen lernen.
Gutschi für Sonderschulen und Inklusionsklassen
Landesbildungsrätin Daniela Gutschi (ÖVP) erzählte beim Medientermin von persönlichen Erfahrungen: „Mein Sohn hatte als Baby eine Hirnblutung. Für uns Eltern war sein weiterer Lebensweg dann im Grunde normal, aber er wurde von der Gesellschaft ‚behindert.‘“ Deshalb setze sie sich als Bildungslandesrätin sowohl für Sonderschulen als auch für Inklusionsklassen ein. Eine Million Euro zusätzlich hat sie deshalb im Bildungsressort für persönliche Assistenzen in Inklusionsschulen sichergestellt.
Pewny: „Gibt keinen Unterschied zwischen Menschen“
Landessozialrat Christian Pewny (FPÖ) sehe keinen Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung und nennt das Projekt „ein wunderbares Beispiel gelebter Inklusion“. Er schloss mit einem positiven Ausblick: Vergangene Woche wurde im einstimmigen Länderbeschluss entschieden, dass Menschen mit Beeinträchtigungen ebenfalls einen Lohn statt des derzeitigen Taschengelds bekommen sollen.
Dokumentarfilm soll ins Kino kommen
Der fertige Film soll dann in einem Kino präsentiert werden. Nach weiteren Partner:innen für die Ausstrahlung wird laufend gesucht – sowohl in Salzburg als auch in den benachbarten Bundesländern.
(Quelle: salzburg24)